22.11.2017 13:35 Uhr

Douglas Costa bei Juve: In der Mandzukic-Falle

Douglas Costa ist vom FC Bayern an Juventus verliehen
Douglas Costa ist vom FC Bayern an Juventus verliehen

Bayern-Leihgabe Douglas Costa zählt bei Juventus vor dem Champions-League-Kracher gegen den FC Barcelona am Mittwoch (ab 20:45 Uhr im Liveticker) nicht zum Stammpersonal. Das größte Problem des Brasilianers in Turin sind nicht unbedingt die eigenen Leistungen, sondern ausgerechnet ein anderer früherer Münchner: Mario Mandzukic.

Die Aufholjagd kam zu spät. 0:3 lag Juventus bei Sampdoria durch drei Gegentore in der zweiten Halbzeit bereits zurück. Dass Gonzalo Higuaín und Paulo Dybala in der Nachspielzeit noch zwei Treffer für die Alte Dame erzielten, war nicht mehr als Ergebniskosmetik.

Douglas Costa durfte in Genua einmal mehr nicht über 90 Minuten mithelfen. Erst in der 73. Spielminute wechselte Trainer Massimiliano Allegri den 27-Jährigen ein. Immerhin: Den Weg zu Dybalas 2:3 ebnete Costa mit einem klugen Pass in den Lauf des Argentiniers.

"Ich möchte da sein, wenn ich gebraucht werde", sagte der Edelreservist nach der Partie und bescheinigte seinem Team brav ein "gutes Spiel".

Costas Bilanz bei Juventus bislang ernüchternd

Costas Bilanz nach den ersten Monaten in Turin liest sich ernüchternd: Der Kurzeinsatz beim Tabellensechsten der Serie A am vergangenen Wochenende war zwar sein 15. Pflichtspiel im Juve-Trikot. Doch nur siebenmal stand der Nationalspieler von Beginn an auf dem Platz. Gerade in wichtigen Spielen gegen starke Gegner setzt Allegri nicht auf den 1,70 Meter kleinen Dribbler.


Douglas Costa (u.) zählt bei Juventus nicht zum Stammpersonal

Satte sechs Millionen Euro ließ sich Juventus dem Vernehmen nach die einjährige Leihe des früheren Ukraine-Legionärs kosten. Noch einmal dieselbe Summe kassiert Costa an Gehalt. Bislang rentierte sich das Investment für die Turiner nicht.

Mandzukic blockiert Costas Lieblingsposition

Costa brauche "noch etwas Zeit", sich an den italienischen Fußball zu gewöhnen, bescheinigte Allegri dem Neuzugang im September. "Auch vermeintlich schwächere Teams sind in Italien taktisch sehr gut ausgebildet. Man hat als Spieler weniger Freiheiten, oft wird man gedoppelt", erklärte der Coach damals.

Auch zwei Monate später ist ein Stammplatz für den in München nach schwachen Leistungen aussortierten Offensivspieler nicht in Sicht – trotz ansteigender Formkurve in den letzten Wochen.

Costas Lieblingsposition auf dem linken Offensivflügel blockiert bei Juventus ausgerechnet der gelernte Mittelstürmer Mario Mandzukic, von 2012 bis 2014 ebenfalls beim FC Bayern aktiv. Der Kroate spielt die ungewohnte Rolle als Außenspieler bereits seit dem Frühjahr. Die Kämpfernatur etablierte sich dort mit starken Leistungen.

Allegri war der Taktik-Kniff nach eigener Aussage eines Morgens nach dem Aufwachen eingefallen. Die Umstellung erlaubte es dem Trainer in der Schlussphase der vergangenen Saison, Juves Offensiv-Stars Mandzukic, Higuaín, Dybala, Juan Cuadrado und Miralem Pjanic zusammen auflaufen zu lassen. Die souveräne sechste Meisterschaft in Folge sowie der Einzug ins Finale der Königsklasse gaben dem Coach Recht.

Ex-Coach warnt Douglas Costa vor langer Anlaufzeit

An Costa ist es nun, über konstant starke Leistungen in die Phalanx der Arrivierten einzubrechen – und das möglichst zeitnah.

"Er muss versuchen, schnell in Form zu kommen. Denn in Italien wird man schnell aussortiert, wenn man diese nicht sofort sieht", warnt Costas Ex-Coach Mircea Lucescu, der den ehemaligen Münchner aus fünf gemeinsamen Jahren bei Schachtar Donezk kennt.


Juve-Legende Gianluigi Buffon umarmt Neuzugang Douglas Costa 

In die Karten spielt Costa die aktuell eher unbefriedigende sportliche Gesamtsituation Juves. Der in den letzten Jahren stets gut geölte Motor der Bianconeri stottert. In der Liga belegen die Turiner nur einen enttäuschenden dritten Platz. Das erste Gruppenspiel gegen Barça verloren die Turiner deutlich mit 0:3.

Das erneute Duell mit Lionel Messi und Co. bietet Costa nun die nächste Gelegenheit, ein Ausrufezeichen im Kampf um einen Stammplatz zu setzen. Allegri wollte sich im Vorfeld des Spiels allerdings noch nicht festlegen, ob er den von einigen Experten geforderten Costa von Beginn an spielen lässt – oder erneut Mandzukic das Vertrauen schenkt.

Tobias Knoop