04.08.2017 09:53 Uhr

Windtner von Frauen-EM überwältigt

Windtner (re.) mit Sportminister Doskozil
Windtner (re.) mit Sportminister Doskozil

Der Traum vom EM-Finale ist für Österreichs Frauen-Nationalteam unerreicht geblieben. Beim bitteren Halbfinal-Out am Donnerstag im Elfmeterschießen in Breda gegen Dänemark fieberte auch ÖFB-Präsident Leo Windtner auf der Tribüne mit. "Klar ist die Enttäuschung riesengroß, wenn man so nahe dran ist am Finaleinzug und es letztlich doch nicht schafft", sagte der Oberösterreicher.

Mit Rang drei durfte sich der ÖFB aber über das mit Abstand größte Highlight in der Geschichte des Frauenfußballs freuen. "Es bleibt ein Resümee, das einfach überwältigend ist, weil niemand Österreich das zugetraut hat", betonte Windtner. Von den fünf Newcomern habe man klar am besten abgeschnitten, kein anderes Team schaffte den Einzug ins Viertelfinale. "Wie sich unser Nationalteam dargestellt hat, hat auch auf der internationalen Ebene mehr als positiv beeindruckt und in Österreich einen Hype und eine Euphorie ausgelöst, wie man es niemals erwarten konnte", hob der ÖFB-Boss das Positive hervor.

Nicht nur beeindruckende TV-Einschaltquoten konnten erreicht werden, beim Public Viewing am Rathausplatz waren am Donnerstag 12.000 Menschen versammelt. "Ich glaube es wurde hier sehr vor Augen geführt, was Frauenfußball wirklich bewirken kann", sagte Windtner.

Den Schwung gilt es nun mitzunehmen, der EM-Rückenwind soll positive Entwicklungen bringen. "Wir wollen einen Rollout, der von allen Verantwortlichen gemeinsam betrieben wird", erläuterte Windtner. Der ÖFB sei als koordinierende Initiative gefordert, daneben vor allem die Männer-Bundesligaclubs. "Sie sollen sich jetzt der Frauen annehmen, wenn sie erkennen welche Attraktivität der Frauenfußball bieten kann", so Windtner.

Austria bald mit eigenem Frauenteam

Aktuell haben nur SKN St. Pölten und Sturm Graz eigene Frauenteams, die Wiener Austria ist Partner von Landhaus und wird bald auch offiziell als drittes Team dazukommen. Der Rest signalisierte zuletzt noch kein großes Interesse. "Es geht darum, ein Anreizsystem zu schaffen für alle Vereine. Damit sie sich dem Frauenfußball annehmen", gab der 66-Jährige Einblick in seine Pläne. Davon, Klubs etwas vorzuschreiben, hält er hingegen nichts.

Mit Rapid, Austria und Co. könnte jedenfalls die Suche nach einem Ligensponsor besser vorangetrieben werden. Für das Nationalteam stellt sich die Frage nicht mehr, da ist mit Admiral bereits ein Partner an Bord. Doch nicht nur die bisher kaum wahrgenommene Liga soll einen Aufschwung erfahren.

Mit Unterstützung der Landesverbände soll die Anzahl der Frauenvereine genauso wie jene der Spielerinnen gesteigert werden. Ziel ist es, die 30.000er-Marke zu überschreiten. "Wir wollen in eine neue Dimension kommen. In den nächsten fünf bis zehn Jahren sollte das möglich sein", hoffte Windtner. Es wäre ein großer Sprung, aktuell spielen nämlich nicht einmal 20.000.

Mehr Geld vom ÖFB

Finanziell wird der ÖFB in Zukunft wohl etwas mehr Geld für Frauenfußball locker machen. Das alleine wird aber zu wenig sein. "Ich bin sehr glücklich und dankbar, dass der Sportminister bei drei Matches bei der EM war, das ist keine Selbstverständlichkeit. Ich glaube, dass wir die Unterstützung der Politik haben", schilderte Windtner.

Politiker werden auch bei anderen Themen mitreden. Etwa wenn es um die mögliche Ausrichtung einer Frauen-EM geht. "Ich würde hier nichts ankündigen, aber auch nichts ausschließen", sagte der ÖFB-Chef. Eigentlich einig sei man sich im Präsidium aber, dass Österreich in Zukunft wieder einmal irgendein größeres Ereignis im europäischen Fußball ausrichten sollte.

Eine männliche Nachwuchs-Endrunde könnte das auch sein. Gespielt werden könnte dabei vielleicht auch in einem neuen Nationalstadion in Wien. "Wir haben in wenigen Wochen einen großen Gipfel, da hoffe ich, dass Nägel mit Köpfen gemacht werden", verlautete Windtner.

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apa