24.10.2017 08:38 Uhr

FIFA-Wahl: Runter mit der DFB-Brille

Joachim Löw setzt mal wieder auf seine Schützlinge
Joachim Löw setzt mal wieder auf seine Schützlinge

Wenn es alljährlich um die Ehrung des Weltfußballers geht, müssen sich die Nationaltrainer und -kapitäne der Fußballwelt mit dem Dilemma auseinandersetzen: Wähle ich den Besten des Jahres oder meine Schützlinge und Teamkollegen? Was für viele Trainer möglich ist, kommt für Joachim Löw scheinbar nicht in die Tüte.

Bei der FIFA-Wahl zum besten Kicker des Jahres setzte der deutsche Bundestrainer einmal mehr auf Kicker aus den eigenen Reihen. Toni Kroos sticht für den 57-Jährigen Manuel Neuer aus. Brasiliens Superstar Neymar folgt wohl nur an dritter Stelle, da es 2017 kein weiterer DFB-Akteur in die 24 Namen umfassende Vorauswahl geschafft hat. 2016 verteilte Löw seine Punkte an seine DFB-Schützlinge Toni Kroos, Mesut Özil und Manuel Neuer.

So weit, so gut. Nun wird kaum jemand abstreiten, dass Kroos und Neuer 2017 einmal mehr Großes geleistet und es damit auch völlig verdient unter die Besten ihres Faches geschafft hat. Ein Blick über den Tellerrand würde jedoch auch Löw nicht schaden.

Schließlich sollte es bei der prestigeträchtigen Wahl darum gehen, den besten Kicker des Jahres zu küren, schnöde Sport-Politik darf ruhig einmal hinten anstehen. Denn sind wir ehrlich, so gut Kroos und Neuer auch gekickt haben, Cristiano Ronaldo kann man 2017 nicht völlig ignorieren. 

25 Tore in 29 Ligaspielen, zwölf Buden in 13 Champions-League-Partien, garniert mit dem Meistertitel und dem Erfolg in der Königsklasse sprechen für sich. 

Löw und Daum sind sich einig

DFB-Trainer hin oder her, ausschließlich auf Spieler aus dem eigenen Stall zu setzen und CR7 oder Messi hinten anzureihen, widerspricht irgendwie dem Grundsatz der W-E-L-T-Fußballer-Wahl.

Klar Löw steht nicht alleine da: Neben dem 57-Jährigen ignorierten auch die Nationaltrainer von Bangladesch, Belize, Barbados, Indien, Jamaika, Macau, Madagascar, Malta, Wales und Spanien - Herr Lopetegui wählte, oh Wunder, Sergio Ramos, Dani Carvajal und Andrés Iniesta - das Top-Duo Cristiano Ronaldo und Lionel Messi komplett. Einen Beigeschmack hat die Sache aber irgendwie, oder?

Dass es auch anders geht, zeigen Löws nicht minder namenhafte Kollegen: Frankreichs Trainer Didier Deschamps ignorierte den einzigen Vertreter der Franzosen, N'Golo Kanté, Three-Lions-Coach Gareth Southgate sparte mit Harry Kane seinen einzigen Schützling ebenfalls aus und Argentiniens Jorge Sampaoli verzichtete wenigstens darauf, neben Messi auch noch Paulo Dybala auf seine Liste zu setzen.

Marc Affeldt