25.05.2017 19:22 Uhr

BVB kämpft gegen den "Final-Fluch"

Marco Reus und der BVB wollen den
Marco Reus und der BVB wollen den "Final-Fluch" beenden

Borussia Dortmund gegen Eintracht Frankfurt - der Champions-League-Teilnehmer gegen die schlechteste Mannschaft der Rückrunde. Die Rollen im DFB-Pokal-Finale scheinen klar verteilt. Doch beim BVB herrscht Unruhe.

Der Außenseiter kann es kaum erwarten. Mit bester Laune stiegen die Profis von Eintracht Frankfurt schon am Donnerstagabend in Berlin-Tegel im Sonnenschein aus dem Flieger. Borussia Dortmund reist hingegen ganz routiniert erst am Freitagmittag zum DFB-Pokal-Finale an - bis zur letzten Sekunde schottet sich der BVB ab, um seinen Endspiel-Fluch endlich zu besiegen. Die Sehnsucht ist groß.

"In den vergangenen drei Jahren waren wir zwar auch jedes Mal in Berlin, mussten aber mit leeren Händen wieder nach Hause fahren", sagte BVB-Kapitän Marcel Schmelzer der Zeitung "Die Welt": "Deshalb wird es höchste Zeit, dass wir mal wieder gewinnen."

Störfeuer von außen

Ein Sieg nach den bitteren Final-Pleiten gegen den VfL Wolfsburg (2015) und zweimal gegen den FC Bayern (2014, 2016) - und der BVB würde eine extreme Saison voller Höhen und Tiefen mit einem Titel abschließen. Auch wenn der goldene "Pott" Trainer Thomas Tuchel nicht mehr helfen wird.

Der 43-Jährige wird den BVB wohl auch im Fall des Pokalsiegs verlassen, zu krass ist das mehr oder weniger öffentliche Zerwürfnis mit Klub-Chef Hans-Joachim Watzke. Auch Torschützenkönig Pierre-Emerick Aubameyang steht vor dem Absprung. Im Bundesliga-Endspurt konnte das ausgeblendet werden, Dortmund wurde Dritter und qualifizierte sich direkt für die Champions League.

Und im Pokal? "Wir haben ein absolutes Highlight vor der Brust", sagte Schmelzer: "Wir haben die ganze Saison darauf hingearbeitet, einen Titel zu gewinnen. Jetzt haben wir die Möglichkeit dazu. Deswegen beschäftigen wir uns nicht mit den Sachen, die von außen kommen."

Volles Haus in der Hauptstadt

Die Köpfe beschäftigt aber weiter das Attentat auf die Mannschaft Mitte April. "Ich habe Angst, in den Bus zu steigen, ich habe Angst, zu den Spielen zu fahren", gab Shinji Kagawa zu. Matthias Ginter erzählte von "Kopfkino" in vermeintlich harmlosen Situationen.

Nicht zuletzt unter dem Eindruck des Anschlags in Manchester wird Berlin am Wochenende zur Festung. Neben Zehntausenden Fans aus Dortmund und Frankfurt kommen auch noch 100.000 Menschen zum Kirchentag. Am Donnerstag war auch Barack Obama darunter.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière versprach zusätzliche Unterstützung, der Deutsche Fußball-Bund gab an, "bestmöglich aufgestellt und vorbereitet" zu sein.

Alles scheint möglich

Rein sportlich ist das auch die Eintracht. Seit 29 Jahren wartet der Traditionsverein auf einen Titel, vor elf Jahren platzte der Pokaltraum im Finale gegen die Bayern. "Ein Pokalfinale ist für uns nichts Alltägliches. Das schafft Eintracht Frankfurt vielleicht alle zehn bis 15 Jahre", sagte Sportvorstand Fredi Bobic.

Zwar ist die schlechteste (!) Mannschaft der Bundesliga-Rückrunde auf dem Papier der Außenseiter. Aber "es ist doch immer das Gleiche - das Gequatsche vor dem Finale ist immer groß, jeder weiß, wie es ausgeht", sagte Bobic: "Aber keiner weiß es wirklich". Auch Trainer Niko Kovač betonte: "Es ist ein Spiel." Alles scheint möglich.

Becker setzt auf den BVB

Prominente Fans haben beide Teams. "Ich tippe auf ein 2:1 für den BVB", sagte Tennis-Legende Boris Becker: "Ich denke, dass Thomas Tuchel genauso wie seine Mannschaft äußerst motiviert sein wird." Formel-1-Star Sebastian Vettel, seit Kindertagen Eintracht-Fan, hofft auf die Überraschung: "In Pokalspielen ist alles möglich. Die Jungs werden alles geben."

Besonders für die Frankfurter ist das Endspiel die ganz große Bühne. Die Partie wird in mehr als 100 Ländern zu sehen sein, in der Halbzeitpause tritt Schlagerstar Helene Fischer auf. Ein Ärgernis allerdings gab es: Eintracht-Abwehrspieler Guillermo Varela hat sich am Montag unerlaubt ein Tattoo stechen lassen. Das Frauenporträt in der Armbeuge entzündete sich - Varela wurde suspendiert.