24.10.2017 11:07 Uhr

Wie Phönix aus der Asche: Der SCP ist zurück

Sven Michel und Massih Wassey (r.) gehören zu den Säulen des Paderborner Erfolgs
Sven Michel und Massih Wassey (r.) gehören zu den Säulen des Paderborner Erfolgs

Der SC Paderborn hatte sich bereits aus dem deutschen Profifußball verabschiedet. Am 38. Spieltag der Drittligasaison 2015/16 reichte ein torloses Unentschieden gegen den VfL Osnabrück nicht, um die Klasse zu halten. Stattdessen sicherten sich die Amateure von Werder Bremen mit einem 1:0 gegen Aalen den Verbleib in Liga 3. Knapp ein halbes Jahr später überrollte der SCP die Werder-Reserve mit 7:1. Der Weg dahin ist ein kleines sportliches Wunder.

Die Ostwestfalen legten zwischen 2015 und 2017 eine historische Abstiegsserie hin. Von der Bundesliga ging es bis in die Regionalliga West. Es folgte eine glückliche Rettung, die nur zustande kam, weil 1860 München die Lizenzauflagen für die 3. Liga nicht erfüllte. Gemäß den DFB-Statuten durfte Paderborn als sportlich bester Absteiger die Klasse halten.

"Wir sind mit zwei blauen Augen und einem Kieferbruch in der Liga geblieben", beurteilte Paderborns Sportdirektor Markus Krösche die Situation im Juni 2017 gegenüber dem Portal "Der Westen". Für die zweite Saison der totgeglaubten Ostwestfalen in Liga 3 verlängerte Krösche den Vertrag mit Trainer Steffen Baumgart. Auch Präsident Wilfried Finke blieb an Bord und sicherte mit einer 2,2 Millionen Euro schweren Finanzspritze die Lizenz zumindest für diese Spielzeit.

Top-Offensivduo sorgt für Furore

Sportlich setzt Trainer Baumgart wieder auf junge, hungrig Spieler, die zum Teil aus unterklassigen Vereinen an die Pader wechselten. Mit Massih Wassey, der von von Borussia Dortmund II kam, und Dennis Srbeny vom BFC Dynamo sind zwei der Sommertransfers gleich wichtige Stützen in der neuen Paderborner Mannschaft. Gerade Srbeny harmoniert exzellent mit seinem Sturmpartner Sven Michel. Neun beziehungsweise sieben Tore stehen schon auf den Konten der beiden Angreifer.

Wie wichtig Dennis Srbeny für sein Team ist, zeigte sein einziger Ausfall diese Saison in der Partie gegen den 1.FC Magdeburg. Wegen einer Fußprellung verpasste der Deutsch-Kanadier das Top-Spiel, es setzte die erste und bislang auch einzige Niederlage der Saison. Trotzdem steht der SC nach 13 Spieltagen mit 34 Punkten an der Tabellenspitze und hat dabei schon 36 Tore geschossen – nur eines weniger als in den 38 Spielen der vermeintlichen Abstiegssaison.

Wunschvorstellung oder Realität?

Den Höhenflug wollen die Ostwestfalen auch im DFB-Pokal fortsetzen. Am Dienstag gastiert der VfL Bochum in der Benteler-Arena. Steffen Baumgart zeigte sich optimistisch für die Zweitrundenpartie: "Wir freuen uns auf das schöne Spiel. Wir wollen die nächste Runde erreichen." Der Coach will mit seinem Team wie in der Liga überraschen. Die nötige Portion Selbstbewusstsein haben die Paderborner mit im Gepäck.

Insgeheim hoffen die Blau-Schwarzen sicherlich auf die Parallelen zu Darmstadt 98. Die Lilien stiegen 2013 sportlich aus der 3. Liga ab. Den Klassenerhalt ermöglichten damals die Offenbacher Kickers, die keine Lizenz erhielten. Danach stiegen die Südhessen zwei Mal bis in die Bundesliga auf. Für Paderborner Fans sind das noch Wunschvorstellungen, aber die momentane fußballerische Lage lädt auch ein bisschen zum Träumen ein.

Tom Kühner