10.06.2017 10:41 Uhr

Tönnies über Weinzierl: "Vorgaben nicht umgesetzt"

Äußert sich zum Trainerwechsel: Schalke-Aufsichtsratschef Clemens Tönnies
Äußert sich zum Trainerwechsel: Schalke-Aufsichtsratschef Clemens Tönnies

Jede Menge los aus Schalke - mal wieder! Auch in diesem Jahr sorgen die königsblauen Personalrochaden für Schlagzeilen. Nach dem Aus von Markus Weinzierl und der Verpflichtung von Domenico Tedesco hoffen die Knappen auf Aufbruchstimmung - und besseren Fußball.

Im "Reviersport"-Interview nahm Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies nun ausführlich Stellung zum plötzlichen Trainerwechsel.

"Ich habe intensiv mit Christian Heidel und Axel Schuster das Thema diskutiert. Irgendwie habe ich bei ihnen die Zweifel gespürt, dass Markus Weinzierl noch der richtige Trainer ist", so der 61-Jährige, der an der Arbeit des Ex-Coaches kaum ein gutes Haar ließ: "Wir wollten eine Spielphilosophie entwickeln, die der Verein vorgibt. Diese Vorgaben haben wir einfach nicht umgesetzt gesehen". Rumms, das hat gesessen!

Tönnies erklärte zwar, die Weinzierl-Verpflichtung weder menschlich, noch finanziell bereut zu haben, doch in sportlicher Hinsicht blieb der frühere Augsburger weit hinter den Erwartungen zurück. Der Fleischfabrikant weiter: "Meine Erfahrung in dieser langen Zeit ist: Der Trainer ist der wichtigste Mann in einem Fußballverein". Und dieser Mann müsse Ergebnisse liefern, so Tönnies.

Kein Druck auf selbstkritischen Heidel

Derweil sprach Ur-Schalker von "grenzenlosem Vertrauen" in Manager Christian Heidel. "Eine Korrektur gehört auch mal dazu. Ich rechne ihm hoch an, dass er sagt: 'Das nehme ich auf meine Kappe'", so der Schalke-Boss.

Heidel hatte Weinzierl nach Schalke geholt, nach nur einer Saison, die auf dem enttäuschenden zehnten Platz endete, jedoch wieder entlassen. "Es ist besser, jetzt einen Schnitt zu machen und eine Entscheidung zu korrigieren, als die Trennung zu scheuen und womöglich in eine weitere mittelmäßige Saison reinzulaufen", sagte Tönnies.

Der Aufsichtsratsvorsitzende traut Weinzierl-Nachfolger Domenico Tedesco zu, Schalke zurück in die Erfolgsspur zu führen - obwohl kein Cheftrainer in der Geschichte der Königsblauen jünger war. "Ich glaube, dass der Trainerberuf mit dem Alter nichts zu tun hat. Sondern mit der Reife der Persönlichkeit und mit der Qualität seiner Arbeit."

Tuchel? "Weiß nicht, ob wir uns damit nicht überfordert hätten"

Für Tönnies ist es kein Problem, dass Tedesco nicht mehr als ein halbes Jahr Profi-Erfahrung beim Zweitligisten Erzgebirge Aue vorzuweisen hat. "Das hatten Nagelsmann, Tuchel und Klopp auch nicht", so der 61-Jährige: "Und da sind wir schon gleich bei zwei Namen, die Christian Heidel entdeckt hat. Ich vertraue ihm, er ist ja nicht ganz unerfolgreich mit der Benennung von völlig unbekannten Überraschungstrainern."

Tuchel war nach seinem unrühmlichen Abschied bei Borussia Dortmund auch ein möglicher Weinzierl-Nachfolger auf Schalke. "Aber ich weiß nicht, ob das jetzt gepasst hätte zu diesem Zeitpunkt, ihn so frisch von Dortmund zum Erzrivalen zu holen", erklärte Tönnies: "Ich weiß nicht, ob wir uns damit nicht allesamt überfordert hätten.

Für die Zukunft erwartet Tönnies von Tedesco, die "Spielphilosophie mit Leben" zu füllen: "Wir wollen zum Beispiel Pressing sehen. Schnelles Spiel nach vorne", forderte der Unternehmer: "Unser Anspruch ist, Champions League zu spielen. Nicht nur meiner, sondern der der Fans, der Mitglieder. Wir wollen oben mitspielen, eine der großen Kräfte innerhalb der Bundesliga sein. Und deswegen ist der Anspruch immer, international dabei zu sein".

"Saftige Geldstrafe" für Lästermaul Konoplyanka

Auch die öffentlichen Anschuldigungen von Flop-Transfer Yevhen Konoplyanka, der Ex-Trainer Weinzierl als "Feigling" beschimpft hatte, ließ Tönnies nicht unkommentiert: "Im Fußballgeschäft darf man sich alles sagen - aber unter vier Augen. Dort sollte man immer offen miteinander kommunizieren. Trainer zu Spieler, Spieler zu Trainer. In der Öffentlichkeit finde ich es deplatziert. Da hat Kono einen schlechten Tag gehabt", erörterte der 61-Jährige.

Tönnies kündigte Konsequenzen für den Ukrainer an: "Er wird eine saftige Geldstrafe dafür kriegen. Die wird ihm wehtun. Da wird er sich das nächste Mal zusammenreißen. Das Geld wird für einen guten sozialen Zweck gespendet".