13.09.2017 13:45 Uhr

Kane: "Killer" mit verborgenen Stärken

Harry Kane ist der Superstar bei Tottenham Hotspur
Harry Kane ist der Superstar bei Tottenham Hotspur

Stürmer Harry Kane ist die Lebensversicherung der Tottenham Hotspur. Vor dem Champions-League-Duell mit Borussia Dortmund am Mittwoch (ab 20:45 Uhr im Liveticker) ruhen die Hoffnungen der Spurs besonders auf dem Knipser. Doch was macht Kane eigentlich so stark?

"Nach Messi, Ronaldo, Alexis Sánchez und ein oder zwei anderen Spielern ist er einer der Besten", adelte Everton-Teammanager Ronald Koeman jüngst Harry Kane. Der Stürmer hatte zuvor mit seinen Pflichtspieltreffern 100 und 101 entscheidend zum 3:0 Erfolg der Tottenham Hotspur bei den Toffees beigetragen.

Die Tore in Everton waren die ersten für Kane in der laufenden Saison. Zu Beginn der Spielzeit stotterte sein Motor noch. Nicht ungewöhnlich für den Nationalspieler: Noch nie in seiner Karriere hat er im August ein Tor erzielt. Kaum schlug das Kalenderblatt jedoch um, platzte der Knoten.

Seit drei Jahren zählt Kane nun zum Stammpersonal Tottenhams und knipst, außer im verfluchten Monat August, nach Belieben. Vergangene Saison krönte er sich mit 29 Toren in 30 Ligaspielen zum zweiten Mal hintereinander zum Torschützenkönig in Englands höchster Spielklasse - als erster Brite seit Premier-League-Rekordtorschütze Alan Shearer. Insgesamt erzielte Kane in 169 Pflichtspielen für die Spurs starke 101 Treffer.

Knackt Kane den Premier-League-Torrekord?

"Ist es vermessen zu denken, dass Kane möglicherweise den Torrekord von Shearer in der Premier League knackt?", fragte Skandalprofi Joey Barton angesichts der beeindruckenden Bilanz des gebürtigen Londoners. 260 Mal brachte Newcastle-Legende Shearer in der höchsten englischen Spielklasse den Ball im gegnerischen Tor unter.

Tottenham-Coach Mauricio Pochettino weiß, was er an seinem gefährlichsten Offensivakteur hat. Er vergleicht Kane mit Argentiniens Stürmer-Ikone Gabriel "Batigol" Batistuta, der zu seiner Glanzzeit in den neunziger Jahren die italienische Serie A auseinanderballerte. "Harry ist ein Killer. Batistuta schoss Tore wie Harry sie heute auch macht. Harry kann besser als er werden. Er hat das Profil, um eine Legende zu werden", sagt Pochettino.

Kanes Stärken nicht auf den ersten Blick erkennbar

Aber was macht das Phänomen Kane aus? Weder ist der Rechtsfuß pfeilschnell, noch technisch herausragend oder übermäßig begabt im Dribbling. Ein echter Sturmtank ist Kane trotz seiner Körpergröße von 1,88 Meter und seiner guten Physis ebenfalls nicht.

Pochettino attestiert ihm "unglaubliches Talent und mentale Stärke". Kane zeichnet sich darüber hinaus durch einen hervorragenden Abschluss und eine fast schon legendäre Kaltschnäuzigkeit aus.

Der 24-Jährige trifft mit rechts, links und mit dem Kopf. Für seine Gegenspieler ist er dadurch schwer auszurechnen. Außerdem weiß der Angreifer immer genau, wo er im richtigen Moment zu stehen hat.

Millionen-Offerten können Kane (noch) nicht locken

Logisch also, dass in den letzten Jahren einige schwindelerregende Millionenangebote großer Klubs beim Torjäger eintrudelten. Dem Vernehmen nach befassten sich Real Madrid und Manchester United intensiv mit Kane. Bisher lehnte er diese Offerten aber stets ab.

"Ich bin hier glücklich und will noch eine lange, lange Zeit bleiben", sagte Kane kurz vor seiner letzten Vertragsverlängerung Ende des vergangenen Jahres. Sein Kontrakt bei den Spurs läuft aktuell noch bis 2022. Mit seinem Herzensklub will er nun endlich Titel gewinnen.

Spurs international nur Außenseiter

In der Champions League treten die Spurs allerdings erneut nur als Außenseiter an. Viele Experten trauen dem englischen Vizemeister nicht einmal zu, die Gruppenphase zu überstehen. In der Gruppe mit Dortmund, Real Madrid und Underdog APOEL Nikosia dürften die Duelle mit dem BVB Schlüsselspiele ums Weiterkommen sein.

Weil die White Hart Lane ausgebaut wird, müssen die Spurs für ihre Heimspiele ins legendäre Wembley-Stadion umziehen. Dort fühlt sich die Pochettino-Elf ganz offensichtlich noch nicht heimisch: Nur eines von sieben Spielen in der 90.000-Plätze-Arena gewann Tottenham.

Immerhin: Die Partie gegen den BVB findet Mitte September statt. Deswegen können die Spurs auf Lebensversicherung Kane hoffen, denn sein August-Fluch ist überwunden.

Jan Bugla