14.09.2017 08:16 Uhr

Ex-Governance-Mitglied zeigt FIFA-Spitze an

FIFA-Boss Infantino (l.) und Russlands Vizepremier Mutko
FIFA-Boss Infantino (l.) und Russlands Vizepremier Mutko

Das ehemalige Governance-Mitglied Joseph Weiler hat bei der FIFA-Ethik-Kommission Anzeige gegen die Führungsspitze des Weltverbandes um den Präsidenten Gianni Infantino erstattet.

Das bestätigte der amerikanische Rechtsprofessor der "New York Times". Weiler war im Mai aus Protest gegen die Demission des Vorsitzenden der FIFA-Governance-Kommission, Miguel Maduro, aus dem Gremium zurückgetreten.

Damit erhöhen die im Unfrieden geschiedenen ehemaligen Mitglieder der unabhängigen Governance-Kommission den Druck auf die Führungsetage des Weltverbandes. Am Mittwoch hatte der Portugiese Maduro, ehemaliger Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof, in einer Anhörung vor dem britischen Unterhaus schwere Vorwürfe gegen Infantino und FIFA-Generalsekretärin Fatma Samoura erhoben. 

Die beiden Spitzenfunktionäre hätten laut Maduro nachdrücklich versucht, ihn von der Ablehnung der Kandidatur des mächtigen russischen Spitzenpolitikers Witali Mutko für einen Sitz im FIFA-Council abzubringen. Diesen Hintergrund hat auch Weilers Anzeige.

Infantino tief verwickelt?

Maduro hatte die Wiederwahl Mutkos, der damals vor einer Beförderung vom Sport- zum Vize-Premierminister stand, mit Verweis auf unerlaubte Einflussnahme der Politik auf die FIFA verhindert. Infantino sei darüber "sehr unglücklich" gewesen, sagte Maduro.

Samoura sei zu ihm gekommen und habe ihn gewarnt, "eine Lösung zu finden", weil sonst Infantinos Präsidentschaft infrage gestellt und die Weltmeisterschaft 2018 zum Desaster werden würde, sagte Maduro. Er ließ sich dennoch nicht von der Ablehnung Mutkos abbringen. Seitdem habe Infantino nie wieder ein Wort mit ihm gewechselt, ergänzte Maduro. Auf Infantinos Betreiben wurde er im vergangenen Mai nach nur acht Monaten im Amt nicht mehr zur Wiederwahl als Governance-Chef vorgeschlagen.

Ernste Zweifel an Reformfähigkeit der FIFA

Die britischen Parlamentarier wollten am Mittwoch auch Ex-Ermittler Cornel Borbély befragen. Die FIFA erteilte in einem Brief an das Komitee keine Erlaubnis für den Auftritt, da Borbély Geheimhaltungspflichten unterstellt sei.

"Nach den Erfahrungen, die ich im Governance-Komitee gemacht habe, hege ich ernste Zweifel an der Reformfähigkeit der FIFA unter ihrer jetzigen Führung", sagte Weiler der "New York Times". Er hoffe nach seiner Anzeige auf eine "ernsthafte Untersuchung" der Ethik-Kommission.

Die FIFA äußerte sich zur Anzeige Weilers nicht, reagierte aber auf Maduros Aussagen. Die Vorstöße Infantinos und Samouras wertete sie nicht als unerlaubte Einflussnahme, sondern als "logischen und sogar wünschenswerten Austausch" zwischen der Administration und der Kommission.