12.12.2017 10:56 Uhr

Vogts springt Scholl bei: "Eine Schande"

Vogts fordert einen Sonderlehrgang für Trainer
Vogts fordert einen Sonderlehrgang für Trainer

Vor wenigen Tagen hat Mehmet Scholl mit seiner Kritik an den jungen Trainern der Bundesliga und am Ausbildungssystem des DFB für Aufruhr gesorgt. Nun springt Berti Vogts dem ehemaligen Bayern-Kicker zur Seite.

"Ich habe dazu eine klare Meinung: Im deutschen Fußball gibt es tatsächlich ein Ausbildungsproblem bei den Trainern", schrieb Vogts in einer Kolumne bei "t-online": "Wir haben nicht mehr die Qualitäten eines Otto Rehhagel, eines Hennes Weisweiler, Udo Lattek oder Ernst Happel, um nur ein paar zu nennen."

Er sei froh, dass mit Jupp Heynckes ein Routinier in Deutschlands höchste Spielklasse zurückgekehrt ist. "Der tut dem deutschen Fußball unheimlich gut. Das beweist doch die Tabellensituation – plötzlich sind sie mit acht Punkten vorne und Herbstmeister. Das spricht für Erfahrung", so der 70-Jährige, der sich "extrem freuen" würde, wenn Heynckes beim FC Bayern München noch ein Jahr dranhängen würde.

Vogts contra Nagelsmann: "Respektlosigkeit"

Hoffenheim-Coach Julian Nagelsmann, immerhin Trainer des Jahres 2017, bekommt indirekt die volle Breitseite des Europameister-Trainers von 1996 ab. "Mit welcher Respektlosigkeit die jungen Trainer teilweise an den Europapokal rangehen, das macht schon nachdenklich", ärgerte sich Vogts und fügte hinzu: "Was wir uns im deutschen Fußball über Jahre erarbeitet haben, das wird innerhalb weniger Wochen einfach so weggeworfen." Für den deutschen Fußball sei das "eine Schande".

"Wenn man sieht, in welchen Gruppen wir in der Europa League ausgeschieden sind: Das ist peinlich", legte der 70-Jährige nach: "Und das tut dem deutschen Fußball weh, weil es selbst verschuldet ist."

"Früher waren wir eingespielt auf unser deutsches System"

Der Mangel an Trainern, die selbst auf europäischem Niveau gespielt haben, sei eklatant, so die Analyse des ehemaligen Gladbach-Profis, der sich dafür aussprach, Sonderlehrgänge für verdiente Spieler einzuführen, wie es sie früher gab: "Da sind Trainergrößen wie Joachim Löw oder Matthias Sammer bei herausgekommen." 

Die aktuelle Spieler-Generation sei mit den vielen Systemumstellung der jungen Trainer jedenfalls heillos überfordert, mutmaßte Vogts. "Eine Woche Viererkette, dann Dreierkette, dann Fahrradkette. Früher waren wir eingespielt auf unser deutsches System", motzte der Terrier: "Man kann doch den jungen Trainern, die nie selbst ein Champions- oder Europa-League-Spiel erlebt haben, nicht erklären, was da gefordert ist. Das muss man schon selbst herausfinden."