29.09.2017 08:00 Uhr

Krankl kriegt Kontra von Koller

Ex-Teamchef gegen baldigen Ex-Teamchef: Das ist Brutalität. Bei seiner Kader-Präsentation vor den beiden abschließenden beiden WM-Qualifikationsspiele daheim gegen Serbien (am 6. Oktober im weltfussball-Liveticker) und auswärts gegen Moldau (am 9. Oktober ebenfalls im weltfussball-Liveticker) nahm Marcel Koller auch zu den schweren Vorwürfen Stellung, die zuletzt gegen ihn von Hans Krankl und Paul Scharner erhoben worden waren.

Angesprochen von weltfussball auf die Aussagen des "Goleadors" in der Sky-Sendung "Talk und Tore" ("Wenn bei mir jemand gesagt hätte auf einer bestimmten Position kann ich nicht spielen, dann hätte ich gesagt: Ist in Ordnung. Du kannst dich umziehen und brauchst nicht mehr kommen") antwortete Koller: "Da war nichts Greifbares mit dabei."

Noch härter war das ehemalige "Mentalitäts-Monster" Scharner mit dem Schweizer zu Gericht gegangen: "Die Diskussion um David Alaba hat Marcel Koller das Genick gebrochen." Dazu sagte der nunmehrige Chefcoach des FK Hagenbrunn in der 2. Klasse Donau (letzte Unterhaus-Stufe in Niederösterreich) über die Macht von David Alaba und Marko Arnautović in der Nationalmannschaft: "Die Zwei haben etwas zu sagen und sonst niemand."

Angriffe, die nicht unwidersprochen bleiben können. weltfussball gab Marcel Koller dazu am Donnerstag bei seiner Pressekonferenz im Courtyard Wien Prater/Messe die Gelegenheit. Die Replik lautete: "Ich habe mir diese Sendung auch angesehen. Es ist schon interessant, wenn Leute mitreden, die aktuell gar nicht mit dabei sind. Vielleicht haben sie in der Vergangenheit aber auch mehr Erfahrung gesammelt. Das Problem ist nur, was sie dann sagen ist nicht die reine Wahrheit."

"Ich bin immer noch Trainer dieser Mannschaft"

Der ÖFB-Teamchef erklärte weiters: "Das sind eben zwei Spieler, die sehr gute Fußballer sind. Sportdirektor Willi Ruttensteiner erstellt gerade eine Statistik von November 2015 bis zum jetzigen Zeitpunkt und dann wird man sehen, dass bei Toren und Assists Marko Arnautović die Nummer eins ist und David Alaba die Nummer zwei."

"Ich bin immer noch Trainer dieser Mannschaft und die Spieler agieren bei uns dort, wo ich glaube, dass sie ihre Stärken am meisten einbringen können. Bei uns hat David im Mittelfeld gespielt, weil wir nicht Bayern München sind. Wenn er im Nationalteam als linker Verteidiger aufgestellt wäre, dann bräuchten wir für seine Position im Zentrum einen anderen Spieler mit dieser Qualität. Aber gibt es den im österreichischen Nationalteam?", lautete die rhetorische Frage. Es gab keine Antwort. Journalisten brauchen sich eben nicht zu wichtig nehmen.

Würde auch Paul Scharner und Hans Krankl ab und zu gut zu Gesicht stellen. Scharner, der einst bei der Austria unter Joachim Löw seine Einwechslung als rechter Mittelfeldspieler verweigert hatte, verlor übrigens am Wochenende mit Hagenbrunn in Zeiselmauer 0:4. Krankl war als Torjäger, grün-weiße Ikone, Legionär beim FC Barcelona und Held von Cordoba in seiner aktiven Zeit absolute Weltklasse. Als Trainer hingegen bei Rapid und beim Nationalteam erfolglos. Verlorenes Cup-Finale gegen Stockerau und keine einzige Qualifikation mit Österreich für ein Großereignis.

Gelegentlich wäre Demut besser als große Worte.

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Christian Tragschitz