26.06.2017 09:55 Uhr

Hrubesch mahnt: "Geschnitzte Typen" fehlen

Horst Hrubesch geht davon aus, dass es schwierig wird, das Niveau des aktuellen U21-Jahrgangs zu halten
Horst Hrubesch geht davon aus, dass es schwierig wird, das Niveau des aktuellen U21-Jahrgangs zu halten

Der letzte Titel einer deutschen U21-Nationalmannschaft liegt acht Jahre zurück. Auch bei der aktuellen EM zitterte sich das DFB-Team trotz einer 0:1-Niederlage gegen Italien und einer nicht gerade überzeugenden Leistung ins Halbfinale. Für Horst Hrubesch, ehemaliger Trainer und aktueller Sportdirektor der Junioren, liegen die Gründe auf der Hand.

"Mir fällt auf, dass wir zu wenige geschnitzte Typen haben. Es fehlen Spieler wie Kimmich oder Goretzka, die Verantwortung übernehmen, dagegenhalten, wenn es zählt", erklärte Hrubesch im "kicker"-Interview und findet die Ursache dafür bei den Nachwuchsleistungszentren: "Vielleicht liegt es daran, dass mittlerweile fast alle über die Nachwuchszentren kommen, kaum noch welche, die sich über kleine Vereine hochkämpfen müssen."

Auch wenn diese gewissen Typen im aktuellen Team von Trainer Stefan Kuntz fehlen, ist Hrubesch davon überzeugt, dass die DFB-Junioren in diesem Jahr den Titel holen können. "Aber sie müssen es zeigen. Und zwar jetzt! Da müssen Spieler wie Dahoud oder Meyer mehr Verantwortung übernehmen", nahm der ehemalige Coach die Mittelfeldspieler in die Pflicht.

Der aktuelle U21-Jahrgang im deutschen Fußball ist so stark besetzt wie lange nicht mehr. Um die nachfolgende Generation genauso stark zu besetzen fordert Hrubesch klare Pläne. "Es wird schwierig, dieses Niveau zu halten, das steht fest. Da müssen wir uns mit allen Beteiligten zusammensetzen, den Nachwuchsleistungszentren, den Landesverbänden, der DFL - und das verzahnen mit der neuen Akademie."

"Haben eine Lösung gefunden, mit der alle leben können"

Aktuell scheint die Nachwuchsarbeit bei der europäischen Konkurrenz besser zu funktionieren. England wurde zuletzt U20-Weltmeister, Frankreich bringt ein Top-Talent nach dem anderen hervor. "Spanische oder portugiesische Spieler sind traditionell früher fertig entwickelt als unsere. Aber oft kommt dann auch nicht mehr viel, während bei unseren Talenten dann noch mal ein Schub kommt. Ich weiß nicht, ob das unterm Strich nicht besser ist", sagte Hrubesch.

Für den 66-Jährigen zählt nämlich der langfristige Erfolg: "Letztendlich ist für den DFB wichtig, dass man mit der A-Mannschaft immer um die Titel spielen kann. Und wenn ich sehe, wie viele jetzt schon bei Jogi Löw etabliert sind, ist das überragend."

Mit Timo Werner, Emre Can, Matthias Ginter, Leon Goretzka, Joshua Kimmich, Niklas Süle, Julian Brandt und Benjamin Henrichs spielen gleicht acht Akteure, die noch für die U21-EM berechtigt wären, für die A-Nationalmannschaft beim Confed Cup. "Die Kernfrage ist: Wer kann wo am meisten profitieren? Wenn sie oben dabei sind, müssen sie auch spielen, und das tun sie. Da werden sie im Blick auf die WM herangeführt. Wir haben eine Lösung gefunden, mit der alle leben können", erklärte Hrubesch das Auswahlverfahren von Joachim Löw und Kuntz.