27.10.2017 12:48 Uhr

Klopp vs Wagner: Die Freundschaft muss ruhen

Klopp (li.) und Wagner (re.) treffen am Samstag aufeinander
Klopp (li.) und Wagner (re.) treffen am Samstag aufeinander

In der Krise trifft Jürgen Klopp mit dem FC Liverpool auf seinen sehr guten Freund David Wagner.

Jürgen Klopp und David Wagner werden gerne als gute Kumpels bezeichnet, doch das stimmt nicht. Sie sind mehr. "Er ist mein bester Freund. Das ist eine außergewöhnliche Situation", sagt Wagner, der Teammanager von Huddersfield Town, vor der Partie bei Klopps FC Liverpool in der Premier League am Samstag.

Wagner ist Klopps Trauzeuge. Die beiden kennen sich seit den Neunzigern, als sie zusammen beim FSV Mainz 05 spielten. Später trafen sie sich bei Borussia Dortmund wieder: Klopp als Trainer des Bundesliga-Teams, Wagner als Coach der zweiten Mannschaft.

Das große Thema vor dem Duell am Wochenende sollte aus Wagners Sicht allerdings nicht die besondere Beziehung der beiden Trainer sein, sondern die Tatsache, dass Huddersfield in einem Pflichtspiel an der Anfield Road antreten darf. "Das ist die wirklich große Geschichte für uns", sagt der 46-Jährige.

Erstes Duell seit 45 Jahren

Nach dem Aufstieg im Frühjahr trifft Huddersfield zum ersten Mal seit Februar 1972 wieder in der Liga auf den FC Liverpool - und es geht die Partie mit viel Selbstvertrauen an. Am vergangenen Wochenende gelang Wagners Mannschaft ein sensationelles 2:1 über Rekordmeister Manchester United. Eine ähnliche Leistung wünscht sich der Coach auch an der Anfield Road. "Wenn wir von der ersten bis zur letzten Sekunde voll fokussiert sind, hängt es davon ab, wie Liverpool reagiert", sagt er.

Die Freundschaft der Trainer Wagner und Klopp wird für 90 Minuten ruhen müssen. Huddersfield braucht jeden Punkt, um in der Premier League zu überleben, Liverpool steht unter Druck. Aus den vergangenen sechs Spielen in der Liga holte die Mannschaft nur einen Sieg, ist in der Tabelle auf den neunten Platz abgerutscht und hat zwölf Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Manchester City. Die Chancen auf die Meisterschaft dürften schon vor dem zehnten Spieltag dahin sein.

Klopp steht in der Schusslinie

Zuletzt gab es ein demütigendes 1:4 bei Tottenham Hotspur, die Partie hat die Schwächen in Liverpools Abwehr wieder einmal offen gelegt. Die Mannschaft hat in dieser Spielzeit schon 16 Tore kassiert - anfälliger war der Klub zuletzt 1964. Die Kritik an Klopp nimmt zu.

Der Trainer will sich davon nicht ablenken lassen, er hat zum Beispiel seinen Medien-Konsum eingeschränkt. "Soll ich lesen, wie jemand sagt, ich hätte keine Ahnung von Fußball? Das hilft nicht", sagte der frühere BVB-Coach der BBC: "Ich bin 50 Jahre alt, und ich bin klar. Ich lese das nicht."

Gegen Huddersfield muss er Lösungen für die Defensiv-Misere finden. Deshalb könnte er die Verteidigung umstellen und den bei der Niederlage gegen Tottenham in 7der ersten Halbzeit ausgewechselten Dejan Lovren aus dem Team nehmen. An seiner Stelle könnte neben dem ehemaligen Schalker Joel Matip der junge Joe Gomez spielen. Im Tor könnte der Ex-Mainzer Loris Karius eine Chance bekommen und Simon Mignolet ersetzen. "Wir werden sehen, das ist unser Job", sagt Klopp zu möglichen Wechseln in der Startelf.

So oder so: Huddersfield wird er schwerlich überraschen können. "Vielleicht zum ersten Mal konnte ich unserer Scouting-Abteilung mehr über den Gegner sagen als umgekehrt", sagt Wagner. Er kennt ihn halt, seinen besten Freund Klopp.