20.07.2017 14:20 Uhr

"Raumschiff Video-Assistent" ist startklar

Der Videobeweis befindet sich derzeit noch in einem Testlauf
Der Videobeweis befindet sich derzeit noch in einem Testlauf

Am 18. August feiert der Videobeweis bei der Partie zwischen Rekordmeister Bayern München und Bayer Leverkusen in der Bundesliga Premiere. Bei der Deutschen Fußball Liga ist für das neue Projekt alles angerichtet.

Das "Raumschiff Video-Assistent" ist startklar, bei der DFL fiebert man der Premiere des Videobeweises am 18. August zum Saisonstart zwischen Bayern München und Bayer Leverkusen entgegen, Angst vor Risiken und Nebenwirkungen wie beim Confed Cup vor wenigen Wochen gibt es nicht.

"Wir sind besten vorbereitet. Es freuen sich alle, dass dieses Projekt nach einjähriger Testphase endlich startet und wir den Fußball ein Stück weit gerechter machen können", sagte DFL-Direktor Ansgar Schwenken, der am Donnerstag voller Stolz das mit modernster Technik ausgestattete Herzstück der "Videoüberwachung" aller 306 Saisonspiele in den Katakomben des Cologne Broadcasting Center in Köln präsentierte.

1,8 Millionen Euro hat sich DFL die Ausstattung der Video-Assistent-Zentrale kosten lassen, wo parallel zunächst an bis zu sechs Arbeitsplätzen die jeweiligen Videoassistenten, alle durch die Bank Bundesliga-Schiedsrichter, zwei Operator pro Match und ein Supervisor auf insgesamt 100 Quadratmetern ihr Werk verrichten. "Das ist eine spannenden Aufgabe, auf die wir uns alle freuen", berichtete Referee Sascha Stegemann, der die rund zwölfmonatige Planungsphase von Beginn an begleitet hat.

Videobeweis soll für Fans transparent sein

Der 32-Jährige geht fest davon aus, dass das Experiment in Deutschland vom Erfolg gekrönt wird. Stegemann und Schwenken wiesen darauf hin, dass es sich immer noch um einen Testlauf handelt, der im kommenden Jahr von den Regelhütern des International Football Association Board noch bewertet werden muss.

"Wir sind guter Dinge, dass der Videoassistent eine dauerhafte Lösung bleibt", sagte Schwenken, der zudem andeutete, dass der Videoassistent in dieser Saison auch schon im DFB-Pokal zum Einsatz kommt.

Zunächst sollen aber in der Liga neben den Protagonisten vor allem auch die Zuschauer in den Stadien und die Fans vor dem Fernseher oder anderen Medien mit dem neuen Hilfsmittel vertraut gemacht werden. "Die Transparenz ist uns sehr wichtig", so Schwenken, der diverse grafische Darstellungen vorstellte, an die sich das Publikum in den nächsten Wochen gewöhnen soll und muss.

Um gewisse Entscheidungsfindungen der Verantwortlichen nachzuvollziehen, kann es künftig auf dem Bildschirm auch Liveeinblendungen aus dem Video-Assistent-Center geben.

Stegemann: "100-prozentige Gerechtigkeit gibt es nicht"

Stegemann verdeutlichte noch einmal, dass der Videoassistent nur in vier Fällen eingreift: Torerzielung (Regelwidrigkeiten), Strafstoß/Elfmeter, Rote Karte (nicht oder falsch geahndete Vergehen) und Verwechslung eines Spielers (bei Roter und Gelb-Roter Karte).

Voraussetzung für ein Eingreifen des Video-Assistenten ist jeweils, dass nach seiner Einschätzung ein offensichtlicher Fehler des Schiedsrichters auf dem Platz vorliegt. Ist eine solche, klar falsche Wahrnehmung des Schiedsrichters auf dem Platz nicht gegeben, darf der Video-Assistent nicht eingreifen.

"Die Neuerung wird kein Allheilmittel sein, auch weiterhin wird es Szenen geben, die nicht richtig aufzulösen sind. 100-prozentige Gerechtigkeit gibt es nicht. Aber viele Situationen werden wir auflösen können", sagte Stegemann. In der Saison 2016/17 hätten so von 104 spielrelevanten Fehlern 77 vermieden werden können.

Zwischen zehn und 40 Sekunden soll der Entscheidungsprozess dauern, wenn der Videoassistent einbezogen wird.

DFL fürchtet keine Probleme wie beim Confed Cup

Grundsätzlich liegt jede Entscheidung letztlich unverändert beim Schiedsrichter auf dem Platz. "Der Video-Assistent ist kein Ober-Schiedsrichter", betonte Stegemann, der auf das gute und vertrauensvolle Verhältnis unter den deutschen Referees und ihrem weiblichen Neuzugang Bibiana Steinhaus hinwies.

Entsprechend würde man den Hinweis des Video-Kollegen, der künftig auch auf dem Spielberichtsbogen und den TV-Einblendungen genannt wird, auch ohne große Diskussionen umsetzen.

Probleme wie beim Confed Cup in Russland erwartet die DFL nicht: "Unsere Schiedsrichter sind viel besser geschult, und wir haben das System 12 Monate getestet", begründete Schwenken seinen Optimismus.