19.10.2017 11:37 Uhr

DFB-Reform macht Bierhoff zum "Superminister"

Oliver Bierhoff links soll zum
Oliver Bierhoff links soll zum "Superminister" aufsteigen

Der DFB reformiert seine Struktur. Am Freitag soll über die Besetzung der künftig nur noch vier Direktorenstellen entschieden werden - Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff winkt das Amt des "Superministers".

Das Lob kam vorab und von höchster Stelle. Oliver Bierhoff habe "überragende Bedeutung" für den Deutschen Fußball-Bund, sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel schon vor der entscheidenden Präsidiumssitzung. Der ehemalige Nationalspieler sei für den Weltmeister ein "toller Botschafter" - der, wenn alles läuft wie geplant, am Freitag zum "Superminister" wird.

Der 49-jährige Bierhoff, bislang "nur" Nationalmannschaftsmanager und Hauptverantwortlicher für die neue Akademie, steht zumindest für die Öffentlichkeit im Zentrum der Strukturreform des DFB, die am Freitag beschlossen und ab 1. Januar 2018 umgesetzt werden soll. Der Europameister von 1996 soll zu einem von nur noch vier (statt bislang sieben) Direktoren aufsteigen, zum Chef des Bereichs "Nationalmannschaften und Fußballentwicklung".

Neue Aufgaben

In Bierhoffs neuen Verantwortungsbereich fallen dann unter anderem das Management und die sportliche Leitung der Nationalmannschaften (Frauen und Männer) sowie die Akademie mit den dazugehörigen Bereichen (Trainer, Ausbildung, Scouting, etc.). Insgesamt drei untergeordnete Felder bekommen einen eigenen Abteilungsleiter. Ob es zum Jahresanfang noch den einen Sportdirektor (derzeit interimsweise Horst Hrubesch) gibt, ist offen.

Neben der sportlichen Säule wird es drei weitere geben: Vereine/Verbände/Ligen, Öffentlichkeit und Fans sowie Finanzen/interne Dienste. Das ganze "System DFB" soll so verschlankt, die Arbeitsabläufe sollen vereinfacht werden. Betriebsbedingte Entlassungen soll es nicht geben, auch wenn mit einer verstärkten Fluktuation zu rechnen sein dürfte. Inklusive der Tochtergesellschaften beschäftigt der DFB derzeit rund 400 Mitarbeiter.

Initiiert hat die Reform DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius, der in seinen anderthalb Jahren im Amt an der hauptamtlichen Spitze viele Missstände ausgemacht hat. Die grundlegenden Veränderungen seien "eine sehr große Chance für den DFB, sich auf die kommenden Herausforderungen einzustellen", sagte der 41-Jährige, dessen Ziel eine "effizientere" Aufstellung des Weltmeister-Verbandes ist.

Außerordentlicher DFB-Bundestag geplant

Geprüft hatten die bisherige Struktur, die an zu vielen zu kleinen Abteilungen und auch an der zu starken Einmischung der Ehrenamtler in die Arbeit des Hauptamtes krankte, Mitarbeiter der Unternehmensberatung McKinsey. Mehr als 100 Interviews wurden geführt. Ein Ergebnis: Beim DFB fallen täglich mehr als 1100 Aufgaben an - Tendenz steigend.

Zum einen bewirbt sich der Verband um die EM 2024, die im September 2018 vergeben wird. Zum anderen soll Mitte nächsten Jahres endlich der Spatenstich für die Akademie erfolgen, der durch rechtliche Querelen der Stadt Frankfurt mit dem Renn-Klub eine gefühlte Ewigkeit verzögert worden war. Ende 2020 könnte der Umzug aus dem Stadtwald nahe der WM-Arena auf das neue Areal in Frankfurt-Niederrad vollzogen werden.

Um die Kosten abzusegnen, die wohl auf insgesamt 145 Millionen Euro steigen werden, findet am 8. Dezember ein Außerordentlicher DFB-Bundestag statt, auf dem auch über die Aufstiegsreform in der Regionalliga gesprochen werden soll.