26.06.2017 08:00 Uhr

"Erdbeben" bei ÖFB-Schiedsrichtern

An Fritz Stuchlik scheiden sich in der österreichischen Schiedsrichter-Szene die Geister
An Fritz Stuchlik scheiden sich in der österreichischen Schiedsrichter-Szene die Geister

"Erdbeben" in Österreichs Schiedsrichter-Szene. Fritz Stuchlik ist ab sofort nicht mehr für die Besetzungen verantwortlich, sein Nachfolger wird Thomas Steiner. Dies wurde bei der Hauptversammlung beschlossen.

Robert Sedlacek, Vorsitzender der ÖFB-Schiedsrichterkommission bestätigte am Montag gegenüber weltfussball die Änderung: "Ab der neuen Saison wird sich Thomas Steiner um die Besetzungen kümmern. Fritz Stuchlik wird in seiner Tätigkeit nun für die Administration und die Urlaube der Schiedsrichter zuständig sein."

Das Ende des "Systems" Fritz Stuchlik

Fritz Stuchlik. Ein Name. Eine Legende. Der 51-jährige Wiener ist ein ehemaliger österreichischer FIFA-Schiedsrichter, an dem sich schon zu seiner noch aktiven Zeit am Pfeiferl die Geister schieden. Von Juli 1992 bis Dezember 2009 in der Bundesliga im Einsatz, dabei stolzer Rekord-Halter: Beim 3:1-Heimsieg des SV Mattersburg gegen Kapfenberg am 25. April 2009 zeigte er zwölf Gelbe Karten und einmal Gelb-Rot. Dazu dauerte die Partie insgesamt 106 Minuten.

Eine weitere Stuchlik-"Bestmarke" für die Ewigkeit: Er ist der einzige Schiedsrichter, der Ryan Giggs in seinen über 1.000 Profi-Spielen vom Platz stellte. Passiert am 5. September 2001 bei der 2:3-Niederlage von Wales gegen Norwegen in der WM-Qualifikation.

Bis zuletzt hatte sich der hauptberufliche ÖFB-Sekretär um die Ausbildung neuer Schiedsrichter beim Wiener Fußball-Verband und die Besetzungen gekümmert. Dazu war der Manager der Elite-Schiedsrichter gemeinsam mit Regelreferent Gerhard Gerstenmayer auch vor dem Saisonstart jeweils für die "Schulungen" bei den Vereinen mit Spielern, Trainern und Funktionären zuständig.

Es hatte jedoch auch immer wieder heftige Kritik am "System Fritz Stuchlik" gegeben. Referee Harald Ruiss etwa hatte "gravierenden Missstände" bis hin zu "offenkundigen Fehlentwicklungen" angeprangert. Dabei wurde aufgedeckt, dass Stuchlik an den Vorgaben für Schiedsrichter beim Lauftest gescheitert war und dennoch weiter als Bundesliga-Unparteiischer agieren durfte.

Zudem habe er als Schiedsrichter-Manager ein "weitreichendes Mediennetzwerk" aufgebaut und sei dadurch "seit Jahrzehnten mit den Interna des ÖFB und seiner Mitarbeiter vertraut". Günter Benkö, jahrelang internationaler Top-Referee und heute stellvertretender Vorsitzer der ÖFB-Schiedsricherkommission, gab die "geschönten" Zeiten von Fritz Stuchlik bei den Lauftests zu. 

Mit Beginn der Saison 2017/18 ist auch bei Österreichs Schiedsrichtern die Zeit für neue Ehrlichkeit gekommen. Thomas Steiner, schon bisher als TV-Experte bei heiklen Referee-Entscheidungen im Einsatz und gemeinsam mit Konrad Plautz als Experte bei der ÖFB-Schiedsricherkommission gefragt, übernimmt neu die Besetzungen.

Mehr dazu:
>> Die Schiedsrichter-Bilanz von Thomas Steiner

ct