14.08.2017 16:01 Uhr

Rydlewicz exklusiv: Chancen? "Wäre nur Gelaber"

BFC-Trainer René Rydlewicz freut sich auf die Partie gegen den FC Schalke 04
BFC-Trainer René Rydlewicz freut sich auf die Partie gegen den FC Schalke 04

In der ersten Runde des DFB-Pokals geht es klassischerweise um das Duell von David gegen Goliath. In einer dieser Partien trifft der Berliner Fußballclub Dynamo aus der Regionalliga Nord am Montag auf den Bundesligisten FC Schalke 04.

Vor dem Anstoß hat weltfussball.de exklusiv mit BFC-Coach René Rydlewicz gesprochen, der sich freut, dass der Viertligist in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt wird.

Herr Rydlewicz, was haben Sie gedacht, als klar war, dass es gegen Schalke geht?

Ich war zu diesem Zeitpunkt gerade im Auto unterwegs. Mein Sohn saß neben mir und hat die Auslosung im Internet verfolgt. Als sich dann herausstellte, dass wir gegen Schalke ran müssen, habe ich gedacht: super! Ein attraktiver Gegner, ein volles Stadion, perfekt!

Wie schätzen Sie das Spiel gegen den Bundesligisten ein?

Neben der Tatsache, dass wir ein wenig Geld verdienen durch ein volles Stadion ist das Wichtigste für mich, dass der Verein sich durch das gesteigerte mediale Interesse präsentieren kann und zwar so, wie er ist. Ich finde wichtig, dass die Menschen den Klub besser kennenlernen, mit all seinen Nachwuchsteams, den Mannschaften und Fans, die den Verein jetzt das fünfte Jahr hintereinander bedingungslos unterstützen. Deswegen ist dieses Pokal-Spiel eine tolle Chance, BFC Dynamo in den Fokus zu rücken. 

Was genau macht denn den Verein für Sie aus?

Wir haben 36 Jugendmannschaften, über 750 Kinder und Jugendliche sind bei uns aktiv, 60 Prozent davon mit Migrationshintergrund. Es gibt ein Kita-Projekt, wo wöchentlich 200 Kinder abgeholt werden, um die sich gekümmert wird. Der Verein macht sehr viel für den Sport in Berlin. Es ist einfach ein toller Fußballverein.

Welchen Schalke-Profi müssen ihre Spieler besonders im Auge behalten?

Wir müssen gar nicht unbedingt künstlich versuchen, irgendwelche Schwachstellen bei Schalke herauszufinden. Da spielt am Montag ein Marktwert von gefühlt einer Milliarde gegen Hunderttausend. Da kommt es hauptsächlich darauf an, sich so teuer wie möglich zu verkaufen und den Fans etwas zu bieten. Deswegen muss man nicht mit großartigen Analysen aufwarten, denn letztlich ist die Entfernung zwischen den Vereinen viel zu groß, um den Schlaumeier raushängen zu lassen. 

In der Liga sind sie mit einem Sieg und einem Unentschieden gut gestartet. Kann das ein kleiner Vorteil gegenüber den Königsblauen sein, die unmittelbar aus der Sommerpause kommen? 

Genau das meine ich: Bei einer Milliarde gegen Hunderttausend kann es nur darum gehen, sich gut zu präsentieren. Einen Vorteil in irgendeiner Art gibt es nicht. Wir sind selbst eine komplett neue Mannschaft, haben elf Neuzugänge. Chancen oder Vorteile lassen sich da einfach nicht beziffern. Das wäre alles nur Gelaber.

Sie selbst haben 32 DFB-Pokal-Partien absolviert. Wie sehr können Sie ihren Spielern mit dieser Erfahrung helfen?

Das lässt sich nur schwer sagen. Man kann es kaum vergleichen, weil die Vorzeichen andere waren. Ich habe als Erstliga-Spieler eher die gegenüberliegende Seite kennengelernt. Wir bereiten uns ganz normal auf das Spiel gegen Schalke vor, wie wir es auch gegen Bautzen oder Altglienicke tun. Wir schauen, was der Gegner für ein System spielt, was er für Verhaltensweisen an den Tag legt und beobachten die einzelnen Spieler. 

Beim letzten DFB-Pokal-Auftritt im Jahr 2015 gegen den FSV Frankfurt waren rund 6200 Fans im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. Wie viele erwarten Sie dieses Mal? 

Ich glaube der Nach-Wende-Rekord liegt irgendwo bei 10.000 Zuschauern. Wir haben bislang rund 12.000 Karten verkauft und erwarten etwa 15.000 Fans. 16.000 dürften maximal rein aufgrund des Pufferblocks. 

Gibt es spezielle Sicherheitsmaßnahmen?

Ich denke, dass alles getan wurde für einen reibungslosen Ablauf. Wir erwarten ein ganz normales Fußballspiel. Mir ist nochmal wichtig zu betonen, dass wir seit vielen Jahren friedlich und bedingungslos begleitet werden. Denn immer wieder wurde leider ein falsches Image verbreitet. Und deswegen bin ich auch so froh, dass sich der Verein jetzt präsentieren kann. 

ZUR PERSON: René Rydlewicz ist ein ehemaliger Bundesliga-Spieler und absolvierte insgesamt 278 Partien in Deutschlands höchster Spielklasse. Die meisten davon spulte der Mittelfeldspieler für Hansa Rostock ab. Bereits im zarten Alter von 16 Jahren feierte der heute 44-Jährige sein Debüt beim Berliner FC Dynamo und avancierte damit zum jüngsten DDR-Oberliga-Profi aller Zeiten. Seit Sommer 2016 trainiert Rydlewicz den BFC und beendete die letzte Saison auf dem 15. Platz der Regionalliga Nordost. 

Das Interview führte Chris Rohdenburg