23.09.2017 12:59 Uhr

Dahoud und Ginter: Der Traum der nächsten Schritte

Mahmoud Dahoud (l.) und Matthias Ginter stehen vor einem Wiedersehen mit dem Ex-Klub
Mahmoud Dahoud (l.) und Matthias Ginter stehen vor einem Wiedersehen mit dem Ex-Klub

Wenn am Samstag (ab 18:30 Uhr im Liveticker) Borussia Dortmund den Bundesliga-Nachbarn aus Mönchengladbach zum Flutlichtspiel empfängt, sind die Augen vor allem auf zwei Akteure gerichtet: Mahmoud Dahoud und Matthias Ginter. Schließlich trugen beide vor nicht allzu langer Zeit noch das Trikot des jeweils anderen. Dabei träumen beide, so unterschiedlich sie auch sind, nach ihrem Wechsel von dem nächsten großen Schritt. Doch zerplatzen die Träume, ehe sie wirklich gelebt sind?

Anzeige: FIFA 18 - Jetzt noch den Vorbesteller-Bonus absahnen!

Im Spagat den Ball behauptet, läuft Mahmoud Dahoud über die rechte Angriffsseite des BVB. Der Kopf des 21-Jährigen ist oben. Zwei Schritte näher am HSV-Kasten entscheidet er sich beim Pass für die richtige der drei Anspielmöglichkeiten: Teamkollege Christian Pulisic hat freie Bahn und markiert den 3:0-Endstand.

Ein Moment aus dem vergangenen BVB-Spiel in Hamburg, die viele der Qualitäten des Ex-Gladbachers verdeutlicht. Sicher in der Ballannahme und mit einer exzellenten Übersicht für den Mitspieler gesegnet, bereichert der Dortmunder Neuzugang derzeit das Spiel des Tabellenführers. Der Assist gegen den Hamburger SV war bereits sein zweiter in dieser Bundesliga-Saison.

Wenige Tage zuvor agierte er gegen den 1. FC Köln ähnlich überzeugend und setzte er dank seiner Übersicht Mitspieler in Szene. "Ich bin bereit für den nächsten Schritt", hatte Dahoud noch im Juni in einem seiner wenigen Interviews gegenüber der "Bild" gesagt. Nach nunmehr fünf Spieltagen für seinen neuen Klub lässt Dahouds Entwicklung zumindest seine Ambitionen erahnen.

Fleißarbeit zahlt sich aus

In der bisher mehr als spielfreudig aufgelegten Dortmunder Mannschaft sticht Dahoud zwar nicht immer hervor, macht jedoch fleißig seine Hausaufgaben: Gegen Köln, als er 90 Minuten lang spielen durfte, erreichte er eine Passquote von 94 Prozent. Außerdem gab er vier Torschüsse ab und bewies dabei seinen stetigen Drang zum gegnerischen Gehäuse. In den 24 Minuten gegen den HSV lag seine Passsicherheit bei 91 Prozent.

Dabei hatte kaum einer dem jungen Mittelfeldspieler vor der Saison Hoffnungen gemacht, viele Einsatzminuten im BVB-Zentrum zu ergattern. Zu groß die Schwächen in der Rückwärtsbewegung. Zu zurückhaltend seine Arbeit in der Zweikampfführung. Zu groß und namhaft letztlich die Konkurrenz.

Wie lange trotzt Dahoud der Konkurrenz?

Immerhin sitzen Dahoud gleich ein halbes Dutzend anderer Spieler im Nacken: Neben den bisher in der Liga stets gesetzten Nuri Şahin und Gonzalo Castro wären da noch ein gewisser Mario Götze, Shinji Kagawa oder der wiedergenese Julian Weigl. Ist Sebastian Rode wieder fit, hegt auch dieser Ansprüche.

Doch der U-Nationalspieler schaffte es bisher, die Anforderungen des Trainers zu erfüllen. Entscheidend werden die nächsten Wochen sein, wenn Bosz wieder auf alle Spieler zurückgreifen kann. So schnell sich Dahoud an das System des Niederländers angepasst hat, so rasant könnte sein Platz etwa von Julian Weigl eingenommen werden. Immerhin prägte dieser das BVB-Mittelfeld im letzten Jahr wie kaum ein anderer.

Der andere Weg: Ginter befreit sich

Einer ähnlichen Konkurrenzsituation beim BVB ist ein anderer im Sommer entgangen: Für 17 Millionen Euro verabschiedete sich Matthias Ginter aus Dortmund und schloss sich Borussia Mönchengladbach an. Ein Wechsel, den er vor allem mit der mangelnden Perspektive bei den Schwarzgelben begründete. 

"Es war schon so, dass ich oft zwischen den Positionen hin und her gependelt bin. Ich glaube, um Führungsspieler zu sein und um in der Entwicklung die nächsten Schritte machen zu können, braucht man einfach eine feste Position", erklärte der Abwehrspieler vor dem Borussen-Duell.

Schließlich machte sich Ginter in seinen drei Jahren im Ruhrgebiet nie wirklich unentbehrlich. Zu oft wurde er dort eingesetzt, wo Bedarf war. Was für manche als Zeichen für große Flexibilität und fußballerisches Können gilt, ist für Ginter eher mit Perspektivlosigkeit gleichzusetzen. Ein Wechsel als Befreiungsschlag. Ein Wechsel für den nächsten großen Schritt.

Konkurrenz für Ginter Mangelware

Der 23-Jährige nimmt am Niederrhein nun die Rolle ein, die einem Confed-Cup-Sieger zusteht: Als Abwehrchef geht der Gladbacher voran, präsentierte sich zu Saisonbeginn zweikampfstark und ballsicher. Eindrucksvoll Ginters Leistung vor allem am ersten Spieltag im Derby gegen die Kölner, als die Domstädter kein Land gegen ihn sahen.

Zusammen mit Jannik Vestergaard bildet er dabei unter Trainer Dieter Hecking ein festes Duo in der Innenverteidigung. Insofern hat er sein Ziel, dauerhaft als Stammspieler wahrgenommen zu werden, bereits erreicht.

Dennoch könnte dem Ex-Dortmunder die etwas bequemere Situation in Gladbach zum Verhängnis werden. Denn anders als bei Dahoud in Dortmund ist auf seiner Position die Konkurrenz Mangelware. Ansprüche auf seinen Platz im Zentrum erhebt schon gar keiner. Sicher ist derweil, dass beide Spieler am kommenden Samstag ihren kleinen Traum der nächsten Schritte näher kommen wollen.

Gerrit Kleiböhmer