03.07.2017 18:23 Uhr

Prognose: Diese Spieler fahren (nicht) zur WM

Joachim Löw hat die Qual der Wahl
Joachim Löw hat die Qual der Wahl

Der deutsche Fußball-Sommer 2017 hat den Kampf um die begehrten WM-Tickets verschärft. Neue Herausforderer bringen sich nach den Triumphen beim Confed Cup und bei der U21-EM in Stellung. Zugleich steigt der Druck auf frühere Platzhirsche. weltfussball beurteilt die Chancen der 40 prominentesten Anwärter im (Dunst-)Kreis der Nationalmannschaft.

WM-Ticket sicher:

Tor (1): Manuel Neuer

Abwehr (5): Mats Hummels, Jérôme Boateng, Benedikt Höwedes, Jonas Hector, Joshua Kimmich

Mittelfeld/Angriff (7): Sami Khedira, Toni Kroos, Mesut Özil, Thomas Müller, Julian Draxler, İlkay Gündoğan, Marco Reus

Prognose: An den zuletzt geschonten Weltmeistern Neuer, Hummels, Boateng, Höwedes, Kroos, Khedira und Özil führt kein Weg vorbei. Dank ihrer internationalen Erfahrung bilden sie den Kern des Teams von Joachim Löw.

Ein weiterer Held von 2014 hat beim Confed Cup Werbung in eigener Sache betrieben: Julian Draxler. Der Aushilfskapitän hat sein Ticket ebenso in der Tasche wie Jonas Hector und Joshua Kimmich, die in Russland auf den defensiven Außenbahnen überzeugten.

Spielpraxis konnten Marco Reus und İlkay Gündoğan zuletzt nicht sammeln. Die Qualität der verletzungsanfälligen Edeltechniker ist jedoch unbestritten. Werden sie rechtzeitig fit, sind sie dabei.

WM-Ticket im Blick:

Tor (2): Marc-André ter Stegen, Kevin Trapp

Abwehr (3): Shkodran Mustafi, Antonio Rüdiger, Niklas Süle

Mittelfeld/Angriff (10): Julian Weigl, Leon Goretzka, Sebastian Rudy, Emre Can, Leroy Sané, André Schürrle, Mario Götze, Mario Gomez, Timo Werner, Lars Stindl

Prognose: Hinter den gesetzten Akteuren kämpfen 15 Spieler um zehn vakante Kaderplätze. Im deutschen Tor dürften ter Stegen und Trapp als Neuer-Vertreter derzeit die Nase vorn haben. Bleiben die Keeper bei Barça bzw. PSG gesetzt, fahren sie im kommenden Sommer erneut nach Russland.

In der Abwehr deutet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Mustafi, Rüdiger und Süle an. Das Trio fühlt sich in der Zentrale am wohlsten, steht dort jedoch im Schatten von Hummels und Boateng. Zwei der drei Anwärter dürften den Sprung auf den WM-Zug dennoch schaffen.

Weiter vorne geht's enger zu. Passmaschine Weigl, Confed-Cup-Überflieger Goretzka, Klopp-Schützling Can und Bayern-Neuzugang Rudy konkurrieren im zentralen Mittelfeld um die Plätze hinter Kroos und Khedira. Bei diesem Kandidaten-Quartett hat Löw die Qual der Wahl - mindestens zwei von ihnen werden bei der Weltmeisterschaft dabei sein, womöglich sogar drei.

Besonders spannend wird das kommende Jahr für Mario Götze und André Schürrle. Die einstigen Lieblinge des Bundestrainers stecken verletzungs- und krankheitsbedingt im Karriereloch. Beide müssen beim BVB in der kommenden Saison mächtig zulegen, um dem aufstrebenden Leroy Sané die Stirn zu bieten. Derzeit befindet sich der 21-Jährige von Manchester City in der Pole Position.

Neue Optionen haben sich für Joachim Löw in der Sturmspitze ergeben. Neben Platzhirsch Mario Gomez haben sich Timo Werner und Lars Stindl als torgefährliche Alternativen in Stellung gebracht. Zwei der drei dürften im nächsten Jahr Teil der Mission Titelverteidigung werden.

Außenseiterchancen:

Tor (1): Bernd Leno

Abwehr (5): Matthias Ginter, Marvin Plattenhardt, Benjamin Henrichs, Jonathan Tah, Mitchell Weiser

Mittelfeld/Angriff (7): Julian Brandt, Kerem Demirbay, Amin Younes, Serge Gnabry, Max Meyer, Sandro Wagner

Prognose: Mehr als ein Dutzend Confed-Cup- und U21-EM-Gewinner hofft noch auf die WM 2018, besitzt allerdings nur Außenseiterchancen.

Lenos Horror-Auftritt gegen Australien hat Spuren hinterlassen, zudem hat sich der 25-jährige Schlussmann mit Bayer Leverkusen nicht für das internationale Geschäft qualifiziert - ein entscheidender Nachteil.

In der Innenverteidigung haben Ginter, dessen Entwicklung seit Jahren stagniert, und der verletzte Tah ein wenig den Anschluss verloren. Schwer zu glauben, dass sie Süle, Rüdiger und Co. noch verdrängen.

Ähnlich gestaltet sich die Situation auf der defensiven Außenbahn. U21-Held Weiser hat in Polen Pluspunkte gesammelt, dürfte bei der Vergabe der WM-Tickets aber ebenso wenig eine Rolle spielen wie Hertha-Kumpel Plattenhardt oder Teenager Benjamin Henrichs.

Einer der Verlierer des Konföderationenturniers in Russland war Julian Brandt. Das einstige Wunderkind knüpfte an seine durchwachsene Saison im Bayer-Dress an und kam meist nur als Joker zum Einsatz. Selbst Ajax-Legionär Amin Younes konnte als Einwechselspieler noch mehr überzeugen als Brandt, doch auch der frühere Gladbacher dürfte in Löws Gedankenspielen nur Nebendarsteller sein. Selbiges gilt für den Hoffenheimer Demirbay, der immerhin gute Ansätze gezeigt hat.

Bei den deutschen Junioren zählten Max Meyer und Serge Gnabry zwar zum Stamm, von der A-Nationalmannschaft sind beide aber derzeit ein gutes Stück entfernt. Dem Schalker mangelt es an Torgefahr, dem Neu-Bayer an taktischer Disziplin.

Für Spätstarter Sandro Wagner dürfte das Abenteuer DFB-Team wohl Geschichte sein. Nach vielversprechendem Start hat der 29-Jährige die Chance verpasst, nachhaltig auf sich aufmerksam zu machen. Die WM wird er am Fernseher verfolgen.

Heiko Lütkehus