31.07.2017 07:58 Uhr

Heidel: Tedesco passt besser als Weinzierl

Domenico Tedesco hinterlässt auf Schalke bisher einen hervorragenden Eindruck
Domenico Tedesco hinterlässt auf Schalke bisher einen hervorragenden Eindruck

Schalkes Sportvorstand Christian Heidel hat dem neuen Trainer Domenico Tedesco vier Wochen nach dessen Amtsantritt ein exzellentes Zwischenzeugnis ausgestellt. "Das Bild, das ich von ihm im Kopf hatte, hat sich bisher zu 100 Prozent bestätigt", sagte der 54-Jährige dem "kicker".

Es sei "eine Freude, bei den Teamsitzungen dabei zu sein und zu sehen, wie aufmerksam alle Spieler zuhören. Domenico geht auf das kleinste Detail ein", lobte Heidel den 31 Jahre alten Coach weiter und führte aus: "Die neue Gruppe ist in Rekordzeit sehr gut zusammengewachsen."

An Tedesco schätzt Heidel vor allem die Liebe zum Detail. "Ihm ist eine funktionierende Gemeinschaft außerordentlich wichtig. Jeder hilft dem anderen." Am Gepäckband etwa müsse bei dem Deutsch-Italiener jeder mit anpacken. In dieser Hinsicht sei Tedesco "wie Thomas Tuchel".

Kein Kontakt zu Weinzierl

Dass Tedesco die Profi-Erfahrung von lediglich vier Monaten als Cheftrainer beim Zweitligisten Erzgebirge Aue auf die Bank des siebenmaligen Deutschen Meisters mitbringt, merke man dem Novizen "überhaupt nicht" an, so Heidel: "Ich behaupte sogar, dass er durch all seine Trainerjahre im Jugendleistungssport mehr Erfahrung in diesem Beruf hat als ein Bundesliga-Spieler mit 300 Erstliga-Partien, der nach dem Trainerlehrgang quasi direkt vom Platz auf die Bank wechselt."

Mit seinem einstigen Wunschtrainer Markus Weinzierl, den er Anfang Juni nach dem Verpassen des Europacups geschasst hatte, hat Heidel seit der Entlassung nicht mehr gesprochen. "Da muss jetzt einfach ein bisschen Zeit verstreichen, das war ja auch für ihn eine sehr emotionale Angelegenheit", erklärte der 54-Jährige.

Weinzierl sei "ohne Zweifel ein guter Trainer, der auch wieder bei einem anderen Klub erfolgreich arbeiten wird." Tedesco passe aus seiner Sicht aber "besser zu unserer Gruppe", sagte Heidel.

Goretzka-Spekulationen "teilweise amüsant"

Klar Stellung bezog Heidel auch zur Personalie Leon Goretzka. Meldungen, nach denen der Mittelfeldspieler eine Art Transferabkommen mit dem FC Bayern habe seien "völliger Quatsch". "Das ist teilweise amüsant, was da immer so erzählt und spekuliert wird", monierte der Sportvorstand.

"Mir haben Leute schon erzählt, dass Leon sich längst einig mit Bayern München sei, am nächsten Tag kommt jemand zu mir und sagt, er wisse definitiv, dass Leon unser Angebot zur Vertragsverlängerung angenommen hat", schilderte Heidel die widersprüchlichen Berichte über den 22-Jährigen.

Gleichzeitig legte sich der 54-Jährige fest: "Irgendwann wird es eine Entscheidung geben. Ich glaube, dass die Entscheidung erst einmal dahingehend fällt, ob Leon seinen Vertrag auf Schalke vorzeitig verlängert oder er verkündet, den Verein nach Saisonende zu verlassen - Ziel offen."

Kritik an überhöhten Ablösesummen

Der massive Anstieg der Preise auf dem Transfermarkt stößt Heidel zunehmend negativ auf. "Völlig explodiert" sei der Mercato, sagte der 54-Jährige und nannte als Beispiel die Ablöse von acht Millionen Euro für Knappen-Neuzugang Amine Harit.

"In unserer Branche ist so eine Summe leider Gottes inzwischen ein kleiner Betrag. Zudem muss man beachten: Ein Harit, der in seiner ersten Saison 15 Tore geschossen hätte, kostet heutzutage 50 Millionen Euro", führte Heidel aus. Der französische Angreifer Harit hatte in der abgelaufenen Saison für Ligue-1-Klub FC Nantes in 30 Spielen ein Tor erzielt.

Dennoch glaubt Heidel, dass der Fußball trotz dieser Entwicklung "gesund" bleiben kann. Voraussetzung sei, dass "das Geld aus dem Fußball-Kreislauf kommt und darin bleibt". In England gebe es jedoch viele Vereine, die fremdfinanziert würden. Mit Blick auf den deutschen Fußball hofft Heidel, dass die 50+1-Regel bestehen bleibt und "uns das erspart bleibt".