BuLi-Feuerstuhl: Oranje-Trainer in der Schusslinie
Die Punktejagd beginnt wieder bei null, die Teams haben sich neu aufgestellt und der Pokal erste Erkenntnisse gebracht - die neue Bundesligaspielzeit klopft lautstark an die Pforte und wir haben uns erlaubt, die Stadionwurst mal wieder mit unserem ganz subjektiven Senf zu garnieren.
Welcher Trainer fliegt zuerst?
Falk Velten: The Trend is your friend, heißt es so schön. Bei Frankfurt-Trainer Niko Kovač ist das Gegenteil der Fall. Die katastrophale Rückrunde zeigt weiter Wirkung. Trotz des vermeintlich machbaren Auftaktprogramms zeigt die Formkurve weiter steil nach unten. So bleiben vom Höhenflug der letzten Hinrunde schlussendlich nur gestutzte Adler übrig. Der erste Trainer-Rauswurf ist die logische Konsequenz.
Jan Bugla: Manuel Baum. Der sympathische Augsburg-Trainer hat im Schlussspurt der abgelaufenen Spielzeit mit drei Punkten in den letzten drei Spielen in Gladbach, gegen Dortmund und in Hoffenheim zwar die Klasse gesichert, aber in dieser Saison ist Schluss. Auch wenn der FCA nicht bekannt dafür ist, seine Trainer schnell vom Hof zu jagen, wird Manuel keine Bäume mehr ausreißen.
Florian Pütz: Andries Jonker wird es bereuen, die Jugendakademie des FC Arsenal für den VfL Wolfsburg verlassen zu haben. Zwar schaffte der Niederländer den Klassenerhalt mit den Wölfen, in der kommenden Saison fordern die Verantwortlichen aber eine Leistungssteigerung. Die tritt mit einem durchwachsen verstärkten Team aber nicht ein. Schon nach wenigen Spielen ist klar, dass der VfL wieder gegen den Abstieg spielt – und Jonker muss seinen Hut nehmen.
Gerrit Kleiböhmer: Ob Dortmund, Schalke, Mainz oder Leverkusen: Anpassungsprobleme werden alle vier Teams haben. Schließlich haben alle im Sommer einen neuen Trainer eingestellt. Doch bei Bayer Leverkusen kommt erschwerend hinzu, dass die vergangene Saison noch in den Knochen steckt. Versagen der Werkself in den richtungsweisenden Spielen zum Start (Bayern, Hoffenheim, Mainz) die Nerven, steht Neu-Trainer Heiko Herrlich direkt in der Schusslinie. Sportchef Rudi Völler wird diesmal nicht so lange am Trainer festhalten, wie zuletzt an Roger Schmidt. Immerhin nahm Leverkusen die Hürde im DFB-Pokal gegen den Karlsruher SC - souverän war der Auftritt allerdings keineswegs.
Mats-Yannick Roth: Sandro Schwarz. Dieses Trainerdebüt war nichts! Schwarz kann den Rheinhessen nicht zur erhofften sportlichen Kehrtwende verhelfen. Die Talfahrt, die bereits in der Rückrunde der letzten Saison seinen Lauf nahm, setzt sich fort. Noch vor der Winterpause werden die Verantwortlichen um Sportdirektor Rouven Schröder die Reißleine ziehen und einen erfahrenen Mann verpflichten, mit dem es um nicht mehr als das Überleben in der Bundesliga gehen wird.
Christian Schenzel: Andries Jonker. Der VfL hat sich im letzten Jahr mehr schlecht als recht zum Klassenerhalt gewürgt. Ein echter Fortschritt war unter Jonker kaum zu erkennen. Mit Frankfurt, Hannover, Stuttgart und Bremen warten an den ersten fünf Spieltagen vier Gegner, die man eigentlich schlagen muss. Sollte das nicht gelingen, könnte es in Wolfsburg schnell ungemütlich werden. Jonker durfte in diesem Sommer 50 Millionen Euro für Neuzugänge ausgeben. Wenn er nicht zeitnah liefert, wird er seinen Stuhl früh räumen müssen.
Marc Affeldt: In Augsburg wird der Baum brennen, Leverkusen seine Herrlichkeit verlieren und in Mainz sieht man Schwarz - wir dürfen uns auf reihenweise blumige Schlagzeilen freuen. Wer am Ende zuerst seinen Feuerstuhl räumen muss, bleibt abzuwarten. Ich würde an dieser Stelle durchaus den Namen Peter Bosz in den Ring werfen. Die Querelen im Vorfeld erleichtern die Arbeit des Niederländers nicht unbedingt. Braucht der BVB zu lange, um das neue Spielsystem zu verinnerlichen, wird es eng.
Chris Rohdenburg: André Breitenreiter! Anspruch und Wirklichkeit passten schon in der Vergangenheit in Hannover selten zusammen. Nach schwierigem Auftakt, unter anderem gegen Schalke, Wolfsburg und den HSV, wird es schnell eng werden für den 43-jährigen Trainer des Aufsteigers. Denn eines dürfte klar sein: Die 96er werden mit aller Macht die Liga halten wollen.
Henrik Kuhl: Heiko Herrlich. Die Erwartungen an Heiko Herrlich sind immens: Rudi Völler und Co. haben jüngst das Ziel Champions League ausgerufen, obwohl man bislang noch keinen Ersatz für prominente Abgänge wie Hakan Çalhanoğlu und vor allem Javier Hernández gefunden hat. Zünden die jungen Wilden um den zuletzt überspielt wirkenden Julian Brandt, kann Bayer tatsächlich eine Rolle im Kampf um die Top 4 spielen. Dass man mit Herrlich allerdings den richtigen Coach gefunden hat, der aus den vielen vielversprechenden Talenten gestandene Bundesligaspieler macht, darf bezweifelt werden.
Philipp Küsters: Sandro Schwarz steht bei Mainz 05 gerade vor seiner ersten großen Bewährungschance im Profifußball. Nachdem er die letzten 2,5 Jahre Coach der Zweiten Mannschaft der Hessen war, ist der 38-Jährige nun für das Bundesliga-Team verantwortlich. Dieses Experiment kann gut gehen, aber die Aussicht ist eher bescheiden. Das Spielermaterial, was ihm nach den Abgängen von Córdoba, Ramalho und Krkic zur Verfügung steht, muss seine Bundesligatauglichkeit schnell beweisen. Passiert dies nicht, läuft die Uhr für Schwarz ab.