26.06.2017 13:03 Uhr

Singen & siegen: U21 will mit Musik ins Finale

U21-Coach Kuntz will seine Spieler singen lassen
U21-Coach Kuntz will seine Spieler singen lassen

Das Finale ruft: Die deutsche U21 will am Dienstag gegen England ins EM-Endspiel stürmen - und anschließend wieder gemeinsam in der Kabine singen.

Erst siegen, dann singen: Läuft alles nach Plan, dann wird es am Dienstag in der Kabine der deutschen U21-Fußballer wieder laut. Weil der Finaleinzug gefeiert, vor allem aber, weil ein Lied angestimmt wird. "Gemeinsam singen ist heutzutage nicht mehr üblich. Ich kenne das noch von früher von Oma und Opa. Das stärkt den Teamgedanken", sagt DFB-Trainer Stefan Kuntz vor dem EM-Halbfinale gegen England in Tychy (18:00 Uhr).

Welches Lied genau die deutsche Kabine in den letzten Tagen erobert hat, wird nicht verraten. Nur so viel: Den kompletten Text kennt kaum jemand, und zuletzt machte sogar Horst Hrubesch mit. Der DFB-Sportdirektor also, der 2009 als Trainer mit der U21 den bislang einzigen EM-Titel geholt hatte und in dessen Fußstapfen Kuntz nun treten will. Zwei Siege fehlen dazu noch.

Leistungssteigerung muss her

"Ab jetzt haben die Spiele Pokalcharakter. Es heißt Hop oder Top", sagt Kuntz. Die Zitterpartie gegen Italien am Samstag (0:1) ist abgehakt, zumindest sagen das alles. "Ab jetzt ist alles egal, was war. Ab jetzt beginnt eine neue Zeitrechnung. Und wenn der Gegner ein Tor schießt, schießen wir eben zwei", sagt der künftige HSV-Torhüter Julian Pollersbeck (1. FC Kaiserslautern).

Allerdings muss dafür eine deutliche Leistungssteigerung her. Wie die robusten Engländer zu knacken sind, zeigte die Kuntz-Elf erst vor drei Monaten: Am 24. März gewann die deutsche U21 einen Test gegen den Mitfavoriten von der Insel in Wiesbaden mit 1:0, Torschütze war Nadiem Amiri. "Ich gehe nicht ängstlich in die Begegnung, selbst wenn es ein Halbfinale gegen England ist. Respekt ja, aber Angst habe ich im Fußball nie", sagt Kapitän Maximilian Arnold (VfL Wolfsburg).

Als Nachteil könnte sich für die deutsche Mannschaft der enge Spielplan erweisen. Die Engländer hatten zwei Tage mehr Zeit zur Regeneration, Kuntz wird daher seine Startelf möglicherweise erstmals ändern. Wechsel könnten "wegen des Gegners" Sinn machen, aber auch, "weil wir die Möglichkeit sehen, dass wir selbst besser werden", so Kuntz. Auf sein Startelf-Debüt hoffen darf Maximilian Philipp, der kurz vor der EM für angeblich 20 Millionen Euro vom SC Freiburg zu Borussia Dortmund gewechselt war.

Kuntz fordert: Wenig Chancen zulassen

Gewarnt ist die deutsche Auswahl ohnehin. "England ist eine schwierige Mannschaft, auch ein Mitfavorit bei dem Turnier", sagt Max Meyer von Schalke 04. Zumal Englands Junioren-Fußball gerade eine Art Sommermärchen erlebt. Am 11. Juni wurde die U20 der "Young Lions" in Südkorea Weltmeister, für das Mutterland des Fußballs war es der erste WM-Titel seit 1966. Im Mai war bereits die U17 ins EM-Finale eingezogen und verlor dort erst im Elfmeterschießen gegen Spanien.

"Insgesamt haben die Engländer sehr schnelle Spieler, bisher glänzten sie vor allem durch ihre Effektivität. Auch das wird im Halbfinale auf uns zukommen. Wir müssen vermeiden, dass wir ihnen viele Chancen geben", sagt Kuntz. Verwertet das DFB-Team dann auch noch die eigenen Gelegenheiten, dürfte einem weiteren Auftritt der deutschen Sängerknaben nichts mehr im Wege stehen.