23.09.2017 09:00 Uhr

Rapid sucht den "Killerinstinkt"

Louis Schaub durfte im Cup zwei Treffer bejubeln und will nun auch in der Liga nachlegen
Louis Schaub durfte im Cup zwei Treffer bejubeln und will nun auch in der Liga nachlegen

Beim SK Rapid läuft vor dem Auftaktspiel der neunten Bundesliga-Runde am Samstag (ab 16:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) gegen den Wolfsberger AC die Suche nach dem "Killerinstinkt". Zeigt man gegen die Kärntner endlich die nötige Ruhe im Abschluss?

"Die Formkurve geht nach oben, leider passt das noch nicht ganz mit den Ergebnissen zusammen", erklärte Rapid-Coach Goran Djuricin am Freitag bei der Abschluss-Pressekonferenz in Wien-Hütteldorf. Auf die Tabelle, wo der Rekordmeister nach acht Runden nur auf Platz acht liegt, sieht im Moment bei den Grün-Weißen niemand gerne. Wie schon in der vergangenen Katastrophen-Saison. "Aber das ist jetzt nebensächlich. Mit einem 'Dreier' kann man auch schnell viel weiter nach vorne kommen", lautet die Djuricin-Devise.

Seine Mannschaft ist zwar seit vier Pflichtspielen ungeschlagen, aber in der Liga reichte es zuletzt nur zu zwei Remis. Diese Unentschieden wurden dafür aber immerhin auswärts bei Doublegewinner RB Salzburg und den enorm heimstarken Altachern geholt.

In diesen Partien hatte Rapid zwar sehr starke Phasen, doch auch immer wieder Aussetzer, die letztlich nach Führungen wichtige Punkte kosteten. In diesem Zusammenhang haderte Djuricin vor allem mit der mangelnden Effizienz vor dem gegnerischen Tor. "Wenn die gepasst hätte, wären wir jetzt mit der Tabelle glücklicher. Natürlich brauchen wir Ergebnisse."

Rapid-Sportchef will nichts von Selbstmitleid hören

Der Rapid-Trainer betonte immer wieder die Wichtigkeit von "Chancenverwertung" und erwähnte dann selbst den fehlenden "Killerinstinkt" seiner Mannschaft: "Es macht bei uns Spaß im Training und auch im Spiel. Aber es würde noch viel mehr Spaß machen, wenn wir gewinnen."

Rapid-Sportchef Fredy Bickel ging gegenüber weltfussball noch einen Schritt weiter. Der Schweizer sprach unmissverständlich Klartext: "Wir dürfen uns nicht in Selbstmitleid ergeben. Schon bei unseren 2:0-Führungen gegen Mattersburg und die Austria haben wir tote Gegner wieder zum Leben erweckt. Jetzt liegen wir auch in Salzburg und in Altach vorne, aber bringen es einfach nicht über die Distanz. Das ist sicher kein Zufall mehr und deshalb muss man das auch ansprechen."

Bickel lässt dabei seine Erfahrung aus seinen erfolgreichen Zeiten bei den Grasshoppers, in Bern bei den Young Boys und beim FC Zürich einfließen: "Es bringt nichts, wenn man rumschreit. Auch wenn es sehr weh tut, muss man versuchen ruhig zu bleiben. Ich stärke das Vertrauen der Spieler, denn die Leistungen sind wirklich gut. Aber es zählen die Ergebnisse und das müssen wir so schnell wie möglich lernen."

"Wir müssen den Sack zu machen. Dazu gilt es einen Gegner am Boden liegen zu lassen und nicht auf die Beine zu helfen. Leider schießen wir uns so selbst ins Bein und stehen deshalb in der Tabelle nicht dort, wo wir stehen sollten", sagte der Sportvorstand der Hütteldorfer im weltfussball-Gespräch.

"Wir sind selbst schuld und niemand sonst. Das muss in die Köpfe rein. Vielleicht sind wir besser, als es unser Rang aussagt. Aber es reicht nicht darüber zu reden, du musst es auf dem Platz beweisen. Da sind auch Persönlichkeiten gefragt. Die Spieler müssen auch mal lauter werden, wenn es nicht läuft und ihre Führungsrolle unter Beweis stellen", lautete die ehrliche und schonungslose Analyse von Bickel.

Kann man Kaltschnäuzigkeit trainieren?

Die Rapid-Spieler hatten sich vor Saisonbeginn beim Trainingscamp in der Vorbereitung zusammengesetzt und gemeinsam ein Ziel für jedes Bundesliga-Viertel erarbeitet. Das erste Meisterschafts-Viertel geht mit der neunten Runde zu Ende, aber von der angestrebten Rückkehr ins internationale Geschäft ist man aktuell als Achter weit entfernt.

Dies gab auch ÖFB-Teamspieler Louis Schaub zu: "Das erste Saisonviertel ist sicher nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Aber wir haben gute Leistungen gezeigt und uns oft nicht belohnt. Wir müssen intelligenter werden."

Auf Nachfrage von weltfussball ob man Killerinstinkt und Kaltschnäuzigkeit trainieren kann, meinte der zuletzt zweifache Torschütze beim 4:0-Sieg im ÖFB-Cup gegen AS Koma Elektra: "Wir trainieren jeden Tag Abschlüsse. Manchmal rennt's richtig gut und manchmal weniger. Ich weiß es von mir selbst, wie schwierig es sein kann, wenn der Ball einfach nicht rein gehen will." 

Der WAC auf den Spuren eines Luftwaffensportvereins

Im Gegensatz dazu fiel das erste Saison-Resümee von WAC-Trainer Heimo Pfeifenberger deutlich zufriedener aus. "Uns hat keiner zugetraut, dass wir nach acht Runden elf Punkte haben. Das spricht für den Teamspirit."

Das starke Gemeinschaftsgefühl ist für den Ex-Rapidler wichtiger als die positive Bilanz seines aktuellen Vereins gegen die Grün-Weißen. "Ich lege nicht viel Wert auf die Statistik und schaue lieber darauf, wie die Mannschaft drauf ist. Aber vielleicht gibt es Spielern von uns zusätzliche Sicherheit."

Unglaublich aber wahr: Der Wolfsberger AC und der LSV Markersdorf sind die einzigen beiden österreichischen Mannschaften gegen die Rapid eine negative Bilanz in der Meisterschaft hat! Gegen den Luftwaffensportverein aus Markersdorf an der Pielach in Niederösterreich, der als "Auffanglager" für eingerückte Fußballspieler diente, hatte es in der Gauliga 1943/44 nur ein 3:3-Heimremis und eine 1:2-Auswärtsniederlage (durch einen Doppelpack von Ex-Rapidler Lukas "Harry" Aurednik) gegeben.
>> Die Rapid-Bilanzen gegen alle Gegner national und international

Gegen den WAC steht die Bundesliga-Bilanz aus Rapid-Sicht vor dem Heimspiel am Samstag bei sieben Siegen, fünf Remis und acht Niederlagen. Dazu kommt eine weitere schmerzliche Pleite im ÖFB-Cup.
>> Die Rapid-Bilanz gegen den Wolfsberger AC

Zumindest in der Meisterschaft könnte man mit einem Sieg in Wien-Hütteldorf vor einmal mehr imposanter Kulisse (bis Freitag waren bereits 19.000 Karten abgesetzt) für Gleichstand sorgen. Dann wäre der LSV Markersdorf am Abend ein Unikat in der rot-weiß-roten Fußballgeschichte.

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ct