18.07.2017 07:00 Uhr

Besser als Polster, scharf auf Ronaldo!

Jetzt geht's los! Für Österreichs Frauen-Nationalteam beginnt am Dienstag (ab 18:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) gegen die Schweiz die erste Teilnahme bei einer Europameisterschaft. Die Auftaktpartie im De Adelaarshorst von Deventer ist für den ÖFB historisch: Erstmals ist man auch bei der UEFA Women's EURO vertreten. Kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis harter langer Arbeit.

Großen Anteil am EM-Debüt hat die rot-weiß-rote Rekordtorschützin: Nina Burger. Die 29-jährige Vollblut-Stürmerin hält bei imponierenden 46 Treffern in 86 Länderspielen. Eine Marke, mit der sie Marc Janko (28 Tore), Hans Krankl (34 Treffer) sowie Toni Polster (44 Tore) längst in der Bestenliste abgelöst hat. Im Interview mit weltfussball.at spricht die 29-jährige Niederösterreicherin über:

die Anfänge ihrer Karriere:

Alles begann damals bei meinem Heimatverein SV Hausleiten. Dort habe ich begonnen zu kicken. Mein Zwillingsbruder Manuel hat damals mit sechs, sieben Jahren angefangen und irgendwann habe ich gedacht, dass gefällt mir auch. Fußball war in meiner Familie immer schon ein großes Thema. Mein Papa ist großer Rapid-Anhänger und die Mama von der Austria. Ich bin Rapid-Fan. Wir waren als Kinder dann oft im Hanappi-Stadion und ich habe Spieler wie Trifon Ivanov, Peter Schöttel oder Dejan Savićević bewundert. Damals habe ich auch Pickerl gesammelt und an das Bild von Ivanov kann ich mich immer noch erinnern.

ihren "logischen" Aufstieg bei den Vereins-Stationen:

Es war so, dass ich über den SV Hausleiten und den SV Langenrohr zum SV Neulengbach gekommen bin. Dort ist es dann für mich und den Verein nahezu ideal gelaufen und wir waren wirklich sehr erfolgreich. Bei Houston Dash habe ich dann in den USA eine tolle Chance bekommen. Ich habe anschließend noch eine Saison in Neulengbach gespielt, aber im Frühjahr 2015 habe ich gemerkt, dass auch mit dem österreichischen Nationalteam immer mehr möglich ist.

Ich wollte mir unbedingt einen großen Traum erfüllen: Die Teilnahme an einem großen Turnier mit meinem Heimatland. Ich habe überlegt, wie ich mich weiterentwickeln und besser werden kann, weil ich diesem Ziel alles unterordnen wollte. Es gab Angebote von mehreren Vereinen, aber das Gesamtpaket hat in Deutschland beim SC Sand am besten gestimmt. Der Trainer wollte mich unbedingt haben und hat sich auch beim Teamchef nach mir erkundigt, dass hat mir dann gezeigt, dass es ihm wirklich ernst ist.

das "Abenteuer" in den USA:

Ich habe in Houston einen Vertrag für eine Saison bekommen. Es war nicht so einfach alles selbst zu erledigen: Der Gang zum US-Konsulat, das Visum und viele andere Wege. Aber ich habe es geschafft und dort dann auch fast immer gespielt. Leider haben wir viele Partien knapp verloren und waren am Ende Letzter. Der Vorstand hat sich dann für Änderungen entschieden und mir mitgeteilt, dass wir nicht gemeinsam weitermachen werden.

den Streit Neulengbach/SKN/ÖFB bei ihrer Rückkehr nach Österreich:

Als ich dann nach Österreich zurückgekommen bin, war es zunächst sehr kompliziert. Ich war beim SV Neulengbach die erste Frau, die als Profi angemeldet wurde. Der SKN hat dann dagegen protestiert, weswegen ich sogar gesperrt worden bin und ein Spiel zuschauen musste. Aber am Ende hat es vom ÖFB dann doch die Spielberechtigung für mich gegeben.

ihren aktuellen Arbeitgeber SC Sand und das Leben in Deutschland:

Ich wollte den Schritt in die deutsche Bundesliga machen, weil ich mich als Spielerin weiter verbessern wollte. Nicht nur für mich, sondern auch für die gemeinsamen Ziele mit dem Nationalteam. Beim Angebot vom SC Sand musste ich dann nicht lange überlegen. Nach ein paar Wochen hat man mir dann auch bei der Polizei mein Ansuchen auf unbezahlten Karrenz-Urlaub genehmigt. Damit war klar, dass ich es machen werde.

ihr Rolle im Nationalteam und Hilfestellung für ihre Mitspielerinnen:

Es stimmt schon, dass manche jüngere Spielerin zu mir kommt und nach Rat fragt, weil ich schon in den USA gespielt habe und jetzt in Deutschland bin. Ich versuche zu helfen, wo ich nur kann. Das ist keinesfalls eine Belastung, sondern einfach nur schön, wenn ich helfen kann.

ihr erstes fußballerisches Vorbild und den "Kollegen" als Rekordtorschützen bei den Männern:

Die WM 1998 in Frankreich, als Österreich dabei war, habe ich erstmals richtig mitbekommen. Geschwärmt habe ich schon immer für Ronaldo. Aber nicht für Cristiano, sondern den Brasilianer. Toni Polster war als ÖFB-Rekordtorjäger natürlich auch ständig in den Medien präsent und auch das ist nicht spurlos an mir vorüber gegangen.

die Vorfreude auf die EM-Premiere:

Wir sind erstmals bei einer Europameisterschaft dabei und deshalb ganz klar in der Rolle als Außenseiter. Das ist einfach so. Aber man kann auch als 'underdog' überraschen und das ist auch immer mein Ziel: Aufzufallen. Sei es mit einem Tor oder mit einer guten Leistung um dem Team zu helfen.

Mehr dazu:
>> ÖFB-Frauen bestreiten EM-Schlüsselpartie

Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Deventer