11.11.2017 09:18 Uhr

0:0 lässt Löw "emotional nicht hochspringen"

Das 0:0 reißt Joachim Löw nicht vom Hocker
Das 0:0 reißt Joachim Löw nicht vom Hocker

Das Testspiel der deutschen Nationalelf gegen England hatte zwar keine Tore, dafür aber einige Erkenntnisse zu bieten. Nach der Partie stand Bundestrainer Joachim Löw Frage und Antwort:

Eine Nullnummer in Wembley. Wie fällt Ihr Fazit nach dem Spiel gegen England aus?

Joachim Löw: Beide Mannschaften haben heute sehr viel Wert (darauf) gelegt, die Defensive stark zu halten, eine gut organisierte Mannschaft auf dem Platz zu haben und nicht in viele Konter zu laufen. Das hat man dem Spiel angemerkt. In der ersten Halbzeit hatten wir aber trotzdem gute Möglichkeiten. Defensiv standen wir auch sehr gut. In der zweiten Halbzeit ist das Spiel dahingeplätschert. Man hat gemerkt, dass beide Trainer einiges getestet haben.

Wo sehen Sie Optimierungsbedarf?

Was wir besser machen müssen, ist, nach Ballgewinn mit Dynamik zum Tor zu gehen. Wir haben den Ball in den eigenen Reihen gehalten. Da konnte sich der Gegner immer wieder formieren. Wir hätten besser agieren können im Umschaltspiel nach vorne. Das ist wichtig, dass wir das einschleifen Richtung WM.

Ist diese defensivere Rolle im Mittelfeld gut für Mesut Özil?

Ich habe Mesut Özil ein bisschen zurückgezogen, weil wir in der Zentrale ballsichere Spieler wollten, die von hinten kommen. Klar, seine Position ist normalerweise eins weiter vorne. Aber es hat über viele Phasen auch gut geklappt.

Wie hat Ihnen Marcel Halstenberg bei seinem Debüt gefallen?

Ich haben ihn gut gesehen. Er hat seine Sache gut gemacht. Es war sein erstes Spiel nach zwei kurzen Trainingseinheiten. Vor fast 90.000 Zuschauern in Wembley, das ist natürlich auch dann etwas ganz Besonderes. Er hat das ohne Nervosität gemacht, hat sauber hinten rausgespielt. Deswegen war ich absolut zufrieden."

Was erwarten Sie von dem letzten Saisonspiel gegen Frankreich?

Zu einem werden wir testen, gerade um zu sehen, wie sich die Spieler gegen die Besten zeigen. Dafür haben wir die Spiele bewusst ausgewählt. Es ist für mich wichtig zu sehen, auf welchem Level sich die Spieler befinden und wie sie gegen solche Gegner bestehen.

Werden Sie auch auf der Torhüterposition einen Wechsel vornehmen?

Da habe ich noch nicht drüber nachgedacht. Klar war nur das erste Spiel mit Marc-André ter Stegen. Möglich ist es. Da müssen wir in Ruhe drüber reden.

Sie wirken sehr kontrolliert, fast nüchtern. Sind sie gar nicht zufrieden mit diesem Abend?

Es war ein klasse Testspiel für uns auf gutem Niveau. Die Engländer sind sehr viel besser geworden seit 2014. Das war ein guter Test, das ist das Allerwichtigste. Mit der ersten Halbzeit war ich schon zufrieden. Womit ich nicht zufrieden war, war die zweite Halbzeit. Wir müssen gegen so starke Gegner überfallartig aus dem Mittelfeld ausbrechen und nach vorne durchziehen. Das müssen wir wieder lernen gegen starke Gegner.

Auf einer Skala von 1 bis 10, wie zufrieden sind sie also?

Es lässt mich jetzt emotional nicht hochspringen. Es gab schon Klassiker England gegen Deutschland mit einer ganz anderen Emotion, wenn es um viel ging, mit strittigen Entscheidungen, knappen Ergebnissen. Heute war es weniger emotional. Es war ein nüchternes Spiel von beiden Mannschaften.

Machen Sie sich Richtung WM Sorgen um die Fitness manch älterer Spieler wie Jérôme Boateng oder Manuel Neuer?

Nein, nein, nein. Die Belastung war immer da. Ich möchte über das Jahr möglichst fitte, gesunde Spieler. Ich möchte vor allem, dass sie am Ende der Saison leistungsfähig sind. Wenn am Ende, wie es immer mal vor Turnieren war, der eine oder andere ausfallen sollte, werden wir Alternativen haben. Dann dürfen wir nicht überrascht sein. Wenn sich jemand im Mai verletzt, dann müssen wir damit leben können. Dann werde ich nicht jammern. Ich muss gucken, dass bei uns Spieler nicht überlastet werden und dass im Verein auch darauf geschaut wird.