28.05.2017 12:13 Uhr

Eintracht enttäuscht: Der Stolz kommt später

Die Eintracht musste sich nach großem Kampf geschlagen geben
Die Eintracht musste sich nach großem Kampf geschlagen geben

Eintracht Frankfurt reiste nach dem verlorenen DFB-Pokal-Finale erhobenen Hauptes aus Berlin ab. Doch die Zukunft der Mannschaft ist ungewiss.

Als die niedergeschlagenen Profis von Eintracht Frankfurt um 0:19 Uhr im Ritz-Carlton ankamen, begann statt der rauschenden Pokal-Party ein trauriger Marathon aus Schulterklopfern und netten Worten. "Natürlich sind wir enttäuscht und traurig", sagte Kapitän Alexander Meier, dem erst wieder ein Lächeln übers Gesicht huschte, als ihm ein kleiner Autogramm-Jäger im Berliner Edel-Hotel strahlend einen Stift hinhielt.

Über eine Stunde lang hatte die Eintracht beim 1:2 (1:1) im Finale gegen Borussia Dortmund eine Hand am DFB-Pokal. Doch ein Foulelfmeter von BVB-Stürmerstar Pierre-Emerick Aubameyang (67.) riss die Fans der Hessen, die Berlin am Samstag auf den Kopf gestellt hatten, aus allen Träumen. Das Warten auf den ersten Titel seit 29 langen Jahren geht weiter.

"Sie mussten sich strecken bis zur Decke"

"Das wird zwei, drei Tage dauern, ehe wir realisieren, dass wir auch stolz sein können. Wir haben ein super Spiel gemacht", sagte Meier. Bei Trainer Niko Kovač überwog sogar schon nach dem Abpfiff das Gefühl, "eine außerordentliche Saison" gespielt zu haben.

Die schlechteste Rückrundenmannschaft der Bundesliga hatte sich vor 74.322 Zuschauern, darunter mehr als 20.000 bis zum Umfallen feiernde Frankfurter, teuer verkauft. "Wir haben dem BVB über 90 Minuten alles abverlangt", sagte Kovač, der sein Team im schwarzen Anzug bis zur letzten Sekunde angepeitscht hatte: "Sie mussten sich strecken bis zur Decke."

Bobic kritisiert DFB-Präsident Grindel

Gereicht hat es nicht. Vor Aubameyangs "berechtigtem Elfmeter" (Kovač) traf Ousmane Dembélé (8.). Ante Rebić (26.) gelang nur der zwischenzeitliche Ausgleich. "Mit etwas mehr Glück hätten wir in Führung gehen können", sagte Kovač: "Wir werden trotzdem erhobenen Hauptes nach Hause fahren."

Wie tief der Frust dennoch saß, zeigte ein Interview von Sportvorstand Fredi Bobic, der DFB-Präsident Reinhard Grindel dafür kritisierte, sich am Vorabend vermeintlich auf die BVB-Seite geschlagen zu haben. "Er ist ein junger Präsident, er kann noch lernen. Uns hat das nicht gefallen", sagte Bobic. Laut Deutschem Fußball-Bund hatte Grindel der Eintracht den Titel im fast gleichem Atemzug aber genauso gegönnt.

Droht Frankfurt der Aderlass?

Auf den Sportvorstand und Kovač wartet in den kommenden Wochen viel Arbeit. "Es wird einige Spieler geben, die gehen wollen. Aber wir lassen nicht jeden ziehen", sagte der Trainer. Dazu gehört wohl Torwart Lukáš Hrádecký, der den Klub mit seinen Glanztaten überhaupt erst ins Endspiel gebracht hatte - dann aber im Finale mit einem Foul an Christian Pulisic den entscheidenden Strafstoß verursachte.

"Kleinigkeiten entscheiden am Ende große Spiele. Ich kann dem Lukáš überhaupt keinen Vorwurf machen", sagte Kovač: "Der Fehler beginnt viel früher. Wenn ein Torwart rauskommt, ist es klar, dass der Stürmer den Körperkontakt sucht - und den hat er dann ja auch bekommen. Am Ende war es ein Foul."

Hrádecký, dessen Vertrag bis 2018 läuft, fährt nun "erst einmal in den Urlaub". Auch die Zukunft des von Real Madrid ausgeliehenen Abwehrspielers Jesús Vallejo ist noch nicht geklärt. Der Schweizer Nationalspieler Haris Seferović wechselt zu Benfica Lissabon. Welche Rolle Meier in den kommenden Monaten noch spielen wird, ist offen.