09.09.2017 20:02 Uhr

Boateng "tief bewegt" von Nouris Schicksal

Boateng (li.) hat sich für den schwerkranken Ajax-Profi Nouri eingesetzt
Boateng (li.) hat sich für den schwerkranken Ajax-Profi Nouri eingesetzt

Kevin-Prince Boateng hat erstmals bewiesen, wie wertvoll er für Eintracht Frankfurt sein kann. In Mönchengladbach machte er den Unterschied aus und widmete sein Tor-Debüt einem jungen Niederländer mit tragischem Schicksal.

Unter seinem Trikot hatte Kevin-Prince Boateng eine Botschaft versteckt, die er unbedingt loswerden wollte. "Nouri" stand dort auf dem roten T-Shirt geschrieben. Dazu die Nummer 34. Seinen ersten Bundesligatreffer im Dress der Frankfurter Eintracht und damit das Tor des Tages beim 1:0 (1:0) gegen Borussia Mönchengladbach widmete Boateng einem "überragenden Fußballer" mit tragischem Schicksal.

Die Geschichte des jungen Niederländers Abdelhak Nouri von Ajax Amsterdam, der im Juli nach einem Herzstillstand im Test gegen Werder Bremen schwere und bleibende Hirnschäden erlitten hatte, hat Boateng "tief bewegt". Auch wenn er weder Nouri noch dessen Familie kennt, betet er für sie und verspricht: "Ich werde dieses Shirt die ganze Saison tragen."

"Da kann er nicht wegziehen"

Trainer Niko Kovač dürfte es gleich sein, was Boateng drunter trägt, solange er derart zielstrebig auftritt wie in Gladbach. Auch ohne Kapitänsbinde sei Boateng ein Führungsspieler, lobte Kovač: "Das haben wir gebraucht, und das haben wir bekommen." Einen Jungen mit "Emotionen, Gefühlen und Empathie", eine "echte Persönlichkeit" eben, die sich auch von kleinen oder größeren Fauxpas nicht aus der Ruhe bringen lässt.

Bereits nach 45 Sekunden hatte Boateng sein Trikot lupfen wollen, um Nouri zu gedenken, doch er stand im Abseits und "klaute" mit seiner Ballberührung Sturmpartner Sébastien Haller dessen erstes Bundesligator. Vorwürfe gab es keine, Sportvorstand Fredi Bobic, einst selbst mit unstillbarem Torhunger ausgestattet, äußerte sogar Verständnis für Boateng: "Er war in der Bewegung, da kann er nicht wegziehen."

Boateng schüttelte sich kurz, erzielte nach 13 Minuten auf Hallers Vorlage Frankfurts erstes Saisontor und brachte Kovačins Schwärmen. "Die Gladbacher wussten gar nicht, wie ihnen geschah", sagte der Kroate. Besser ins Spiel fanden die laut Weltmeister Christoph Kramer "dumm und naiv" gestarteten Hausherren erst, als Boateng mit Schwindelgefühlen ausgewechselt werden musste. Er hatte in der ersten Halbzeit einen Schlag an die Schläfe erhalten.

"Ein bisschen müde"

Boatengs Ausfall bewies, woran die neu zusammengestellte Eintracht noch arbeiten muss. Zwar ließen die Gäste bis auf einen Fernschuss von Lars Stindl (55.) nichts zu und überstanden selbst die siebenminütige Nachspielzeit und die Schlussoffensive der Borussia unbeschadet. Nach vorne ging allerdings auch nichts mehr.

"Vielleicht waren wir hinten raus ein bisschen müde", vermutete Bobic, betonte aber auch: "Gladbach ist keine Laufkundschaft." Kovač glaubt sogar, dass in dieser Saison "nicht viele" im Borussia-Park gewinnen werden. Dafür braucht es schon einen Spieler wie Boateng, einen Spieler, der den Unterschied ausmachen kann.