31.08.2017 16:00 Uhr

Wales zittert nur vor Arnautović

Wales fürchtet: Er trifft sogar mit geschlossenen Augen für Österreich
Wales fürchtet: Er trifft sogar mit geschlossenen Augen für Österreich

"Six points please!" Die Journalisten in Wales hatten beim ersten Medien-Termin vor den beiden WM-Qualifikationsspielen daheim gegen Österreich und in Moldau eine klare Botschaft an ihre Teamspieler. Die ersten drei Punkte sollen am Samstagabend (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) in Cardiff beim Schlüsselspiel gegen die ÖFB-Auswahl eingefahren werden. Angst haben die Hausherren dabei nur vor einem Mann: Marko Arnautović.

Der Floridsdorfer hat es längst geschafft sich auf der Insel einen Namen zu machen. Man kennt "Arnie" und hat Respekt vor seinen technischen Qualitäten. Wales weiß seit dem 6. Oktober 2016 nur allzu gut, was passiert wenn "Astronautović" einen außerirdischen Tag hat. Zwei Treffer von Arnautović beim 2:2-Remis im Ernst Happel-Stadion, man of the match, in der Offensive mit regulären Mitteln kaum zu stoppen, fast an jeder guten Aktion der Österreich beteiligt.

Die schlechte Nachricht für Wales: Marko Arnautović is back! Nach seiner Sperre in Dublin, wo er dem ÖFB-Team beim 1:1-Unentschieden in Irland schmerzlich gefehlt hatte, ist der 28-Jährige nun wieder mit dabei. "You are from Austria? Oh my god. I love Marko Arnautović!", sogar vom Taxifahrer in Cardiff gab es ungefragt eine Liebeserklärung für den 28-jährigen Ausnahmetechniker.

"He is the man to watch!"

James Chester und Chris Gunter bestätigten wenig später den Respekt ihres fahrenden Landsmanns. Die beiden Verteidiger der Waliser haben den Auftritt von Arnautović im Wiener Prater noch nicht vergessen. Das Duo hatte schon allein bei der Fragestellung von weltfussball einen "Aha"-Effekt in den Augen. Chester musste kurz schlucken. Offenbar war die Erinnerung wieder hochgekommen. "He is the man to watch, no doubt about that!", gestand der Abwehrspieler von Aston Villa.

Arnautović ist also jener Mann auf den es zu achten gilt. Darüber gibt es keine Zweifel. Sein Rekordwechsel von Stoke City zu West Ham United wird als folgerichtig betrachtet. Kein Wunder, dass die "Hammers" Millionen in die Hand nahmen. Ein Spieler dieser Qualität ist eben jeden Cent wert.

Chester ging noch einen Schritt weiter: "Er hat uns die größten Probleme bereitet und uns sehr weh getan. Wir müssen vor ihm auf der Hut sein. Wenn man ihn einmal den Ball annehmen lässt und er Tempo aufnehmen kann, dann ist er nur mehr schwer zu stoppen."

Klingt fast so wie die ÖFB-Ehrfurcht vor Wales-Superstar Gareth Bale, denn man im rot-weiß-roten Lager "doppeln" und mit Absicherung bekämpfen will."
>> Hinteregger über Bale: Im Kollektiv stoppen

"Mich interessieren keine Geschichten von John Terry"

Chester hat bei Aston Villa seit Saisonbeginn einen neuen Vereinskollegen, doch der Erfahrungsschatz von "JT" lässt den Waliser vorerst noch kalt: "Bei allem Respekt: Es ist schön mit John Terry zu spielen und ich kann sehr viel von seiner Erfahrung lernen, aber ich brauche mir jetzt wirklich keine Geschichten von ihm über eine Weltmeisterschaft anzuhören."

Viel wichtiger ist ihm da schon das Comeback des eigenen "Promis". Gareth Bale ist nach seiner Sperre beim 1:1-Remis in Serbien wieder mit dabei. Gemeinsam mit Arnautović kehren die beiden Offensiv-Zampanos also rechtzeitig vor dem Kracher im ausverkauften Cardiff City Stadium zurück. "Es ist einfach schön Gareth wieder hier bei uns zu haben."

Chris Gunter schwört auf Glastonbury und "The Cortinas"

Chris Gunter stimmt da logischerweise zu. Der Defensivspieler von Reading steht am Samstagabend vor einer besonderen Partie. Der 28-Jährige bestreitet gegen Österreich bereits sein 80. Länderspiel. Damit ist er der Mann mit der meisten Erfahrung im aktuellen Teamkader. Lediglich Rekordhalter Neville Southall mit 92 Einsätzen und Gary Speed mit 85 Partien waren noch öfter für Wales aktiv.

Das Gespräch der versammelten walisischen Presse mit Gunter gleicht einem "Verhör" beim ersten date. Man will alles vom Jubilar wissen. Über die Chancen in der WM-Qualifikation ("Es ist ganz einfach: Wir brauchen vier Siege, dann fahren wir zur Weltmeisterschaft!"), über Teamchef Chris Coleman ("Er macht einen großartigen Job und es würde uns sehr freuen, wenn er bei uns bleibt") und über seine Musikleidenschaft mit dem Glastonbury Festival und seinen Lieblingen "The Cortinas".

Als Gunter von weltfussball über Österreich gefragt wird, muss er schmunzeln. Er wirkt fast erleichtert nicht über die Farbe seiner Unterwäsche erzählen zu müssen. Erinnert sich lieber daran in Wien die 1:0-Führung vorbereitet zu haben und hat noch einen starken David Alaba im Gedächtnis. Was ihm aber am meisten im Gedächtnis blieb: "Nicht nur wegen seiner Tore: Wir müssen auf Marko Arnautović aufpassen!"

Mehr dazu:
>> "Freigänger" für Transfer-Gespräche
>> Der Star von Wales hat Probleme
>> Die besten Bilder des walisischen Nationalteams
>> Ergebnisse und Tabelle von Österreichs WM-Qualifikationsgruppe

Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Cardiff