07.07.2017 09:45 Uhr

ÖFB-Frauen: Der Hype ist da

Auch der vierte Treffer wurde noch groß bejubelt
Auch der vierte Treffer wurde noch groß bejubelt

Minutenlang stand das österreichische Frauen-Nationalteam am Donnerstagabend nach der gelungenen Generalprobe mit dem 4:2-Heimsieg gegen Dänemark im Kreis und schwor sich auf die kommende Europameisterschaft ein. Ein demonstrativer Akt. Selbst aus großer Entfernung war die Entschlossenheit des Teams spürbar. Das Selbstvertrauen ist genau im richtigen Moment zurückgekommen.

Dominik Thalhammer hat den Ruf stets kühl und analytisch zu sein. Dem ÖFB-Teamchef fiel bei den Interviews im Stadion von Wiener Neustadt aber sichtlich ein Stein vom Herzen. "Das gibt uns Rückenwind, das war jetzt sehr wichtig für uns. Wir haben gesehen, dass wir EM-Reife haben", jubelte Thalhammer. "Es ist schön zu sehen, dass wir einem Gegner Probleme bereiten können. Und heute waren das sehr große Probleme. Dänemark war mit vier Toren noch gut bedient."

Tatsächlich zerlegte Österreich die eigentlich starken Skandinavierinnen in ihre Einzelteile. Das Resultat hätte weitaus höher ausfallen können. Dass Dänemark überhaupt zwei Tore schoss, hat es der hundertprozentigen Chancenverwertung zu verdanken.

Wichtig war der Sieg auch deswegen, weil damit schlagartig der Ballast abfiel, der durch die Niederlagen gegen – die zugegebenermaßen starken bis sehr starken – Testspiel-Gegner immer größer wurde. "Wenn wir heute hier verloren hätten, dann hätten wir uns den Vorwurf gefallen lassen müssen, dass wir ohne Hype hinfahren", wusste der Cheftrainer.

"Wir haben in den beiden Spielen gegen England und die Niederlande viele Lernfelder aufgedeckt. Die haben wir diesmal abgestellt. Gegen einen Mittelklassegegner hätten wir diese Fehler nicht gefunden. Jetzt stehe ich da und sage, es war richtig, solche Gegner auszusuchen. Aber bei einer Niederlage hätte ich mir Kritik gefallen lassen müssen", erklärte Thalhammer erleichtert.

Volle Unterstützung

Doppel-Torschützin Sarah Zadrazil störten die fehlenden Siege zuletzt nicht: "Wir waren immer sehr performance-orientiert und haben bewusst gute Gegner ausgewählt." Bei einer Europameisterschaft geht es selbstverständlich nicht darum, dass man schön spielt – es geht schlichtweg um Ergebnisse.

"Wir wollen einfach zeigen, dass wir zurecht dort sind", gab Nicole Billa, die zweite Doppel-Torschützin zu Protokoll. Vor Übermut muss sie keine Spielerin warnen: "Wir sind ein sehr bodenständiges Team. Ich bin mir sicher, da hebt keine ab."

1.250 Besucher strömten ins Wiener Neustädter Stadion, auf dem noch immer die "Teddybären- und Plüsch-Arena"-Schilder prangen. Das Frauen-Nationalteam kommt gut an. Von den Sympathiewerten her stellt es auch die Auswahl von Marcel Koller in den Schatten.

"Es ist großartig, es kommen immer mehr Leute. Unser Fanclub macht auch eine Bombenstimmung. Hoffentlich begleiten uns die Fans so zahlreich nach Holland", so Billa. Sicherlich wurden nach dieser Performance auch noch ein oder zwei zusätzliche Flugtickets durch Spätentschlossene gebucht. Verdient hätte es sich das Team.

Mehr dazu:
>> Starke Generalprobe der ÖFB-Frauen

Johannes Sturm, weltfussball.at aus Wiener Neustadt