31.08.2017 11:54 Uhr

Damals: Transferbeben am Deadline Day

Crespo, Ronaldo und Nesta werden am Deadline-Day 2002 verkauft
Crespo, Ronaldo und Nesta werden am Deadline-Day 2002 verkauft

Was heute fast unmöglich erscheint, trat vor 15 Jahren ein: Am 31. August 2002 wechselten am letzten Tag der Transferperiode gleich drei Welt-Stars den Verein - für die damals exorbitante Summe von 111,5 Millionen Euro. weltfussball blickt zurück auf das große Transferbeben.

Ronaldo: Das Phänomen

Einer dieser Spieler war der amtierende Weltfußballer Ronaldo, der Inter Mailand für Real Madrid verließ. Satte 45 Millionen Euro ließen sich die Königlichen Ronaldo kosten. Nach Luís Figo 2000 und Zinédine Zidane 2001 war er damit der dritte neue Topstar innerhalb von 24 Monaten bei Real.

Ronaldo komplettierte das Ensemble der "Galaktischen". "Der König kommt. Kaum zu glauben, aber jetzt ist es wahr", titelte die "AS".

Der Wechsel allerdings entwickelte sich zu einer wahren Posse. Ursprünglich wollte Inter im Gegenzug Fernando Morientes haben und ihn sofort gewinnbringend an den FC Barcelona weiterverkaufen - als Teil der Vereinbarung.

Die Katalanen zogen sich jedoch kurz vor Mitternacht aus dem Deal zurück. Somit wurde Morientes für Mailand uninteressant. Deshalb gingen die Nerazzurri ein direktes Geschäft mit Madrid ein und gaben Ronaldo schließlich ohne Barcas Beteiligung ab.

Viele Madridistas sahen das Verhalten des verhassten Erzfeindes als Sabotage-Versuch an, um den Wechsel von Ronaldo zu Real platzen zu lassen.

Sportlich lief für den neuen Top-Star auf Anhieb alles glatt in der spanischen Hauptstadt: Im ersten Jahr schoss Ronaldo Real gleich zur Meisterschaft, in der Saison darauf wurde er Torschützenkönig der Primera División. Insgesamt traf der Brasilianer in 127 Ligaspielen starke 83 Mal.

Die erfolgreiche Ehe zwischen dem Stürmer und den Königlichen hielt fünf Jahre. 2008 zog es den Brasilianer zurück nach Mailand - allerdings zu Inters Stadtrivale AC.

Hernán Crespo: Der Unglückliche

Als Ersatz für seinen Superstar gab Inter Mailand 36 Millionen Euro für Hernán Crespo aus. Lazio Rom war aufgrund finanzieller Engpässe zum Verkauf des Argentiniers gezwungen. Das Angebot der Nerazzurri kam da gerade recht. 

Mit viel Druck als Ronaldo-Erbe gekommen, verlief die Saison 2002/03 unglücklich für den Argentinier. Anfangs bildete er mit Christian Vieri ein treffsicheres Duo. Dabei zeichnete sich Crespo vor allem als Torjäger in der Champions League aus. Hier netzte er in zwölf Einsätzen neun Mal.

Allerdings verletzte sich der Angreifer und fiel mehrere Monate aus. Am Ende der Saison standen magere sieben Tore in 18 Ligaspielen zu Buche. Nach nur einem Jahr bei Inter verließ Crespo Italien für etwa 25 Millionen Euro in Richtung Chelsea auf die Insel. Ohne seine Zwangspause hätte er womöglich eine bessere Rolle gespielt.

Alessandro Nesta: Das Urgestein

Crespo sollte aber nicht der einzige prominente Abgang Lazios an diesem 31. August sein. Auch Alessandro Nesta, Eigengewächs und langjähriger Abwehrchef, verließ den Klub. Er wechselte für 30,5 Millionen Euro zum AC Mailand, wo er eine Ära prägen sollte.

Nesta galt aber schon damals als Top-Verteidiger. "Egal, wie viele Wörter du auch gebrauchst, sie reichen nicht, um auszudrücken, wie gut er ist", sagte sein Lazio-Trainer Sven-Göran Eriksson über Nesta.

Der langjährige Milan-Teamkollege Paolo Maldini adelte den 1,97 Meter großen Defensivspezialisten später: "Nesta ist nicht nur auf technischer, sondern auch auf menschlicher Ebene ein Spieler, der nie vergessen werden wird."

Nesta machte den spektakulären Deadline-Day 2002 perfekt. Es ist nur schwer vorstellbar, wie viel Geld er, Ronaldo und Crespo in den heutigen Zeiten der irrwitzigen Transfersummen generieren würde.

Jan Bugla