20.07.2017 15:40 Uhr

ÖFB-Auswahl setzt auf Abgeschiedenheit

ÖFB-Kickerin Lisa Makas fühlt sich in Wageningen wohl
ÖFB-Kickerin Lisa Makas fühlt sich in Wageningen wohl

In der Ruhe und Abgeschiedenheit liegt der Erfolg. Österreichs Frauen-Nationalteam kann sich im Vier-Sterne-Hotel De Wageningsche Berg ohne jeglichen Trubel auf die Spiele bei der Europameisterschaft in den Niederlanden vorbereiten. In der Stadt mit rund 38.000 Einwohnern selber ist die EM überhaupt nicht präsent, fragt man auf der Straße Leute, weiß niemand, dass Nina Burger und Co. hier logieren.

Auch das Turnier an sich ist in der Universitätsstadt nicht in aller Munde, viele wissen nicht einmal, dass im eigenen Land gerade ein Großereignis über die Bühne geht. Der ÖFB-Truppe kann das egal sein, vielleicht sogar recht, weil so der volle Fokus auf das Wesentliche gelegt werden kann. Die Bedingungen im von Wäldern umringten EM-Teamquartier sind ideal.

"Es ist schön hier, wir haben unsere Ruhe, können in Ruhe arbeiten, von dem her passt das schon sehr gut", sagte Mittelfeldspielerin Lisa Makas. Nur ab und zu werde man im Hotel von Gästen angesprochen. "Es ist alles im normalen Bereich, also ganz gut", meinte die 25-Jährige.

Das oberhalb des Niederrheins gelegene Hotel bietet mit einem speziell für das ÖFB-Team eingerichteten Fitnessbereich und Wellnesseinrichtungen alle Voraussetzungen für eine optimale Vorbereitung.

Der verwendete Trainingsplatz ist durch einen großen Wald innerhalb weniger Minuten erreichbar.

Wageningse Berg war Hexenkessel

Das Stadion Wageningse Berg war in den Glanzzeiten des FC Wageningen oftmals ein Hexenkessel. Der zweifache Cupsieger (1939 und 1948) musste allerdings aus finanziellen Gründen 1992 seinen Spielbetrieb einstellen. Der Arena ist das anzumerken, kaputte Betonstiegen, ein fehlendes Dach auf einer der zwei Haupttribünen, die ehemals urige Arena ist richtiggehend verfallen. Einfluss auf das ÖFB-Team hat das aber keinen, wichtig ist ohnehin nur der Rasen und der ist in bestem Zustand.

"Der Platz ist überragend, das Grüne bin ich auch gewohnt von zu Hause, von dem her ist auch der Weg durch den Wald ideal", schilderte Makas. Fans, die den Frauen bei den Trainings auf die Beine schauen, kann man meist an einer Hand abzählen. Geschlossene Einheiten fehlen, Scouts von Gegnern, die die Trainings filmen, gibt es trotzdem nicht. Bei den Frauen läuft doch noch alles beschaulicher, zugleich sympathischer, ab.

Das wird auch bei dem Blick auf die Stadien sowie Zuschauerzahlen deutlich. Gegen die Schweiz waren 4.871 Anhänger in Deventer live dabei, am Samstag im Stadion Galgenwaard in Utrecht werden es gegen Frankreich mehr sein, ausverkauft wird die fast 24.000 Zuschauer fassende Arena aber keinesfalls sein.

Von Pöbeleien keine Spur

Deutlich sympathischer ist auch der Auftritt der Fans, die für Tickets bis zum Viertelfinale nur zwischen zehn und 20 Euro und in der Folge höchstens 40 Euro hinlegen müssen. Von Pöbeleien außerhalb der Stadien ist keine Spur, in der Arena gibt es nur positive Gesänge. Die Polizeipräsenz hält sich deshalb vor allem bei den Partien in den kleineren Stadien in Grenzen.

In allen Spielorten gibt es im Stadtzentrum Fanzonen, in denen auch Fußball-Mitmachstationen auf jung und alt warten. In Orten wie Deventer werden die allerdings nur an Tagen von Spielen im eigenen Stadion aufgebaut. In Utrecht ist der Fanbereich hingegen täglich geöffnet, der Zuspruch natürlich aufgrund der Größe der Stadt auch größer. Auf einer Leinwand können die Partien verfolgt werden.

Die ÖFB-Truppe bekommt von all dem nichts mit, sie spürt das EM-Feeling jeweils nur an den Matchtagen oder bei Ausflügen. Da allerdings ordentlich. "Es ist ein Wahnsinn, was da in Holland für ein Interesse herrscht, was uns Leute auf den Straßen ansprechen und Fotos machen wollen. Das bin ich nicht gewöhnt und ist wirklich cool", sagte das in den USA spielende ÖFB-Talent Sophie Maierhofer.

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apa/red