15.11.2017 08:34 Uhr

Löw: "Warum soll ich mir Sorgen machen?"

Beendete das Länderspieljahr ohne Niederlage: Bundestrainer Joachim Löw
Beendete das Länderspieljahr ohne Niederlage: Bundestrainer Joachim Löw

Ohne Niederlage hat das DFB-Team das Länderspieljahr 2017 beendet. Auf der Pressekonferenz nach dem spannenden 2:2 gegen Frankreich stellte sich Bundestrainer Joachim Löw den Fragen der anwesenden Journalisten.

Herr Löw, die Mannschaft hat ungeschlagen das Jahr beendet, in letzter Sekunde das 2:2 gegen Frankreich gesichert. Wie zufrieden sind Sie?

Mit dem Jahr insgesamt kann man hochzufrieden sein. Es war ein hochinteressantes und spannendes Spiel auf sehr gutem Niveau, wie man es sich wünscht. Es gibt wichtige Erkenntnisse. Es war gut, dass wir zweimal aus einem Rückstand zurückgekommen sind, dass wir nicht nervös geworden sind. In der zweiten Halbzeit haben wir mehr in die Zwischenräume gefunden, mehr Druck gemacht.

Die Franzosen wirkten in einigen Situationen spritziger, machen Sie sich Sorgen?

Dass wir nicht komplett eingespielt sind, war klar. Die Mannschaften wurden in den beiden Spielen gegen England und Frankreich ein bisschen getauscht. Und Frankreich ist gespickt von vielen guten Spielern, das ist absolute Spitze vor allem in der Offensive. Warum soll ich mir Sorgen machen? Ich mache mir Gedanken. Ich weiß, dass wir uns in einigen Dingen einspielen müssen. So etwas hat mir nie eine schlaflose Nacht bereitet. Wir wissen ganz genau, was wir zu tun haben.

In welchen Bereichen müssen Sie vor allem ansetzen?

In der Qualifikation hatten wir Spiele mit meist 70, 80 Prozent Ballbesitz. Die Gegner jetzt geben mehr Räume zum Bespielen. Diese Räume muss man nutzen. Gegen Frankreich haben wir das in der zweiten Halbzeit schon besser gemacht. Die Spieler wissen, worum es geht. Über das Wesentliche haben wir immer wieder gesprochen, was wir erwarten, mit welcher Einstellung die Spieler die Saison durchziehen müssen. Es geht um Feinabstimmung in der Defensive, Kompaktheit und Organisation.

Wie wichtig war noch der späte Ausgleich?

Es ist schön, wenn man in der 90. Minute den Ausgleich erzielt und das Jahr so beendet. Es war ein schöner Angriff über Mesut Özil und Mario Götze. Aber das Ergebnis hat nicht die absolute Priorität. Es ist gut, dass man bei einem Rückstand das Gefühl hat, man kommt zurück.

Was ist die Serie von nun 21 Spielen ohne Niederlage wert?

Auch wenn du jetzt alle Spiele gewinnst, spielt es bei der WM nicht so eine Rolle. Wir sind fußballerisch mit Frankreich und einigen anderen Nationen auf höchstem Niveau. Was man bei einem Turnier braucht, ist mentale Stärke und körperliche Robustheit. Die Spiele in der K.o.-Runde stehen alle auf der Kippe. Ein 7:1 wie gegen Brasilien in einem Halbfinale wird es nicht mehr geben. Da entscheiden kleine Dinge.

Mario Götze hat nach einem Jahr wieder im Nationalteam gespielt, was kann er der Mannschaft geben?

Mario ist körperlich schon auf einem sehr guten Niveau. Er bewegt sich sehr gut. Aber man muss ihm nach einem halben Jahr ohne Spielpraxis noch Zeit geben. So eine Aktion, die zum zweiten Tor führte, war schon klasse. Er ist auf einem guten Weg, ich bin sehr zufrieden. Er hat keine einfachen Jahre hinter sich. Er wird besser und besser, aber er braucht noch ein bisschen.

Wie bewerten Sie den Auftritt von Torwart Kevin Trapp?

Andi Köpke und ich hatten ein gutes Gefühl, obwohl Kevin Trapp in seinem Verein schon ein paar Monate nicht gespielt hat. In zwei, drei Aktionen hat er super reagiert und Chancen zunichte gemacht. Gerade gegen Frankreich, wo er im Fokus stand, so eine Ruhe und Ausstrahlung zu haben, ist eine gute Leistung.

Was sagen Sie zum WM-Aus der Italiener?

Ich finde es schade, wenn so eine große Nation nicht dabei ist. Da fehlt ein bisschen was. Ich hätte mich für Italien gefreut, wenn sie dabei gewesen wären. Es ist aber auch eine Chance für einen Neuanfang.