19.07.2017 10:21 Uhr

Schiris für Hecking "selbst nicht mehr sicher"

Dieter Hecking ist hin und wieder im Clinch mit dem 4. Offiziellen
Dieter Hecking ist hin und wieder im Clinch mit dem 4. Offiziellen

Das Verhältnis von Trainern und Schiedsrichtern war nie wirklich gut, scheint in den vergangenen Jahren aber noch schlechter geworden zu sein. Deswegen sprach der erfahrene Coach von Borussia Mönchengladbach Dieter Hecking stellvertretend für die Bundesliga-Trainer im Trainingslager der Schiedsrichter vor und erklärte die Sichtweise der Übungsleiter.

Dazu habe er sich zuvor die Meinung einiger Kollegen wie Christian Streich aus Freiburg, Peter Stöger aus Köln und Julian Nagelsmann aus Hoffenheim eingeholt, sagte Hecking der "Sport Bild". Vor Ort sprach der Trainer von Borussia Mönchengladbach unter anderem die Themen Halten im Strafraum, Nachspielzeit, taktische Fouls und Spielverzögerung an.

"Das Thema Nachspielzeit. Es gibt sechs Auswechslungen, es fallen fünf Tore – alleine nach diesen elf Situationen wäre aus Sicht der Trainer eine Nachspielzeit von vier, fünf Minuten gerechtfertigt", erklärte Hecking: "Die Schiedsrichter sagen aber: 'Das gehört zum Spiel dazu.'" Die Bundesliga-Trainer forderten in solchen Fällen jedoch mehr Zeitzuschlag.

Hecking will Signale an eigene Spieler geben

Zudem seien Schwalben nicht nur im Sechzehner unsportlich. "Wir wünschen uns, dass Spieler bei einer Schwalbe nicht nur im Strafraum, sondern auch außerhalb zwingend mit Gelb bestraft werden", meinte der 52-jährige Hecking: "Um unseren Spielern zu signalisieren: Verhaltet euch im Rahmen des Fair Plays!"

Ein viel diskutiertes Thema ist zudem die Handspiel-Regelung. "Der Schiedsrichter ist sich doch selbst nicht mehr sicher: War es Hand oder nicht, war es eine Vergrößerung der Körperfläche durch eine unnatürliche Bewegung oder nicht?", monierte der Fohlen-Coach und forderte mal wieder eine klarere Regelauslegung, die allerdings seit Jahren auf sich warten lässt.

"Ich bin der Buhmann"

Wenig bekannt ist zudem die Regelung, dass bei der Verletzung eines Spielers auf dem Rasen nur der Schiedsrichter die Partie unterbrechen soll. Die Spieler sollen den Ball demnach eigentlich nicht freiwillig ins Aus spielen. Dies wurde in der vergangenen Saison jedoch kaum so gehandhabt.

"Wenn es eine klare Vorgabe gibt, sollte sie auch konsequent umgesetzt und kommuniziert werden, dann weiß auch der Fan Bescheid", kritisierte Hecking. "So sagt mein Spieler: 'Trainer, ich bin der Buhmann, 80.000 Zuschauer in Dortmund pfeifen, weil ich den Ball nicht ins Aus spiele, sondern mich an die Ansage halte.'"

Doch auch die Schiedsrichter äußerten ihre Erwartungen an die Trainer. "Ein ganz zentrales Thema ist der vierte Offizielle am Spielfeldrand. Da sind wir Trainer und Klubverantwortliche in der Pflicht. Es kam deutlich rüber, dass sich die vierten Offiziellen sehr respektlos behandelt fühlen", gab Hecking Einblick in den Dialog. "Wenn sie das Gefühl haben, sie werden in ihrer Rolle überhaupt nicht akzeptiert, aller Müll wird bei ihnen abgeladen, kann man auch nicht erwarten, dass sie immer respektvoll mit den Trainern umgehen."