01.11.2017 11:49 Uhr

Hoffenheim kämpft gegen die Krise

Julian Nagelsmann und seine Elf sind in Istanbul gefordert
Julian Nagelsmann und seine Elf sind in Istanbul gefordert

Die TSG 1899 Hoffenheim will bei İstanbul Başakşehir die Chance auf das Weiterkommen in der Europa League wahren. Eine machbare, aber alles andere als leichte Aufgabe.

Als Julian Nagelsmann am Mittwochmorgen um 9:20 Uhr im legeren Trainingsanzug aus dem Mannschaftsbus stieg, hatte er seine Laptop-Tasche bereits in der Hand und nur ein kurzes "Moin" für die Journalisten übrig. Der Trainer von 1899 Hoffenheim wollte keine Zeit verlieren, für den Flug TK 3441 vom Baden-Airpark nach Istanbul war Taktik-Tüfteln angesagt.

Schließlich möchte der Bundesligist in seinem vierten Spiel in der Europa League am Donnerstag beim türkischen Vizemeister İstanbul Başakşehir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Trotz der langen Verletztenliste wollen die Kraichgauer raus aus der Krise und die Chance auf das Weiterkommen im Europacup wahren.

Demirbay erwartet besonderes Spiel

"Wenn wir abliefern und zeigen, was wir können - dann gewinnen wir", sagte Spielmacher Kerem Demirbay, der sich "ganz besonders" auf die Partie freut. Der Sohn türkischstämmiger Eltern ist nach wie vor oft bei seiner Familie in der Türkei zu Besuch und erwartet 20 Unterstützer auf der Tribüne. Die Anfeuerung wird der Confed-Cup-Sieger nötig haben. Den 24-Jährigen erwartet ein Spießrutenlauf, weil er sich im Sommer des vergangenen Jahres für die deutsche und gegen die türkische Nationalmannschaft entschieden hat.

Entscheidungen muss auch Nagelsmann treffen. Aufgrund der zahlreichen Ausfälle (Mark Uth, Pavel Kadeřábek, Lukas Rupp, Serge Gnabry, Ádám Szalai und Ermin Bičakčić) ist der Coach zum Improvisieren gezwungen. Das sind denkbar schlechte Voraussetzungen, angesichts der sportlichen Talsohle. In den vergangenen sieben Pflichtspielen hat die TSG nur einen Sieg gefeiert - im Hinspiel gegen Istanbul (3:1).

Rosen voller Zuversicht

Die Negativserie führte dazu, dass die Kraichgauer in der Liga auf den siebten Platz abgerutscht sind und in der Gruppe C der Europa League mit lediglich drei Punkten auf dem vorletzten Platz liegen. Der Sportdirektor versprühte vor dem Abflug um 10:30 Uhr dennoch Zuversicht. "Jammern ist kein Lösungsansatz. Wir gehen in das Spiel, um es zu gewinnen", sagte Alexander Rosen: "Wir sind nach wie vor voll dabei und haben es in der eigenen Hand. Wir wollen in die K.o.-Phase."

Die angespannte politische Lage zwischen Berlin und Ankara bereitet Rosen keine Sorgen. "Wir blenden das aus. Wir wollen dort nur Fußball spielen", äußerte Rosen: "Wir sind nicht die erste Mannschaft, die seit Beginn der Probleme in der Türkei spielt. Wir gehen nicht davon aus, dass es irgendwelche Schwierigkeiten für uns gibt."

Schwierigkeiten könnte den Hoffenheimern allerdings der Gegner bereiten. Denn während die namhaften Altstars der Türken um Emre und Emmanuel Adebayor im Hinspiel geschont wurden, wird der Lieblingsklub des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Donnerstag wohl in Bestbesetzung auflaufen