19.11.2017 17:49 Uhr

Schweigender Raffael beendet seine Tor-Krise

Raffael führte Gladbach mit einem Doppelpack zum Sieg
Raffael führte Gladbach mit einem Doppelpack zum Sieg

Borussia Mönchengladbach feiert dank Raffael den dritten Auswärtssieg in Folge und stößt in die Spitzengruppe der Liga vor.

Nach seiner Gala in Berlin wollte Raffael einfach nur weg. Der Brasilianer lehnte alle Interviewanfragen ab und eilte in die Kabine. Mit seinem Doppelpack beim 4:2 (3:1) in Berlin bei Hertha BSC hatte der 32-Jährige alle Kritiker Lügen gestraft und Gladbach in der laufenden Saison erstmals auf einen Champions-League-Platz geführt.

"Mich freut es für Raffa, weil er immer so selbstkritisch ist", sagte Gladbachs Trainer Dieter Hecking. Ob sich sein Matchwinner über die tolle Vorstellung freute, wusste aber auch Hecking nicht: "Er macht immer so ein Gesicht, da weiß man nicht, wie man es deuten soll. Er wusste aber auch, dass die letzten Spiele nicht das Gelbe vom Ei waren."

Seine Mitspieler hatten eh nur wenig Verständnis für die öffentliche Kritik an Raffael. "Wenn einer, der so lange auf hohem Niveau spielt, eine Schaffenspause hat, darf man nicht verrückt werden", sagte Weltmeister Christoph Kramer. Und Nationalspieler Lars Stindl meinte: "Natürlich kriegen wir die mediale Kritik mit, aber intern war das nie ein Thema."

Löw beobachtet das Spektakel - und Stindl

Doch die Flaute war unübersehbar. Der trickreiche Maestro strahlte keine Gefahr mehr aus, fand sich kurzzeitig sogar auf der Bank wieder. An seiner alten Wirkungsstätte in Berlin (2008 bis 2012) blühte der Routinier aber auf. Erst traf er sehenswert aus 25 Metern in den Winkel (20.), dann entschied er die Partie zum 4:2 (78.). "Vielleicht lag es an der Berliner Luft", sagte Hecking schmunzelnd.

Am Ende freuten sich die Borussen über den dritten Auswärtssieg in Folge, der sie auf Platz vier katapultierte. "Für uns war es wichtig, hier vor dem Bayern-Spiel etwas mitzunehmen", sagte Hecking mit Blick auf den Klassiker am kommenden Samstag im Borussia-Park. "Wir wollen auch gegen die Bayern etwas holen", sagte der Coach.

Grund zur Freude hatte erneut Nationalspieler Stindl, der mit seinem Treffer nach Vorarbeit des starken Schweizers Denis Zakaria (5.) den Torreigen eröffnet hatte - vor den Augen des Bundestrainers. "Ich wusste nicht, dass Joachim Löw im Stadion ist. Umso mehr freut es mich, dass ich eine ordentliche Leistung abgeliefert habe", sagte Stindl, der im Kampf um die WM-Tickets gepunktet haben dürfte.

Videobeweis zahlt sich aus

Aufregung gab es vor dem 2:0 per Handelfmeter durch Thorgan Hazard (14.). Erst der Videobeweis stellte das Handspiel von Karim Rekik fest. Die Fans pfiffen, weil sie bei der Unterbrechung so lange im Unklaren gelassen wurden. Auch Herthas 2:3 durch Mitchell Weiser (71.) wurde dank des Videobeweises richtigerweise nicht abgepfiffen. "Das sind die Momente, warum der Videobeweis eingeführt wurde", lobte Hecking.

Hertha erlebte einen rabenschwarzen Samstagabend. Nach 20 Minuten lagen die Hauptstädter im eigenen Stadion schon 0:3 hinten, ehe Vedad Ibisević (28.) mit seinem Tor neue Hoffnungen schürte. Am Ende reichte es jedoch nicht zum Punkt, die Hauptstädter sind der Abstiegszone auf Rang 14 gefährlich nahe. "Das tut weh", gab Trainer Pál Dárdai zu und forderte: "Jetzt müssen wir auswärts siegen."