18.10.2017 11:56 Uhr

TSG gegen Başakşehir gewaltig unter Druck

Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann will mit seinem Team endlich in der Europa League punkten
Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann will mit seinem Team endlich in der Europa League punkten

Wenn nicht jetzt, wann dann? Im fünften Anlauf will und muss 1899 Hoffenheim seinen ersten Sieg auf internationaler Bühne landen - sonst könnte die Europa League für die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann bereits nach den Gruppenspielen beendet sein.

"Wenn wir die Vorrunde überstehen wollen, und das ist unser Ziel, dann müssten wir jetzt anfangen zu punkten, im besten Fall zu siegen", sagt Sportchef Alexander Rosen vor der Partie gegen den türkischen Vizemeister Başakşehir am Donnerstag (21:05 Uhr).

Im Duell der beiden Tabellenvierten und Emporkömmlinge der Bundesliga und der Süper Lig stehen beide Teams gewaltig unter Druck. Hoffenheim hat gegen Sporting Braga und bei Ludogorez Rasgrad verloren, Istanbul holte nur einen Punkt gegen die Mannschaften aus Portugal und Bulgarien. "Auch Istanbul muss gewinnen, von daher hoffe ich, dass sie ein bisschen mitspielen. Ich hoffe, dass wir uns wieder viele Chancen rausspielen und vielleicht das 2:0 nachlegen, wenn wir in Führung gehen", sagt Nagelsmann.

"Extrem viel Erfahrung"

Beim 2:2 am Samstag gegen den FC Augsburg hatten die Kraichgauer nämlich zum fünften Mal in dieser Spielzeit eine 1:0-Führung nicht in einen Sieg umwandeln können. Derzeit hakt es bei Hoffenheim, das nach den Niederlagen in Rasgrad und beim SC Freiburg auch gegen Augsburg nicht gewinnen konnte. Und mit Başakşehir, dem von Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan protegierten Klub, kommt kein leichter Gegner.

"Das ist eine sehr gute Mannschaft mit vielen Altstars, die extrem viel Erfahrung haben und abgezockte Typen sind. Da müssen wir schon einen guten Tag haben", warnt Nagelsmann. Nationalstürmer Sandro Wagner spricht von einem "extrem wichtigen Spiel". Rosen ahnt: "Es ist so, dass da viel Unangenehmes auf uns wartet. Wir werden wieder gefordert sein." Während die Hoffenheimer in der Champions-League-Qualifikation klar am FC Liverpool scheiterten, verpassten die Istanbuler gegen den FC Sevilla nur knapp den Einzug in die Königsklasse.

"Ich verfolge die türkische Liga und habe ein paar Spiele von Başakşehir gesehen - richtig gut kicken können sie, das steht fest", erklärt Hoffenheims türkischstämmiger Spielmacher Kerem Demirbay, der bis zur U21-Auswahl für das Land seiner Eltern auflief. Istanbuls Startelf ist im Durchschnitt über 31 Jahre alt - also älter als TSG-Coach Nagelsmann (30).

Nähe zu Erdoğan sorgt für Kritik

Im Kader stehen international erfahrene Profis wie Stürmer Emmanuel Adebayor, der Schweizer Gökhan Inler, Linksverteidiger Gael Clichy (zuvor Manchester City), der frühere Hamburger Eljero Elia, Nationaltorwart Volkan Babacan und der 37-jährige Kapitän Emre Belözoglu. Emre, so Demirbay, sei eine "absolute Legende in der Türkei und eine Respektsperson für mich". Als Kind habe er zu ihm aufgeschaut. "Ich werde ihn definitiv nach seinem Trikot fragen", sagt der deutsche Nationalspieler im Hoffenheimer Klubmagazin. "Und ich glaube auch, dass er mit mir tauschen will."

Başakşehir genießt allerdings nicht überall Sympathie. Der Klub hat sich in den vergangenen Jahren zum ernstzunehmenden Konkurrenten von Beşiktaş, Fenerbahçe und Galatasaray entwickelt. Kritiker werfen dem 1990 gegründeten Verein vor, die sportliche Entwicklung sei nur durch die Nähe zu Erdoğan und zur Regierungspartei AKP möglich gewesen.