20.06.2017 11:54 Uhr

Bayerns Costa: Missverständnis vor dem Ende

Douglas Costa verlässt den FC Bayern wohl in Richtung Turin
Douglas Costa verlässt den FC Bayern wohl in Richtung Turin

Der Transfer von Douglas Costa zu Juventus Turin scheint fast perfekt zu sein. Der 33-malige italienische Meister überweist laut Medienberichten 40 Millionen Euro Ablöse an den FC Bayern München. Das sind immerhin zehn Millionen Euro mehr als Costa vor zwei Jahren gekostet hat. Für die Bayern endet damit ein Missverständnis, das vielversprechend begann.

Als Douglas Costa im Sommer 2015 vom ukrainischen Top-Klub Shakhtar Donetsk nach München kam, wurde er als Neuentdeckung gefeiert. Seine Schnelligkeit, seine technischen Finessen, sein Offensivdrang, seine tödlichen Pässe – all das zeichnete den Brasilianer aus.

In den ersten zwölf Bundesligaspielen gelangen ihm zwei Tore und zwölf Vorlagen. Costa war der Shooting-Star der Bundesliga-Hinrunde 2015/2016, galt bereits als logischer Nachfolger von Bayerns langjährigem Linksaußen Franck Ribéry.

Doch der Dribbling-Künstler vom Zuckerhut konnte das hohe Niveau nicht halten. An den übrigen 22 Spieltagen seiner Debüt-Saison kamen lediglich zwei Tore und zwei weitere Vorlagen hinzu. Muskuläre Probleme trugen dazu bei, dass er seinen Stammplatz an den wieder fitten Ribery verlor.

Unter Trainer Carlo Ancelotti ging es weiter bergab. In lediglich 14 Bundesligaspielen stand Costa in der abgelaufenen Spielzeit in der Startelf. Insgesamt vier Tore und sechs Vorlagen waren seine Ausbeute.

In den wichtigen Partien nur Ersatzspieler

In den wichtigen Partien, sei es nun in der Bundesliga, im DFB-Pokal oder in der Champions League, kam Costa meist nur als Einwechselspieler zum Zuge. Selbst dann waren seine Leistungen mäßig. Im Champions-League-Viertelfinalhinspiel gegen Real Madrid wurde er in der 66. Minute eingewechselt - und war von der ersten Aktion an der schlechteste Mann auf dem Platz.

Nun gab es auch schon andere Profis, die bei den Bayern in ein Leistungstief fielen. Es gehört zur Philosophie des Rekordmeisters, dann dem Spieler den Rücken zu stärken.

Das Problem ist nur: Douglas Costa passte mit seiner Mentalität nicht zum deutschen Branchenprimus. Obwohl er mit seinen Leistungen zuletzt kaum sein Gehalt von geschätzten sechs Millionen Euro rechtfertigte, verlangte der Brasilianer nach mehr Geld.

Hoeneß und Scholl kritisieren Costa

Im Februar sorgte er durch ein Interview mit der "Bild am Sonntag" für Wirbel. "Noch fühle ich mich hier nicht komplett glücklich. Aber wir werden bald eine Lösung finden", sagte der 26-Jährige damals. Er erzählte von millionenschweren Angeboten aus China, England, Spanien und Frankreich.

Der Konter von Präsident Uli Hoeneß ließ nicht lange auf sich warten. "Wenn da jemand glaubt, dass man den FC Bayern von außen unter Druck setzen kann, dass man ihm mehr Geld bezahlt, dann scheint er uns alle schlecht zu kennen", sagte er gegenüber der "ARD".

Das Tischtuch zwischen Verein und Spieler war nun offenbar endgültig zerschnitten. "Grundsätzlich ist er kein Spieler, den der FC Bayern vermissen würde", sagte Bayern-Legende Mehmet Scholl über den in Ungnade gefallenen 26-Jährigen.

Bei Juve schließt Costa eine Lücke

Für Juventus hingegen ist Costa offenbar ein absoluter Wunschspieler. "Er ist sehr talentiert und eines unser Transfer-Ziele", gab Juve-Trainer Massimiliano Allegri auf der Vereinswebsite bekannt.

Für Costa dürfte im Mittelpunkt stehen, dass er in Italien mehr Geld kassiert. Mit einem Jahreseinkommen von rund neun Millionen Euro wird er bei der Alten Dame zu den Spitzenverdienern zählen.

Zudem hat der 19-malige Nationalspieler in Turin bessere Chancen auf einen Stammplatz. Juves einziger echter Linksaußen Marko Pjaca laboriert noch mindestens bis Ende September an einem Kreuzbandriss.

Der Ex-Bayern-Spieler Mario Mandžukić hat ihn zwar gut vertreten, möchte aber eigentlich zentraler agieren. Somit könnte Costa beim italienischen Serienmeister eine Lücke schließen. Das Missverständnis mit den Bayern wäre dann beendet.

Oliver Jensen