21.07.2017 21:10 Uhr

ÖFB-Frauen: Aspern oder Austerlitz?

Dominik Thalhammer:
Dominik Thalhammer: "Wir sind noch einmal lockerer und gelassener geworden"

Österreichs Frauen-Nationalteam fordert bei der Europameisterschaft am Samstagabend (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) Favorit Frankreich. Klare Vorzeichen herrschen dabei, die "Grande Nation" ist haushoher Favorit. Beflügelt vom sensationellen Auftaktsieg gegen die Schweiz werden die ÖFB-Kickerinnen aber von einer Erfolgswelle getragen. Wie weit?

Darf man sich eine historische Schlacht wie zu Zeiten Napoleons, als Österreich und Frankreich noch erbitterte Erzfeinde waren, erwarten? "Wir gehen in das Spiel mit der bestmöglichen Mannschaft, mit der bestmöglichen Einstellung", erklärte Dominik Thalhammer bei der Pressekonferenz vor dem Spiel. Wird es ein Austerlitz oder ein Aspern?

Ersteres, also ein triumphaler Kantersieg Frankreichs, wäre von wenigen Jahren noch als unausweichlich angesehen worden. Österreich ist nun sicherlich um ein Vielfaches schwieriger zu biegen. Ein Punkt oder gar ein voller Erfolg wäre aber dennoch eine Sensation epischen Ausmaßes.

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Die wahre Schlacht steigt für die Elf von Dominik Thalhammer allerdings erst am Mittwoch, beim regelrechten Finale um den Aufstieg. "Das Match gegen Island spielt zu Beginn des Frankreich-Spiels sicher keine Rolle für uns", meinte Thalhammer auf Nachfrage von weltfussball. Zu Beginn des Spiels. Das heißt, dass der ÖFB-Coach einmal schauen will, ob etwas gehen könnte.

"Frankreich hat den Anspruch das Turnier zu gewinnen. Unser Ziel kann es nur sein, das Spiel so lange wie möglich offen zu halten." Obwohl die Übermacht augenscheinlich ist, ist das Spiel doch auch der erste Matchball um den Aufstieg.

Zadrazil 2017 = Junuzović 2016

Schonung vor dem Showdown steht nicht am Programm. Nur bei der angeschlagenen Sarah Zadrazil wird eine Ausnahme gemacht: "Sie macht gute Fortschritte, aber wir werden kein großes Risiko eingehen." Das Abschlusstraining absolvierte die offensive Mittelfeldspielerin mit einem Soloprogramm.

Parallelen zu Zlatko Junuzović sind nicht von der Hand zu weisen. Vor einem Jahr laborierte der Spielmacher bei der EM ebenso an einer Sprunggelenksverletzung und trainierte vor dem Spiel gegen den stärksten Gruppengegner nur alleine. Mit der Hoffnung, dass er gegen Island am dritten Spieltag fit wird. 2016 ist es sich nicht ausgegangen, 2017 sieht es besser aus.

Der Ersatz für Zadrazil steht gegen Frankreich jedenfalls parat: Viktoria Schnaderbeck. "Wir hoffen, dass sie bereit ist. Die Verletzung ist stabil", gab Thalhammer preis. In die Innenverteidigung rückt die Kapitänin vermutlich nicht. "Virginia Kirchberger und Carina Wenninger haben gut miteinander funktioniert. Warum sollte man da was ändern?", fragte der Trainer.

Wenninger selbst wusste, dass es gegen Frankreich um einiges schwieriger wird, als beim Auftakt: "Natürlich sind sie höher einzustufen, als die Schweiz. Wir hatten sie einige Male in der Qualifikation. Sie spielen technisch einen sehr guten Fußball und sind physisch stark. Auch individuell werden sie auf einem sehr hohen Niveau auftreten."

"Wir spielen aber weiterhin unseren Stil", stellte Thalhammer klar. Warum sollte er auch umstellen? Das österreichische Frauen-Nationalteam geht seinen Weg. Und der wird auch gegen Frankreich nicht gestoppt. Selbst bei einer Niederlage.

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Johannes Sturm, weltfussball.at aus Utrecht