22.09.2017 13:08 Uhr

"Finger in die Wunde legen": Köln braucht Punkte

Peter Stöger will mit dem 1. Köln den ersten Sieg einfahren
Peter Stöger will mit dem 1. Köln den ersten Sieg einfahren

Am Sonntag droht dem 1. FC Köln ein Negativ-Rekord. Sollte das Tabellenschlusslicht bei Hannover 96 verlieren, hätten die Geißböcke den schlechtesten Start in der Geschichte der Bundesliga hingelegt.

Auf diesen Rekord würde der 1. FC Köln gerne verzichten. Auch wenn die Geißböcke sich in der Regel freuen, wenn sie Fortuna Düsseldorf in den Geschichtsbüchern des deutschen Fußballs überfügeln, wollen sie am Sonntag ihren rheinischen Rivalen nicht an der Spitze einer unrühmlichen Statistik ablösen.

Denn sollten die Kölner auch am 6. Spieltag (15:30 Uhr) bei Hannover 96 verlieren, hätten sie den schlechtesten Start der Bundesliga-Geschichte hingelegt. Sechs Niederlagen in den ersten sechs Saisonspielen leistete sich bislang nur Düsseldorf in der Spielzeit 1991/92, das aber eine bessere Tordifferenz aufwies.

"Ich habe immer gesagt, dass so eine Situation möglich ist. Dass es jetzt zu Anfang so ist, macht es nicht einfacher. Wir müssen lösungsorientiert arbeiten. Wir müssen Ruhe bewahren, aber auch den Finger in die Wunde legen", sagte FC-Trainer Peter Stöger auf der Pressekonferenz, der in Hannover den freien Fall stoppen will und seinen Spielern nach wie vor vertraut: "Unsere Situation ist nicht leicht, aber ich kenne den Charakter der Mannschaft. Wir kennen unsere Qualität. Wir können uns auf uns verlassen."

Stöger: "Stecken bis Winter unten drin"

Nach null Punkten, nur einem erzielten Tor und 13 Gegentreffern aus fünf Ligaspielen sowie dem 1:3 zum Start der Europa League beim FC Arsenal ist die Stimmung am Geißbockheim auf dem Tiefpunkt. Vor dem Duell in der HDI-Arena, wo die Roten unter ihrem Aufstiegstrainer André Breitenreiter bei sieben Siegen und 9:0 Toren eine weiße Weste haben, herrscht nach der tollen Vorsaison in der Domstadt bereits Götterdämmerung.

"Selbst wenn wir einen Lauf bekommen, stecken wir bis zum Winter unten drin", sagt Stöger und stellt damit alle FC-Fans frühzeitig auf einen steinigen Weg ein. Der 51-Jährige, bei dem der Ärger über diverse Entscheidungen des Videoassistenten zusätzlich die Stimmung drückt, sucht aber auch in der ersten Krise seiner mehr als vierjährigen Amtszeit das Positive: "Jetzt haben wir eine Phase, in der wir viel fürs Leben lernen können. Das dient auch dem Reifeprozess."

Er selbst werde auch in dieser schwieriger Zeit die Nerven behalten: "Es wird keinen Aktionismus geben und keine Idee, jetzt etwas völlig Neues mit einer Mannschaft zu machen, die vier Jahre lang funktioniert hat. Wenn man vier Jahre gemeinsam erfolgreich arbeitet, passiert es nicht, dass man nach drei Wochen sagt, alles ist falsch."

Modeste-Fußstapfen zu groß?

Funktioniert hat dieses Team allerdings vor allem in der vergangenen Saison dank des nach China abgewanderten Top-Stürmers Anthony Modeste, ohne dessen 25 Treffer die Rückkehr nach einem Vierteljahrhundert in den Europacup wohl nicht geglückt wäre.

Weder Neuzugang Jhon Córdoba noch Yuya Osako konnten bislang in die Fußstapfen des Franzosen treten. Auch Christian Clemens und Simon Zoller können Modeste nicht das Wasser reichen. Aber nicht nur im Sturm, auch in allen anderen Mannschaftsteilen läuft derzeit nicht viel zusammen. Dass Nationalspieler Jonas Hector die kommenden Wochen verletzungsbedingt fehlt, macht die Aufgabe für Stöger nicht einfacher.

Zudem fehlen dem FC-Coach offensichtlich die Alternativen, was sich in erster Linie Manager Jörg Schmadtke ankreiden lassen muss. Nachdem der 53-Jähige jahrelang mit kluger Personalpolitik maßgeblich zur wirtschaftlichen und sportlichen Konsolidierung des 1. FC Köln maßgeblich beigetragen hat, weht ihm nun erstmals ein scharfer Wind ins Gesicht.