13.10.2017 13:15 Uhr

Herthas einseitige Rivalität mit Schalke 04

Die Fans in der Berliner Ostkurve sind nicht gut auf den FC Schalke zu sprechen
Die Fans in der Berliner Ostkurve sind nicht gut auf den FC Schalke zu sprechen

Berlin und Gelsenkirchen trennen 500 Kilometer, die Vereinsfarben sind die gleichen - und trotzdem gibt es eine Rivalität zwischen Hertha und Schalke. Doch die ist einseitig.

Hertha stichelt mal wieder gegen Schalke. An Berlins Bushaltestellen wirbt der Bundesligist mit einem frechen Werbeplakat für das Heimspiel am Samstag (um 15:30 Uhr im Liveticker) gegen die Königsblauen: "Auf Berlin kommt etwas Großes zu. Aber am 14.10. erstmal Gelsenkirchen."

Ein Spruch, über den die meisten Schalke-Fans schmunzeln - mehr aber auch nicht. Die angeblich so große Rivalität zwischen beiden blau-weißen Klubs wird nur in der Hauptstadt als solche empfunden. Vor dem direkten Duell betonte Hertha-Trainer Pál Dárdai: "Wir sind heiß auf das Spiel. Wir wollen unsere Fans glücklich machen."

"Den meisten ist Hertha egal"

Bei diesen Sätzen fragt sich manch ein Schalker, ob er etwas verpasst haben könnte. "So lange ich hier bin, habe ich nicht mitbekommen, dass da mal was vorgefallen ist", sagt Manager Christian Heidel.

"Den meisten ist Hertha egal", sagt Markus Mau vom Schalker Fanprojekt e.V. über die einseitige Rivalität: "Wir haben unsere Derbys im Ruhrgebiet. Die angebliche Feindschaft zu Hertha ist für uns ein bisschen vom anderen Stern."

Für Schalke ist Hertha ein ganz normaler Gegner. "Viele freuen sich auf einen Besuch in Berlin - aber nicht wegen Hertha, sondern wegen der Stadt", sagt Philipp Schmitz von der Schalker Faninitiative e.V.: "Ich war mal in Berlin in einer Bar, da hingen Scheiß-Schalke-Schals an der Wand. In Gelsenkirchen findest du nicht einen Scheiß-Hertha-Schal."

Meineid als Grund für die Feindschaft

Warum sind die Herthaner so schlecht auf die Schalker zu sprechen? Die Gründe dafür liegen weit zurück. So weit, dass sie die jüngeren Fans in der Ostkurve nur vom Hörensagen kennen. Wenn überhaupt.

Am 13. Dezember 1971 trafen beide Klubs im DFB-Pokal aufeinander, am 3:0-Sieg der Hertha hatte Zoltán Varga großen Anteil. Das Dumme daran: Der ungarische Spielmacher war vom DFB wegen Bestechlichkeit vorübergehend gesperrt worden.

Die Schalker legten Protest ein - und der DFB gab ihnen recht. Die Knappen kamen eine Runde weiter und wurden sogar Pokalsieger. Später wurde bekannt, dass auch viele Schalker, die unter Meineid ihre Unschuld beteuerten, Bestechungsgelder angenommen hatten. Schalke durfte trotzdem in der Bundesliga bleiben.

Hertha war dagegen in der Saison 1964/65 wegen der Zahlung verbotener Handgelder und überhöhter Ablösesummen zum Zwangsabstieg verdonnert worden.

Rivalitäten mit Hertha? Gibt's nicht!

Das alles ist lange her, aber die Ablehnung gegenüber dem "FC Meineid", wie Schalke in Berlin oft genannt wird, hält sich hartnäckig. Das mag auch daran liegen, dass es der Alten Dame an "natürlichen Feinden" mangelt.

Die Rivalität zu Union Berlin steckt aufgrund der deutsch-deutschen Geschichte noch in den Kinderschuhen. Unioner hassen den BFC Dynamo, Hertha ist ihnen ziemlich egal.

Also muss S04 als Feinbild herhalten. Das erfuhr einst auch Huub Stevens am eigenen Leib. Als Schalkes Jahrhunderttrainer 2002 bei Hertha anheuerte, war der Aufschrei groß. "Die Berliner Fans haben mich nicht als Trainer gesehen", sagte Stevens einmal, "sondern immer nur als Schalker."

Gegen die Blauen aus Gelsenkirchen zu gewinnen, ist für Hertha ein besonderer Anreiz. Am Samstag werden 50.000 Zuschauer im Olympiastadion erwartet, die Zahl liegt deutlich über dem Schnitt.

Und so ganz kalt lässt die Schalker das Duell auch nicht. Im Internet kursiert ein Bild von Herthas Werbeplakat mit demselben Layout, aber einem anderen Spruch: "Auf Schalke isst man Currywurst. Aber am 14.10. erstmal Hertha."