28.08.2017 09:05 Uhr

Matthäus: "Löw hat sich verzockt"

Lothar Matthäus übte Kritik an Joachim Löw und Carlo Ancelotti
Lothar Matthäus übte Kritik an Joachim Löw und Carlo Ancelotti

Unter Bundestrainer Joachim Löw holte die deutsche Nationalmannschaft den WM-Titel 2014. Für Rekordnationalspieler Lothar Matthäus ist diese Ausbeute zu gering.

"Es sind viele gute Spieler da. Ich hoffe nur, dass Löw keine Experimente mehr macht wie 2012 und keine Danksagungen an verdiente Spieler wie 2016", kritisierte Matthäus den Bundestrainer in einem "kicker"-Interview: "Das hat uns zweimal bei einer EM mit das Genick gebrochen. Ich hoffe, Löw hat daraus gelernt."

Sowohl bei der EM 2012 als auch bei der EM 2016 war im Halbfinale Endstation für das DFB-Team - obwohl Löw laut Matthäus den besseren Kader hatte als die Gegner.

"Schon 2012 im EM-Halbfinale gegen Italien hat sich Löw verzockt. Und 2016 wäre es vermutlich besser gewesen, Shkodran Mustafi für Bastian Schweinsteiger spielen zu lassen, um eventuell Antoine Griezmann besser unter Kontrolle zu haben. Diese Aufstellung war eine Verbeugung vor Schweinsteiger, 2012 war es zu viel Respekt vor Andrea Pirlo gewesen" erklärte Matthäus.

Matthäus sieht Götze und Schürrle nicht in der Elf

Trotz der Kritik am Bundestrainer sieht der Europameister von 1980 die DFB-Elf als Favoriten auf die Titelverteidigung an: "Der Titel 2018 geht ganz sicher nur über Deutschland. Das Spielerangebot ist so breit, für Löw wird es schwer, die optimalen Entscheidungen zu treffen."

Laut Matthäus können lediglich acht bis zehn Spieler fest mit einer Nominierung für das Turnier in Russland rechnen. Zu diesen zählt der 56-Jährige Manuel Neuer, Mats Hummels, Joshua Kimmich, Toni Kroos, Emre Can und Jonas Hector. Mario Götze und André Schürrle sieht Matthäus derzeit nicht in der Elf. Auch Sami Khedira und Mesut Özil müssten eine verdiente Nominierung für die Startelf erst nachweisen.

Wer neben Mario Gomez für den Sturm mit nach Russland fahren soll, ist für Matthäus auch klar: "Werner würde ich immer mitnehmen. Er ist schnell, technisch gut, die Quote spricht für ihn", so der Weltmeister von 1990. "Genauso ist Stindl ein Typ, wie ihn Löw schätzt: technisch stark, Mannschaftsspieler, nach hinten fleißig. Er hat die Mannschaft in Russland geführt. Stindl ist einer der cleversten Spieler, die ich kenne, schwärmte Matthäus von dem Gladbach-Angreifer.

"Müller braucht einen Trainer, der ihn in der Elf haben will"

Als ebenfalls gesetzt betrachtet Matthäus Thomas Müller, obwohl der 27-Jährige derzeit einen schweren Stand bei Bayern München hat. "Ich bin skeptisch, dass sich das in diesem Jahr verbessert, was nicht an ihm liegt: Er braucht einen Trainer, der ihn in seiner Elf haben will, dann wird ihn Müller nicht enttäuschen", ist sich der siebenfache deutsche Meister sicher.

"Müller ist kein Siebener, kein Neuner, kein Zehner, er ist alles und zwischendrin. Carlo Ancelotti denkt und handelt jedoch streng positionsbezogen", analysierte Matthäus.