28.06.2017 12:53 Uhr

Hillsborough-Katastrophe: Polizisten angeklagt

Blumen und Kränze liegen zum Gedenken an die Toten der Hillsborough-Katastrophe aus
Blumen und Kränze liegen zum Gedenken an die Toten der Hillsborough-Katastrophe aus

Mehr als 28 Jahre nach der Hillsborough-Katastrophe erhebt die britische Staatsanwaltschaft Anklage gegen sechs Personen, darunter auch Polizeibeamte. Das teilte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch in Warrington mit.

Am 15. April 1989 war beim Semifinale des FA-Cups zwischen Liverpool und Nottingham Forrest im Stadion von Sheffield eine Massenpanik ausgebrochen. 96 Menschen starben, 766 weitere Personen wurden verletzt. Jahrelang war - auch wegen einer großangelegten Vertuschungsaktion der Polizei - behauptet worden, das Fehlverhalten der Zuschauer sei schuld an der Tragödie gewesen.

Erst im April 2016 wurden die Hinterbliebenen und Liverpool-Fans für ihren langen Kampf um Gerechtigkeit belohnt, als die Jury einer Untersuchungskommission erklärte, dass die 96 Opfer "rechtswidrig getötet" worden seien. Eine Fehleinschätzung der Polizei, die ein Tor geöffnet hatte, durch das etwa 2.000 Fans auf die bereits völlig überfüllte Gäste-Tribüne kamen, war demnach der Grund für die Katastrophe. Diese sei folglich kein Unfall gewesen, wie in einem ersten (und 2012 widerrufenen) Untersuchungsbericht aus dem Jahr 1991 angenommen.

Justice for the 96

Das Gericht betonte, alle 96 Fußball-Fans seien komplett ohne eigenes Verschulden getötet worden. Lange hatten sich die Angehörigen gegen Berichte wehren müssen, die Verstorbenen als Randalierer und Verursacher der Tragödie verunglimpften.

14 Monate nach dem Spruch der unabhängigen Jury folgen nun die strafrechtlichen Konsequenzen: Die Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen sechs Personen, die sich wegen ihrer Rolle bei der Hillsborough-Katastrophe bzw. ihrer Lügen bei der folgenden Verschleierungsaktion verantworten müssen. Vier von ihnen sind Polizeibeamte, hinzu kommen ein Jurist und der Ex-Geschäftsführer von Sheffield Wednesday.

David Duckenfield, der diensthabende Polizeikommandant am verhängnisvollen 15. April 1989, wird wegen grob fahrlässigen Totschlags in 95 Fällen angeklagt (das 96. Opfer starb vier Jahre später im Krankenhaus). Das Versagen von Duckenfield, an jenem Tag Verantwortung zu übernehmen, so die Staatsanwaltschaft, "war außerordentlich schlecht und trug maßgeblich zu dem Tod jedes einzelnen der 96 Menschen bei, die so tragisch und unnötig ihr Leben verloren haben".