09.06.2017 14:34 Uhr

San Marino mit Stolz gegen den Giganten

Pierangelo Manzaroli und sein Team stehen vor einer echten Mammutaufgabe
Pierangelo Manzaroli und sein Team stehen vor einer echten Mammutaufgabe

Der Kapitän gesperrt, weitere Stammspieler verletzt: Fußball-Zwerg San Marino hat es gegen den Weltmeister diesmal noch schwerer als sonst. Die Vorfreude auf das Duell gegen Deutschland ist trotzdem groß.

Alessandro Della Valle legte viel Stolz in seine dunkle Stimme. Im spärlich gefüllten Pressesaal der adidas-World in Herzogenaurach kündigte der Kapitän von San Marino dem Fußball-Weltmeister Deutschland einen großen Kampf an. "Das ist ein ganz besonderes, sehr wichtiges Spiel für uns. Halb Europa schaut uns zu", betonte der 35-Jährige vom kleinen AC Juvenes-Dogana aus der ersten nationalen Liga.

Die Nummer 204 der FIFA-Weltrangliste habe am Samstag beim WM-Qualifikationsspiel in Nürnberg die Aufgabe, sich gegen den Giganten teuer zu verkaufen: "Wir wollen erhobenen Hauptes spielen und kämpfen."

Personalsorgen beim Underdog

Und das, obwohl der Fußball-Zwerg diesmal noch kleiner ist als sonst: San Marino tritt mit dem letzten Aufgebot an. Vor allem die Sperre gegen den eigentlichen Spielführer Matteo Vitaioli schmerzt. Der Offensivspieler erzielte am 8. September 2015 in Vilnius gegen Litauen (1:2) das erste Auswärtstor für San Marino seit mehr als 14 Jahren.

Und auch der nachnominierte Mittelstürmer Mattia Stefanelli, der beim 1:4 in Norwegen im Oktober den bislang letzten Treffer für "La Nazionale" markiert hatte, fällt kurzfristig aus. Genau wie das 20 Jahre alte Offensivtalent Filippo Berardi vom FC Turin, neben Torhüter Elia Benedettini (Novara Calcio) einziger Profi im Kader.

Trainer Pierangelo Manzaroli, dem zudem Abwehrspieler Davide Simoncini (gesperrt) sowie die Routiniers Marco Domeniconi, Alex Gasperoni und Carlo Valentini fehlen, spricht von einer "schwierigen Situation". Aber was soll er tun? Seine Auswahl ist knapp, die älteste Republik der Welt hat gerade einmal rund 32.000 Einwohner.

Großer Respekt vor dem Weltmeister

"Mit den ganzen Ausfällen, die wir jetzt zu beklagen haben, wird das Team eben jünger", sagt er, "Angst sollten wir dennoch nicht haben. Die muss aus den Köpfen, obwohl wir natürlich großen Respekt vor der Mannschaft des Weltmeisters haben."

Respekt hat auch die DFB-Elf vor dem Schlusslicht in Quali-Gruppe C (fünf Spiele, null Punkte, 1:23 Tore), obwohl sie in San Marino da leise Zweifel haben und noch immer sauer auf Thomas Müller sind. Dessen sachliche Grundsatzkritik an Vergleichen mit den "Kleinsten" hatte nach dem Hinspiel (8:0) einen Proteststurm bis zum Nationalen Olympischen Komitee ausgelöst. Nur: Größer geworden sind San Marinos Fußballer seither nicht. In Europa ist die "Bianco Azzurra" laut UEFA-Verbandskoeffizient klares Schlusslicht - hinter Gibraltar und Andorra.

Chancenlos gegen italienische C-Elf

Seit Vitaioli zum Helden wurde, hat nur noch Stefanelli getroffen - es war das einzige Tor in den vergangenen elf Länderspielen. Am 31. Mai gab es im Test gegen Italien in Empoli einen weiteren Rückschlag - 0:8. Und das, obwohl Italien nur mit einer C-Elf aus Talenten und bislang Verschmähten angetreten war.

Genauso übrigens, wie es Bundestrainer Joachim Löw mit seinem Perspektivkader für den Confed Cup (17. Juni bis 2. Juli) am Samstag tun wird. Kein Wunder also, dass sich die wichtigste Tageszeitung "La Tribuna" im Vorfeld am Donnerstag mit einer schnöden Meldung zu den weiteren Ausfällen beschied. Immerhin auf der Titelseite.