23.11.2017 10:26 Uhr

Real im Tiefflug: Wackelt Zidanes Stuhl?

Zinédine Zidane ist bei Real Madrid nicht mehr unumstritten
Zinédine Zidane ist bei Real Madrid nicht mehr unumstritten

Real Madrid steckt in der Primera División in einer veritablen sportlichen Krise. Vor dem Auftritt gegen Kellerkind FC Málaga am Samstag (ab 16:15 Uhr im Liveticker) rückt auch Trainer Zinédine Zidane ins Kreuzfeuer der Kritik. Ob bei den Königlichen wirklich eine Ära Zidane entstehen kann, ist fraglich.

Seriös und professionell – so bezeichnete ein gut gelaunter Zinédine Zidane die Leistung seiner Mannschaft beim 6:0-Erfolg in der Champions League gegen Underdog APOEL Nikosia.

Seriös und gelassen gibt sich der Real-Coach selbst gerne, wenn es um Kritik an seiner Mannschaft geht. Doch der Formverfall der Königlichen ist unverkennbar.

Zehn Punkte Rückstand auf den Erzrivalen aus Barcelona in La Liga, nur Gruppenzweiter in der Champions League. Für Real-Verhältnisse ist die laufende Saison sportlich bisher eine mittlere Katastrophe.

Nach den Pleiten gegen Aufsteiger Girona und Tottenham brodelte es im Klub. Das lahme 0:0 im Derbi madrileno bei Atlético konnte die Stimmung nicht verbessern. Real steckt in der Krise, auch wenn Zidane sich weigert, dieses Wort in den Mund zu nehmen.

"Zidanes Anzug bekommt Flecken"

Das Königsklassen-Gastspiel in Tottenham sollte nach der peinlichen 1:2-Niederlage in Girona die Wende bringen. Stattdessen brachte es eine 1:3-Watsche und jede Menge Ernüchterung.

In den spanischen Sportmedien hagelte es anschließend Kritik. "Zinédine Zidane hat die Kontrolle verloren", klagte "Sport". "Es war die schwärzeste Nacht von Zidane", befand Spaniens auflagenstärkste Sportzeitung "Marca".

Selbst die "As" hielt sich nach der Blamage in Wembley nicht mehr zurück. "Zidanes Anzug bekommt Flecken", titelte das traditionell Real-freundliche Blatt.

Ronaldo kritisiert Personalpolitik

Probleme macht Zidane die fehlgeschlagene Transferpolitik. Mit Álvaro Morata, Pepe und dem zum FC Bayern verliehenen James Rodríguez haben drei Leistungsträger den Verein verlassen.

Der Verlust des verdienten Trios soll auch Cristiano Ronaldo nicht gefallen haben. Vor dem Derby äußerte sich CR7 gegenüber "Diario Gol" kritisch. "Wenn Sie mich fragen, aufrichtig - jedes Team der Welt würde seine großen Spieler vermissen", wird der Portugiese zitiert.

Verpflichtet wurden im Gegenzug ausschließlich junge Talente, keines älter als 23, die allesamt noch nicht das Weltklasse-Niveau erreichen, das "Zizou" von seinen Spielern verlangt. Auch hier sieht Ronaldo ein Problem. "Die jungen Spieler sind unsere Zukunft, aber sie sind eben noch sehr jung, und manchmal ist Erfahrung eminent wichtig", mahnte der Weltfußballer.

Cooler Zizou

Zidane bleibt trotz aller Kritik noch immer seriös und cool. "Es gibt andere Jobs, die nicht so leicht sind wie dieser", sagte der Coach und ergänzte: "Ich bleibe optimistisch, egal was passiert. Ich vertraue den Spielern. Wir durchlaufen eine Situation, in der manche Leute beunruhigt sind, aber ich bin es nicht."

Auf die jüngsten Vorwürfe reagierte der Franzose fast poetisch. "Ich bin nicht der beste Trainer der Welt. Genauso wenig würde ich jetzt behaupten, dass ich der schlechteste bin. Im Leben gibt es gute und schlechte Tage", parlierte der 45-Jährige.

Unrecht hat Zidane damit sicher nicht. Weitere gute Tage, am besten schon gegen Málaga, würden dem Franzosen und seiner Mannschaft allerdings helfen, wenn wirklich eine "Ära Zidane" in Madrid entstehen soll.

Lennart Wegner