24.07.2017 11:57 Uhr

125 Jahre Hertha: Zwischen Tradition & Moderne

Hertha BSC hat sich seit dem Wiederaufstieg 2013 in der Bundesliga etabliert
Hertha BSC hat sich seit dem Wiederaufstieg 2013 in der Bundesliga etabliert

125 Jahre Hertha BSC: Der Berliner Bundesligist feiert am Dienstag sein Jubiläum. Mit einer Festwoche Woche zelebriert der Klub seine bewegte Vergangenheit.

Die "Plumpe" erstrahlt wieder in blau und weiß. In einem Treppenaufgang am Berliner S-Bahnhof Gesundbrunnen, unweit der einstigen Heimat, in der Hertha BSC in den Goldenen Zwanziger Jahren erstmals der Durchbruch im deutschen Fußball gelang, prangt seit kurzem auf zwei Wänden ein übergroßes Graffiti.

Blaue Fahnen auf weißem Hintergrund sind dort zu sehen, das Brandenburger Tor gegenüber dem Vereinslogo, dazu ein schwarz-weißes Konterfei von Klub-Ikone Johannes "Hanne" Sobek.

Das Kunstwerk ist eine Hommage an den Berliner Bundesligisten, eine Skizze des schwierigen Spagats zwischen Tradition und Moderne, angefertigt anlässlich des Geburtstags der "Alten Dame". Am Dienstag wird Hertha BSC 125 Jahre alt - und hat als Höhepunkt einer Festwoche am Samstag Jürgen Klopp und den FC Liverpool im Olympiastadion zu Gast.

"Wenn man mit der Vergangenheit ein Fundament hat, von dem aus man richtigen Entscheidungen treffen kann, dann ist Tradition keine Belastung, sondern eine Hilfe", sagte Klub-Präsident Werner Gegenbauer der "Berliner Morgenpost": "Hertha kann sich sehr wohl damit fühlen, 125 Jahre zu sein."

Auf Höhenflug folgt Achterbahnfahrt

Der Unternehmer steht dem Hauptstadtklub seit fast zehn Jahren vor. In dieser Zeit erlebte der 67-Jährige nahezu alle Emotionen, die den Verein seit jeher begleiten. Die Geschichte des Bundesliga-Gründungsmitglieds ist eine von Euphorie und Titelträumen, von Abstiegen, Skandalen und Existenzsorgen.

Nie war Hertha, deren Name auf einen Ausflugsdampfer auf der Havel zurückgeht, erfolgreicher als in der "Plumpe". Der Berliner Volksmund gab erst dem Ortsteil Gesundbrunnen, dann dem legendären Stadion am Humboldthain jenen Namen. Hier qualifizierte sich der Klub sechsmal in Folge für das Endspiel um die deutsche Meisterschaft, zweimal reichte es für Sobek und Co. zum Titel (1930 und 1931) - bis heute die größten Erfolge.

Seither gleicht Herthas Weg einer Achterbahnfahrt. Zwangsabstieg (1965), Beteiligung am Bundesliga-Skandal (1971), zwei verlorene Pokalfinals (1977, 1979), der Absturz in die Drittklassigkeit (1986), Bundesliga-Rückkehr (1997), Champions League (1999/2000).

Wirtschaftlich auf gutem Niveau

Und heute? Nach dem Wiederaufstieg 2013 und zuletzt zwei erfolgreichen Spielzeiten haben sich die Berliner in der Bundesliga etabliert. In der kommenden Saison trifft die Mannschaft von Trainer Pál Dárdai in der Europa League wieder auf internationale Gegner.

In einem Markt, der mit immer astronomischeren Summen geflutet wird, scheint Hertha ein Platz an den fetten Geldtöpfen der Bundesliga derzeit sicher. Für die wirtschaftliche Zukunft passt sich der Traditionsklub der Zeit an. Mit dem Finanzinvestor KKR hat Hertha bereits länger einen strategischen Partner an der Seite, Gespräche über den Einstieg eines zweiten Investors laufen.

Schwache Zuschauerzahlen

Ausbaufähig ist derweil der Zuschauerzuspruch. Lediglich 47.384 Fans aus der Millionenmetropole kamen in der abgelaufenen Saison im Schnitt ins Olympiastadion, auch deshalb träumt der Klub vom Bau einer reinen Fußballarena.

Eine Rückkehr in die "Plumpe" wird es allerdings nicht geben. Als Folge des Bundesliga-Skandals der 70er Jahre musste der Verein seine einstige Spielstätte aus finanziellen Nöten verkaufen. In der heutigen Wohnsiedlung erinnert nur noch eine Skulptur an die einstige Hertha-Heimat - und am nahe gelegenen Bahnhof seit kurzem das blau-weiße Graffiti.