14.07.2017 17:07 Uhr

City: Renovierungsstau in himmelblau

Sorgenfalten auf der Stirn von Pep Guardiola
Sorgenfalten auf der Stirn von Pep Guardiola

Same procedure as every year: Während Manchester City in der Offensive nicht erst seit der Verpflichtung von Bernardo Silva prächtig besetzt ist, herrscht in der Hintermannschaft Renovierungsstau. Beim Werben um Defensivspieler fängt sich der Klub von Pep Guardiola in frustrierender Regelmäßigkeit Körbe ein. sport.de analysiert die Baustellen der Citizens.

Tor:

Nachdem in der vorigen Spielzeit weder Claudio Bravo, noch Willy Caballero restlos überzeugen konnten, schüttelte ManCity mal eben 40 Millionen Euro aus dem Ärmel, um den Brasilianer Ederson von Benfica loszueisen. Der 23-Jährige ist damit hinter Gianluigi Buffon der zweitteuerste Torwart aller Zeiten und schon allein deshalb als Nummer eins gesetzt.

Ob sich der stolze Chilene Bravo mit der Reservistenrolle anfreunden kann, muss sich erst noch zeigen.

Prognose: Guardiola hatte einen technisch beschlagenen Keeper gefordert, der im Stile eines Manuel Neuers den Spielaufbau prägen kann - Ederson passt perfekt ins gesuchte Profil. Ob seine Stärken am Ball die Wahnsinnsablöse rechtfertigen, bleibt derweil fraglich.

Abwehr:

Kein Zweifel - hinten drückt bei den Citizens der Schuh. Die Verantwortlichen wissen das und fahnden fieberhaft nach Verstärkungen für die wackelige Abwehr. Trotz prall gefüllter Kassen handelte sich der Champions-League-Teilnehmer bislang jedoch nur Absagen ein.

Besonders frustrierend verlief der Poker um Dani Alves, der Ziehvater Guardiola bereits zugesagt hatte, sich dann aber doch noch umentschied und nach Paris ging. Auch das Werben um Linksverteidiger Benjamin Mendy von der AS Monaco war zuletzt nicht von Erfolg gekrönt. Dabei ist der Handlungsbedarf auf den Außenbahnen nach den Abgängen von Pablo Zabaleta, Bacary Sagna und Gaël Clichy besonders groß.

Abhilfe schaffen könnte nun Tottenhams Kyle Walker, der für üppige 57 Millionen Euro Richtung Etihad Stadium wechselt. Der laufstarke Engländer soll die Planstelle rechts in der Viererkette besetzen.

Anschließend dürften frische Kräfte für die Innenverteidigung auf der Agenda stehen. Der erfahrene Vincent Kompany verbrachte zuletzt mehr Zeit auf der Physiobank als auf dem Rasen. Zudem blieb Hoffnungsträger John Stones weit hinter den hohen Erwartungen zurück.

Prognose: Wenn die Skyblues künftig national wie international ganz oben mitmischen wollen, müssen zwingend zwei bis drei Hochkaräter für die überalterte und eher hüftsteife Abwehr her. Doch der Umbruch wird alles andere als günstig.


Mittelfeld:

Pep Guardiola galt lange Jahre als Mann für die perfekte Balance. Sein erdrückender Ballbesitz-Fußball ließ Defensive wie Offensive gleichermaßen profitieren. In Manchester ging das Konzept des Spaniers in seiner Debütsaison jedoch nur phasenweise auf. Der Grund: Die Absicherung für die kreativen Köpfe klappte oftmals nicht.

Ein Blick auf das vorhandene Personal bestätigt diesen Eindruck: Kevin De Bruyne und David Silva verkörpern Weltklasse, Fernando und Fernandinho höchstens Premier-League-Mittelmaß. Die Schwäche der Brasilianer spülte Routinier Yaya Touré zurück in die Stammformation, doch der Ivorer wird nicht jünger.

Große Hoffnungen ruhen auf İlkay Gündoğan, der nach seinem Kreuzbandriss zurück ins Team drängt. Der frühere Dortmunder wäre als Staubsauger vor der Abwehr allerdings verschenkt.

Prognose: So schwer sich Guardiola mit dieser Erkenntnis tun mag - in der temporeichen englischen Liga sind lauf- und zweikampfstarke Arbeiter im defensiven Mittelfeld essentiell. Chelsea und Tottenham landeten auch deshalb weit vor den Skyblues, weil Typen wie N'Golo Kanté oder Victor Wanyama ihre Vordermänner konsequent absicherten. Hier muss der Klub handeln, um ins Titelrennen eingreifen zu können.


Sturm:

Nirgendwo ist Manchester City besser besetzt als im Angriff. Die Crème de la Crème des Weltfußballs gibt sich die Klinke in die Hand. Auf den Außenbahnen wirbeln Raheem Sterling, 50-Millionen-Transfer Bernardo Silva und der Ex-Schalker Leroy Sané, der nach ansprechendem Debütjahr den nächsten Schritt machen will. Im Zentrum konkurrieren Torgarant Sergio Agüero und Winterneuzugang Gabriel Jesus, der mit sieben Toren und vier Assists in nur zehn Einsätzen für Begeisterung sorgte.

Durch die möglichen Abgänge von Eigengewächs Kelechi Iheanacho (vor Wechsel zu Leicester City), Wilfried Bony, Nolito und Samir Nasri werden in den kommenden Wochen einige Kaderplätze frei. Nutznießer könnte Alexis Sánchez werden, der seit Monaten mit ManCity in Verbindung gebracht wird.

Prognose: Die himmelblaue Offensive lässt keine Wünsche offen. Auch ohne Sánchez genügt die Abteilung Attacke höchsten Ansprüchen. Jeder weitere Zugang wäre purer Luxus.

 

Heiko Lütkehus