23.06.2017 12:34 Uhr

Trotz Druck: Heidel vor JHV "ohne Bammel"

Christian Heidel spricht bei der Jahreshauptversammlung der Schalker
Christian Heidel spricht bei der Jahreshauptversammlung der Schalker

Schon zwei Trainer gefeuert, den Europapokal verpasst: Christian Heidel muss nach seinem ersten Jahr als Sportvorstand von Schalke 04 auf der Mitgliederversammlung am Sonntag mit viel Kritik rechnen.

Vor zwölf Monaten wurde er als Heilsbringer gefeiert, jetzt muss er die schwächste Saison seit 17 Jahren erklären: Nach nur einem Jahr als Sportvorstand von Schalke 04 ist Christian Heidel beim traditionell aufgeregten Bundesligisten schon gewaltig unter Druck geraten. Am Sonntag (13:04 Uhr) muss sich der 54-Jährige auf der Mitgliederversammlung für seinen schlechten Start bei den Königsblauen rechtfertigen.

"Ich gehe da ohne Bammel hin", sagt Heidel. Dass es bei der JHV auf Schalke besonders hoch hergehen kann, weiß der langjährige Mainzer Manager bislang eher aus zweiter Hand: "Ich hab' ja früher auch schon Fernsehen geschaut."

Am Sonntag geht's in die Bütt

Vor einem Jahr richtete sich die Kritik vieler Mitglieder noch gegen Aufsichtsratschef Clemens Tönnies, der zur Wiederwahl stand. Jetzt muss Heidel nach 24 Jahren beim Karnevalsverein in Mainz auf Schalke in die Bütt, um seine eigene magere Bilanz zu erklären. Zwei Trainer hat er bereits gefeuert - zunächst den von seinem Vorgänger Horst Heldt verpflichteten André Breitenreiter, dann nach nur einer Saison seinen Wunschkandidaten Markus Weinzierl.

Als Tabellenzehnter hat Schalke erstmals nach sieben Jahren wieder den Europapokal verpasst und mit dem Viertelfinal-Aus in den Pokalwettbewerben die schlechteste Saison seit 1999/2000 gespielt. Obwohl Heidel für mehr als 70 Millionen Euro neue Spieler kaufte - Rekord in der Vereinsgeschichte.

Mit der Verpflichtung des 31-jährigen Domenico Tedesco setzt Heidel einmal mehr auf sein Händchen für junge, unerfahrene Trainer. In Mainz klappte es mit Jürgen Klopp und Thomas Tuchel, die mittlerweile zu Stars der Branche geworden sind. Auf einen ähnlichen Erfolg hofft er auch mit dem jüngsten Coach in der königsblauen Historie.

Kritik von Schalke-Mitglied Peter Neururer

"Ich hätte es mir einfacher machen können", sagt Heidel, er habe nicht den Eindruck gehabt, dass "die ganze Öffentlichkeit den Kopf des Trainers gefordert hat". Doch von Weinzierl war er nicht mehr überzeugt. Seine Verpflichtung sei "im Nachhinein eine falsche Entscheidung" gewesen, gibt er zu.

"Nicht nachvollziehbar" findet der langjährige Bundesliga-Trainer Peter Neururer Heidels Kurswechsel. Die Entlassung des Wunschtrainers sei "ziemlich niveaulos", sagt das Schalke-Mitglied, "da muss sich der Manager auch mal hinterfragen." Mit dieser Meinung wird Neururer am Sonntag nicht alleine stehen.

"Den Druck habe ich mir jetzt selber gemacht", meint Heidel. Aber er wolle nicht "unter falschen Voraussetzungen in die neue Saison gehen. Ob das mehr Druck für mich bedeutet, spielt keine Rolle", betont er: "Es geht um den Verein, nicht um mich."