23.11.2017 13:12 Uhr

Verletzungsmisere trübt Stimmung beim FC Bayern

Arjen Robben musste gegen Paris Saint-Germain verletzt raus
Arjen Robben musste gegen Paris Saint-Germain verletzt raus

Noch vor dem Schlusspfiff humpelte Thiago mit starrem Blick und auf Krücken in die eisige Nacht von Anderlecht, wenig später hetzte Sportdirektor Hasan Salihamidzic sichtlich genervt aus der Arena.

Die schwere Verletzung des spanischen Superstars überschattete das schmeichelhafte 2:1 (0:0) von Bayern München beim belgischen Meister RSC Anderlecht. Und weil auch Arjen Robben eine Zwangspause droht, wollten Salihamidzic und Co. über das Champions-League-Gruppenfinale gegen Paris Saint-Germain in zwei Wochen erst gar nicht sprechen.

"Das ist mir total egal jetzt. Ich kann über Paris nicht nachdenken, ich habe andere Probleme", schimpfte der Sportchef und fügte mit Blick auf die Personallage an: "Es ist keine gute Stimmung. Thiago hat eine schwere Muskelverletzung, er fällt länger aus, wahrscheinlich mehrere Monate. Bei Arjen Robben wissen wir noch nicht genau. Wir wollen hoffen, dass in den nächsten Tagen wieder ein paar Spieler zurückkommen."

Thiago hatte sich bei einem Zweikampf unmittelbar vor der Pause verletzt und verließ gestützt von "Doc" Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt das Spielfeld. Bei Robben war wenig später Schluss.

Das Lazarett wächst

Vier Wochen vor der Winterpause werden die Personalsorgen der Bayern immer größer. Torhüter Manuel Neuer, Franck Ribéry und Thomas Müller fehlen schon länger, in Belgien musste Trainer Jupp Heynckes auch auf David Alaba, Rafinha und Kingsley Coman verzichten. "Für den Moment können wir uns keine Ausfälle mehr leisten, die Decke wird immer dünner", kommentierte der Coach.

Auf Robben muss Heynckes in der Bundesliga bei Borussia Mönchengladbach am Samstag höchstwahrscheinlich verzichten. Ob Coman dann wieder fit ist, ist ebenso offen wie die Rückkehr von Alaba und Rafinha.

Neuer fehlt mindestens bis Januar, immerhin stehen Müller und Ribéry kurz vor einem Comeback. "Wir müssen uns sortieren und ausruhen. In den nächsten Tagen wissen wir mehr", sagte Salihamidzic: "Es wäre schön, wenn wir den einen oder anderen Spieler wieder fit bekommen."

Das ist angesichts der schlechten Leistung in Anderlecht bitter nötig. Zwar trafen Robert Lewandowski (51.) und Corentin Tolisso (77.), doch das waren neben einem ordentlichen Pflichtspieldebüt des jungen österreichischen Linksverteidigers Marco Friedl die einzigen positiven Nachrichten des Abends.

Heynckes: "Haben sehr schlecht gespielt"

Der Sieg war nicht verdient, Neuer-Vertreter Sven Ulreich rettete mehrfach stark. Entsprechend sparte Trainer Heynckes, der auch sein neuntes Pflichtspiel gewann, nicht mit Kritik.

"Wir haben in der ersten Halbzeit sehr schlecht gespielt. Die Mannschaft war nicht wiederzuerkennen", sagte er. Abwehrchef Jerome Boateng sprach vom "schlechtesten Spiel seit langem", dies sei "nicht unser Anspruch. Jeder muss sich hinterfragen."

Auf dem Bankett zu später Stunde stimmte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge dagegen versöhnlichere Töne an. "Das Spiel wird nicht in die Annalen des Weltfußballs eingehen", sagte der 62-Jährige: "Aber das macht nichts. Wichtig ist, dass man solche Spiele gewinnt, das haben wir getan."

Und als Rummenigge wenig später noch ein lautes "Happy Birthday" für das Vorstandsmitglied Andreas Jung anstimmte, schien die schlechte Stimmung kurzzeitig verflogen. Doch der Blick auf den leeren, für Thiago bestimmten Sitzplatz brachte die Sorgen zurück.