16.11.2017 17:32 Uhr

Mertesacker: Dank Mustafi mittendrin statt nur dabei

Im Mittelpunkt: Per Mertesacker ist als Kapitän beim FC Arsenal gefragt
Im Mittelpunkt: Per Mertesacker ist als Kapitän beim FC Arsenal gefragt

Noch einmal richtig angreifen, noch einmal um den Startplatz und die Führungsrolle kämpfen. Per Mertesacker hat sich für seine letzte Spielzeit beim FC Arsenal viel vorgenommen. Während der "Big fucking German" zum Saisonstart nur in der wenig geliebten Europa League eine kleine Rolle spielte, ist er nun wieder voll im Mittelpunkt - auch dank unfreiwilliger Mithilfe eines Landsmannes und Abwehrkollegen: Shkodran Mustafi.

Vier Spiele dauerte die bisher beste Phase der Gunners in dieser Premier-League-Saison an. Vier Spiele gelangen gegnerischen Stürmern kein Tor. Zwischen dem 4. und 7. Spieltag holten die Londoner satte zehn Punkte und schoben sich in Reichweite zur Liga-Spitze. Vier Spiele, in denen Shkodran Mustafi als wichtiger Bestandteil der Gunners-Dreierkette die Null hielt.

Verständlicherweise wünschte sich jeder Fan der Kanoniere, die Serie würde ewig weitergehen. Nach schier endlosen Anläufen in der Liga könnte nach 14 Jahren endlich wieder eine Meisterschaft herausspringen. Doch wie so häufig lief es anders. Der Nationalspieler verletzte sich am Oberschenkel, Arsenal verlor am 8. Spieltag beim FC Watford mit 1:2. Kaum war Mustafi weg, fing sich die Mannschaft von Arsène Wenger also wieder Tore.

Prompt hagelte Kritik auf die lustlos und zerstreut wirkenden Londoner ein. Selbst Watford-Angreifer Troy Deeney sagte hinterher, Arsenal habe "zu wenig Eier" gezeigt. Schon nach dem ersten Zweikampf habe er gespürt, dass ein Sieg möglich sei.

Mertesacker: Der Führungsspieler

Worte, die vor allem bei Per Mertesacker gar nicht gut ankamen. Denn der Hüne ersetzte seinen verletzten Landsmann, traf gar per Kopf zum 1:0-Führungstreffer. "Im Nachhinein ist es immer einfach zu sagen, dass uns etwas fehlt", so der Deutsche zum Seitenhieb und forderte seine Mannschaft auf, selbst die Leistung zu bewerten: "Wir sollten in erster Linie auf uns selbst gucken."

Plötzlich war Mertesacker wieder mittendrin statt nur dabei. Als Kapitän, Wortführer, Führungsspieler. Der Verteidiger stand auch bei den Siegen gegen Everton (5:2) und Swansea (2:1) auf dem Rasen. Allein im Top-Spiel gegen Manchester City (1:3) musste "Merte" wegen einer Erkältung passen. 

Trotz - oder gar wegen - seiner 33 Jahren ist Mertesacker nun ein Fixpunkt, mit dem nur wenige Gunners vor der Saison gerechnet haben. Schließlich bestritt er in der vergangenen Saison wegen einer langwierigen Knieverletzung nur zwei Pflichtspiele. Ein zusätzlicher Pfeiler sozusagen, dessen Einfluss nicht nur von außen, sondern auch auf dem Rasen wertvoll ist.

Wenger huldigt Mertesacker

"Per ist hier der absolute Chef", erklärte Teamkollege Granit Xhaka voller Respekt gegenüber der "Sport Bild" im Sommer: "Wenn er was sagt, egal ob auf dem Platz oder in der Kabine, stehen alle anderen stramm und schlagen die Hacken zusammen - egal wie sie heißen."

Das Karriereende kündigte Mertesacker dabei schon vor der Saison an. Ein Wechsel ins Arsenal-Management das erklärte Ziel. Ab der Spielzeit 2018/19 agiert er als Leiter der Jugendakademie der Londoner. Als "großartiges Beispiel für junge Spieler", so Wenger bei der Bekanntgabe, soll Arsenals Nummer vier für eine goldene Zukunft sorgen.

Kehrt mit Mustafi die Null zurück?

Zurück im Hier und Jetzt richtet sich der Blick auf das anstehende Spitzenspiel und London-Derby gegen Tottenham Hotspur (Samstag, 13:30 Uhr). Dann wird der 33-Jährige voraussichtlich vor einer erneuten Rückkehr stehen. Einmal mehr ist dabei sein Auftreten als Anführer gefragt. Schließlich konnten die Gunners in der Liga gegen den Erzrivalen in den letzten sechs Spielen keinen Sieg einfahren.


Shkodran Mustafi fiel ganze acht Pflichtspiele für den FC Arsenal aus

Hoffnung macht indes die baldige Rückkehr von Null-Garant Shkodran Mustafi, der unlängst wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen ist und auf einen Einsatz wartet. Ob er gegen die Spurs wieder von Anfang an aufläuft, wollte Wenger erst kurzfristig entscheiden.

Dabei wird jedoch schnell klar: Kommt Mustafi zurück, muss Mertesacker wieder auf die Bank, da Laurent Koscielny und Nacho Monreal gesetzt sind. Dann müsste der gebürtige Hannoveraner erneut von außen Einfluss nehmen - so unfreiwillig und unverhofft, wie er überhaupt zu seinen Spielanteilen in dieser Saison gekommen war. Mittendrin ist Mertesacker allerdings so oder so.

Gerrit Kleiböhmer