17.11.2017 10:30 Uhr

Wolf: Richtiges Händchen und alte Liebe im Blick

Benjamin Pavard (r.) wurde unter Hannes Wolf beim VfB Stuttgart zum französischen Nationalspieler
Benjamin Pavard (r.) wurde unter Hannes Wolf beim VfB Stuttgart zum französischen Nationalspieler

Wenn am Freitagabend der VfB Stuttgart und Borussia Dortmund den zwölften Spieltag der Fußball-Bundesliga eröffnen, kommt es auch zum Wiedersehen von Stuttgarts Trainer Hannes Wolf mit seinem ehemaligen Verein. Ein Trainer, der im Schwabenland bisher mit dem richtigen Händchen punktet. Und einer, der sich auch eine Rückkehr zu den Wurzeln vorstellen kann.

Lange ist es nicht her, dass Hannes Wolf als Dortmunder Coach an der Seitenlinie stand. Bevor er die Stuttgarter übernahm, coachte er die U17, die U19 und die zweite Mannschaft des BVB. Zwei dieser Teams führte er zu Titeln. Sowohl mit der B-, als auch mit der A-Jugend gewann er die Meisterschaft.

Verständlich, dass das Spiel für ihn aus persönlicher Sicht ein ganz besonderes sein wird. "Dortmund ist ein Teil von mir. Zudem habe ich über sieben Jahre beim BVB gearbeitet. Bei aller Verbundenheit werde ich aber am Freitag alles dafür tun, dass der VfB gewinnt", sagte Wolf jüngst gegenüber der "Bild".

Die Schwaben trainiert der 36-Jährige seit Ende September 2016. Der ehemalige Sport-Vorstand Jan Schindelmeiser lotste den Nachwuchscoach als Nachfolger von Jos Luhukay und Olaf Janßen an den Neckar. Doch dort hatte er keinen leichten Einstand. Die Stimmung war nach einem mäßigen Saisonstart und den Streitereien zwischen Schindelmeiser und Luhukay, die letztlich zum Rücktritt des Niederländers führten, sehr angespannt.

Wolf, der Talentförderer

Doch Wolf behielt die Ruhe und bewies Mut, indem er mit Benjamin Pavard und Carlos Mané schon in seiner zweiten Partie Neuzugänge aufstellte, für die Luhukay keine Verwendung hatte. Dagegen setzte er routinierte Spieler wie Hajime Hosogai und Tobias Werner im Laufe der Saison immer wieder auf die Bank.

Seine Entscheidungen in Sachen Aufstellung und Mannschaftsführung zahlten sich schließlich aus. So stand am Ende der direkte Wiederaufstieg in die Bundesliga fest. Der nächste Erfolg in seiner noch jungen Trainer-Laufbahn.

Zu Beginn seiner ersten Bundesliga-Saison holte der Übungsleiter mit Oral Mangala und Dženis Burnić zwei vielversprechende Talente nach Stuttgart. Youngsters, die er bereits aus seiner Zeit beim Dortmunder Nachwuchs bestens kannte. Personalentscheidungen, mit denen Wolf auch seinen Mut bewies, vor allem auf junge und unerfahrene Spieler zu setzen.

Mangala kam bislang in neun Bundesliga-Partien zum Einsatz und könnte auch gegen den BVB in der Startelf stehen. Der defensive Mittelfeldspieler scheint unter Wolf den Sprung vom A-Juniorenspieler zum Bundesliga-Profi geschafft zu haben. Dagegen wird Burnić das Spiel gegen seinen Ex-Verein gelb-rotgesperrt verpassen. Beide hätten in Wolf jedoch keinen besseren Förderer finden können und werden auch in Zukunft Einsätze bei den Schwaben sammeln.

BVB-Trainer? Wolf sagt nicht Nein

Wolf punktet beim VfB dabei mit seiner bodenständigen Art, durch die er den Fokus auf das Wesentliche legt: die anstehende Partie gegen Dortmund. Ebenso wie die Anhänger weiß auch der VfB-Trainer, dass keine einfache Partie auf sein Team wartet.

"Wir überlegen, wie wir die Dortmunder knacken können. Aber wir wissen auch, dass wir dafür eine Top-Leistung brauchen, um das zu schaffen", so Wolf im Vorfeld des Flutlichtspiels. Vor allem der "fußballerischen Qualität" des BVB müsse seine Mannschaft entgegenwirken.

Allzu große Sorgen werden sich die Stuttgarter jedoch nicht machen müssen. Immerhin haben sie in Wolf einen Trainer, der bisher in vielen Entscheidungen die richtige Wahl getroffen hat. Wie lange sie ihren Übungsleiter allerdings im Schwabenland halten können, steht auf einem anderen Blatt.

"Stuttgart war nie geplant, dann bin ich hier Trainer geworden", gab Wolf vor dem Liga-Duell zu: "Darum würde ich natürlich auch nicht sagen, dass es nicht möglich ist, Trainer des BVB zu werden." Vorher will der 36-Jährige allerdings gegen seine alte Liebe ein gutes Händchen beweisen.

Tom Kühner