29.07.2017 12:37 Uhr

"Landei" Schult: Ein Gegenentwurf zu Angerer

Almuth Schult (li.) steht beim den DFB-Damen im Tor
Almuth Schult (li.) steht beim den DFB-Damen im Tor

Nach Nadine Angerer hat Nationaltorhüterin Almuth Schult große Fußstapfen zu füllen. Doch an Selbstbewusstsein mangelt es der 26-Jährigen nicht.

Wer frische Eier oder Milch braucht, ist bei Almuth Schult an der richtigen Adresse. Die Nationaltorhüterin versorgt Teamkollegen gerne mit Nachschub aus dem Hofladen ihrer Eltern. Auf deren Bauernhof im 120-Seelen-Dorf Lomitz im Wendland verbringt die 26-Jährige immer noch gerne ihre Freizeit. Tiere füttern, Holz hacken, Trecker fahren - für die 1,80 Meter große Schult ist das der perfekte Ausgleich zum Fußball-Alltag.

Auf den ersten Blick ist die heimatverbundene Schult, die sich selbst als "Landei" bezeichnet, ein kompletter Gegenentwurf zu ihrer Vorgängerin Nadine Angerer, der Weltenbummlerin, die fast ein Jahrzehnt lang das Gesicht des Frauen-Nationalteams prägte. Doch im Gespräch entpuppt sie sich schnell als immens selbstbewusst, humorvoll und schlagfertig. Ganz wie die Comicfigur "Schlaubischlumpf" eben, die Bundestrainerin Steffi Jones ihr für die EM zugeordnet hat.

Neuer als Vorbild

Mit ihrer prominenten Vorgängerin steht die Keeperin vom VfL Wolfsburg immer noch oft im Kontakt. "Wir schreiben immer wieder, sie gibt mir auch Feedback. Sie ist eine herausragende Persönlichkeit, von der ich viel gelernt habe", erzählt sie: "Sie hat Maßstäbe gesetzt."

Maßstäbe, an denen natürlich auch Schult gemessen wird. In der Torhüternation Deutschland wird jede Unsicherheit, jeder Patzer besonders kritisch beäugt. Doch die ehrgeizige Schult lässt sich selbst von ärgerlichen Patzern nicht beirren, sondern schaut sich lieber bei prominenten Kollegen das ein oder andere ab.

"Manuel Neuer ist ein Perfektionist, er ist unglaublich gut und hat das Torwartspiel revolutioniert. Er war der erste mit perfekter Spieleinleitung", schwärmt Schult von ihrem männlichen Pendant. Marc-André Ter Stegen bewundert sie für seine Technik am Ball, Bernd Leno und Kevin Trapp für ihre Reflexe auf der Linie.

Titelsammlerin auf allen Ebenen

All diesen Kollegen hat sie sogar bereits eine Trophäe in der Titelsammlung voraus: Bei ihrem ersten Turnier als Nummer eins gewann sie mit der DFB-Auswahl im vergangenen Sommer Olympiagold in Rio. Ein Triumph in der Champions League, zweimal deutsche Meisterin und dreimal Pokalsiegerin - auch Schults Ausbeute auf Klubebene kann sich sehen lassen.

Und nach jedem Titelgewinn ist es Schult, die mit ihrer kräftigen Stimme die Einheizerin am Megaphon gibt. Beim Feiern ist das "Landei" so gar kein Kind von Traurigkeit. Auf dem Parkett kann sie Erfahrung von zehn Tanzkursen ausspielen, und auch an der Theke beweist Schult eine besondere Ausdauer. "Almuth kann feiern bis sie umfällt", verrät Teamkollegin Alexandra Popp, "und das dauert."